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Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman

Titel: Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Kabine wurde es still.
    Reacher war als Erster draußen. Er kämpfte sich durch Wolken aus warmem Staub, schickte Dixon und O’Donnell voraus, damit sie sich mit Neagley trafen, und wandte sich dann wieder dem Hubschrauber zu. Er öffnete die rechte Cockpittür und schaute zu dem Piloten hinein. Der Mann war noch auf seinem Sitz angeschnallt. Er schnippte mit einem Fingernagel gegen die Anzeige des Treibstoffmessers.
    »Klasse Landung«, lobte ihn Reacher. »Sie sind ein guter Pilot.«
    Der Kerl sagte: »Danke.«
    »Und diese Karussellsache«, sagte Reacher. »Wie Sie dort oben dafür gesorgt haben, dass die Tür offen geblieben ist. Clever gemacht.«
    »Grundzüge der Aerodynamik.«
    »Aber Sie hatten natürlich reichlich Übung.«
    Der Pilot schwieg.
    »Viermal«, sagte Reacher. »Mindestens, soviel ich weiß.«
    Der Pilot schwieg.
    »Diese Männer waren meine Freunde«, sagte Reacher.
    »Lamaison hat mir befohlen, das zu tun.«
    »Sonst?«
    »Sonst würde ich meinen Job verlieren.«
    »Das war alles? Sie haben zugelassen, dass diese Verbrecher vier lebende Menschen aus Ihrem Hubschrauber werfen, nur um Ihren Job zu behalten?«
    »Ich werde dafür bezahlt, dass ich Anweisungen aus führe.«
    »Haben Sie schon mal von den Nürnberger Kriegsver brecherprozessen gehört? Diese Ausrede zieht nicht mehr.«
    Der Pilot sagte: »Es war unrecht, ich weiß.«
    »Aber Sie haben’s trotzdem getan.«
    »Was ist mir anderes übriggeblieben?«
    Reacher sagte: »Sie hätten alles Mögliche tun können.« Dann lächelte er. Der Pilot entspannte sich ein wenig. Reacher schüttelte den Kopf, als wäre ihm das alles unverständlich, beugte sich hinein und tätschelte dem Mann die Wange. Ließ seine Hand wie als freundliche Geste dort auf der anderen Seite seines Gesichts. Er schob den Daumen bis Augenhöhe, legte den Zeigefinger an seine Schläfe und ließ die restlichen drei Finger hinter seinem Kopf ins Haar gleiten. Dann brach er dem Kerl mit einem einzigen kräftigen Ruck das Genick. Anschließend bewegte er den Kopf vor und zurück, von einer Seite zur anderen, um sicherzugehen, dass das Rückenmark wirklich durchtrennt war. Er wollte nicht, dass der Kerl querschnittsgelähmt aufwachte, dass er überhaupt wieder aufwachte.
    Er ging davon und ließ ihn weiter angeschnallt auf seinem Sitz zurück. Sah sich nach zwanzig Metern noch mal um. Ein Hubschrauber in einem Arroyo, leicht schräg, Fahrwerk eingefahren, Tanks leer. Ein Absturz. Der Pilot noch im Cockpit, bei Aufschlag erlittene Verletzungen, ein bedauerlicher Unfall. Nicht perfekt, aber glaubwürdig .
    Neagley hatte ungefähr fünfzig Meter von der Senke entfernt geparkt – etwa auf halber Strecke zu Edward Deans Haustür. Ihre Scheinwerfer waren noch immer aufgeblendet. Als Reacher den Civic erreichte, drehte er sich zu einem weiteren prüfenden Blick um. Die Bell 222 war ziemlich gut versteckt. Nur das oberste Stück der Rotorantriebswelle war gerade noch zu erkennen. Die Rotorblätter selbst waren durch ihr Gewicht herabgesunken und unsichtbar. Der Staub setzte sich allmählich. Neagley, Dixon und O’Donnell standen in einer engen Dreiergruppe beisammen.
    »Alles okay?«, fragte Reacher.
    Dixon und O’Donnell nickten, Neagley nicht.
    »Bist du sauer auf mich?«, fragte Reacher sie.
    »Nicht richtig«, antwortete sie. »Aber ich wär’s gewesen, wenn du Mist gebaut hättest.«
    »Du solltest inzwischen rauskriegen, wohin die Raketen unterwegs sind.«
    »Das hast du bereits gewusst.«
    »Ich wollte eine zweite Meinung. Und die Adresse.«
    »Okay, hier sind wir also. Keine Raketen.«
    »Die sind noch unterwegs.«
    »Hoffentlich.«
    »Kommt, wir besuchen Mr. Dean.«
    Sie zwängten sich in den winzigen Civic, und Neagley fuhr die fünfzig Meter bis zu Deans Haus. Dean machte nach dem ersten Klopfen auf. Anscheinend hatten der Triebwerkslärm des Hubschraubers, das Knattern seiner Rotorblätter und Neagleys Lichtspiele ihn geweckt. Er sah nicht gerade wie ein Raketenwissenschaftler aus, eher wie der Footballtrainer einer drittklassigen Highschool. Er wirkte groß und schlaksig und hatte strubbeliges aschblondes Haar. Reacher schätzte ihn auf Mitte vierzig. Er trug eine Trainingshose und ein T-Shirt, aber keine Schuhe. Schließlich war es kurz vor Mitternacht.
    »Wer seid ihr, Leute?«, fragte er.
    Reacher erklärte ihm, wer sie und weshalb sie hier waren.
    Dean hatte keine Ahnung, wovon der sprach.

84
    Dass Dean leugnen würde, hatte Reacher erwartet. Lamaison hatte

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