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Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman

Titel: Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
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geschlungen, dass die SIG auf den Piloten zielte; die Glock hielt er an Lamaisons Genick gedrückt.
    Danach wurde alles leichter.
    Der Pilot saß weiter wie versteinert da. Die Bell befand sich immer noch im Schwebeflug. Die Rotorblätter knatterten, und die Maschine beschrieb wie zuvor einen Rechtskreis. Die Tür blieb durch den Fahrtwind einladend weit offen. Reacher winkelte seinen Ellbogen stärker an und zog Lamaison in seinem Sitz höher, bis die Schultergurte sich ganz strafften. Dann legte er seine Glock weg, angelte O’Donnells Schlagring aus der Tasche, er hielt ihn wie ein Werkzeug in der Hand und sah sich kurz um. Er streckte den Arm aus und zog Dixon so heran, dass sie mit dem Rücken zu ihm lag; benutzte die scharfen Kanten des Schlagrings, um ihre Sisalhandfessel zu durchtrennen.
    Dixon machte ihre Arme steif, und die Sisalfasern rissen langsam, eine nach der anderen. Lamaison begann sich zu wehren, doch Reacher klemmte ihn noch fester ein, was den Vorteil hatte, dass Lamaison nach Atem ringend aufgab, aber zugleich den Nachteil, dass die SIG nicht mehr präzise auf den Piloten zielte. Aber der Pilot versuchte nicht, diesen Vorteil zu nutzen. Er reagierte überhaupt nicht. Er saß einfach nur da, hielt den Steuerknüppel mit der rechten Hand umfasst, hatte die Füße auf den Heckrotorpedalen und ließ die Bell weiter ihren langsamen Rechtskreis fliegen.
    Reacher sägte blindlings weiter, eine Minute lang. Zwei. Dixon bewegte die Arme, hielt ihm neue Sisalstränge hin und prüfte die Festigkeit der restlichen. Lamaison begann sich erneut zu wehren. Er war ein großer Mann, muskulös und kräftig, stiernackig, breite Schultern. Und er hatte Angst. Aber Reacher war größer und stärker, und Reacher war zornig. Zorniger, als Lamaison ängstlich war. Reacher drückte fester zu. Lamaison kämpfte weiter. Reacher überlegte, ob er sich die Zeit nehmen solle, ihn k.o. zu schlagen, aber er wollte, dass Lamaison für später bei Bewusstsein blieb. Deshalb sägte er stur an dem Sisalstrick weiter, und plötzlich gab ein ganzes Faserbündel nach, und Dixons Handgelenke waren frei. Sie richtete sich kniend auf. Reacher gab ihr den Schlagring sowie seine Glock und nahm die SIG von der linken in die rechte Hand.
    Danach wurde alles viel leichter.
    Dixon handelte clever, indem sie den Schlagring ignorierte und mit gefesselten Füßen wie eine Meerjungfrau zu Lamaison hinüberrobbte, in dessen Taschen sie eine Geldbörse, eine weitere SIG und O’Donnells Springmesser fand. Zwei Sekunden später waren ihre Fußfesseln durchtrennt, zehn Sekunden danach war O’Donnell befreit. Durch das stundenlange Gefesseltsein waren sie steif und verkrampft, und ihre Hände zitterten heftig. Aber sie hatten keine schwierigen Aufgaben zu bewältigen, mussten nur den Piloten unter Kontrolle bringen. O’Donnell packte den Kerl am Kragen und drückte ihm die Mündung einer SIG unters Kinn. Ein aufgesetzter Schuss konnte unmöglich danebengehen, auch wenn seine Hände noch so sehr zitterten. Ganz unmöglich, das begriff der Pilot. Er blieb passiv. Reacher drückte Lamaison seine SIG ans Ohr, beugte sich zum Piloten hinüber und fragte: »Höhe?«
    Der Pilot schluckte trocken, dann antwortete er: »Tausend Meter.«
    »Wir wollen etwas höher«, sagte Reacher. »Versuchen wir’s mit fünfzehnhundert.«

81
    Als der Hubschrauber im Steigflug seinen langsamen Rechtskreis verließ, schwang die offene Tür einen Augenblick hin und her und fiel dann mit einem Knall zu. In der Kabine wurde es still. Vergleichsweise sehr still. O’Donnell drückte dem Piloten nach wie vor seine SIG an den Kopf. Reacher hielt Lamaison noch immer so weit in seinem Sitz hochgezogen, wie es die Schultergurte zuließen. Lamaison hatte seine Hände auf Reachers Unterarm und zerrte daran, aber ohne wirklichen Nachdruck. Er war seltsam träge und passiv geworden. Als spürte er genau, was ihm drohte, könnte aber nicht glauben, dass es wirklich passieren würde.
    Wie Swan es nicht konnte, dachte Reacher . Und Orozco es nicht konnte und Franz nicht und Sanchez nicht.
    Er spürte, wie die Bell in den Schwebeflug überging. Hörte die Rotorblätter stehende Luft wegschaufeln, hörte die Triebwerke heulen. Der Pilot schaute zu ihm hinüber und nickte.
    »Höher«, sagte Reacher. »Geben wir noch hundert Meter zu. Wir wollen eine ganze Meile.«
    Der Triebwerkslärm veränderte sich, das Knattern der Rotorblätter klang heller, und der Hubschrauber stieg erneut, langsam

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