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Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman

Titel: Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
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er.«
    Reacher schüttelte den Kopf. »Nicht genau wie er. Nicht im Entferntesten so gut.«
    »Sehr freundlich von Ihnen.«
    »So war’s eben. Ich habe ihn immer sehr bewundert.«
    »Er hat mir von Ihnen erzählt. Von Ihnen allen, meine ich. Immer wieder. Manchmal bin ich mir wie eine zweite Frau vorgekommen. Als wäre er schon mal verheiratet gewesen. Mit Ihnen allen.«
    »So war’s eben«, wiederholte Reacher. »Das Militär war wie eine Familie. Das heißt, wenn man Glück hatte, und wir hatten Glück.«
    »Das hat Calvin auch immer gesagt.«
    »Ich glaube, dass er anschließend noch mehr Glück gehabt hat.«
    Angela lächelte wieder automatisch. »Vielleicht. Aber dann hat das Glück ihn im Stich gelassen, stimmt’s?«
    Charlie beobachtete sie. Seine halb geschlossenen Franz- Augen betrachteten sie kühl abschätzend. Angela sagte: »Vielen Dank, dass sie gekommen sind.«
    »Können wir irgendetwas für Sie tun?«, fragte Reacher.
    »Können Sie Tote wieder lebendig machen?«
    Reacher schwieg.
    »Wie er immer von Ihnen geredet hat, würde es mich nicht wundern, wenn Sie’s könnten.«
    Neagley sagte: »Wir könnten die Täter aufspüren. Darin waren wir früher gut. Und dadurch würden wir ihn fast wieder zurückbringen. Im übertragenen Sinn.«
    »Aber eben nicht wirklich.«
    »Nein, das nicht. Tut mir sehr leid.«
    »Wozu sind Sie hier?«
    »Um Ihnen unser Beileid auszudrücken.«
    »Aber Sie kennen mich nicht. Ich bin später auf der Bildfläche erschienen. Ich hatte nichts mit alldem zu tun.« Sie wandte sich ab, schien in die Küche gehen zu wollen. Dann überlegte sie es sich anders, kehrte um, quetschte sich seitlich zwischen Reacher und Neagley hindurch und ließ sich im Wohnzimmer in einen Sessel fallen. Legte beide Hände auf die Armlehnen. Reacher sah, wie ihre Finger sich bewegten. Nur ein kaum wahrnehmbares Muskelzittern, als würde sie im Traum Maschine schreiben oder Klavier spielen.
    »Ich war nicht Teil Ihrer Gruppe«, sagte sie. »Manchmal habe ich mir gewünscht, ich hätte dazugehört. Calvin hat sie so viel bedeutet. Mit den Sonderermittlern legt man sich nicht an, sagte er oft. Diesen Slogan benutzte er dauernd. Hat er im Fernsehen ein Footballspiel gesehen, in dem ein Quarterback spektakulär von den Beinen geholt wurde, meinte er: Yeah, Baby, mit den Sonderermittlern legt man sich nicht an. Das sagte er auch zu Charlie. Hat Charlie gejammert, weil er irgendetwas tun sollte, hat Calvin ihm erklärt: Charlie, mit den Sonderermittlern legt man sich nicht an.«
    Charlie sah auf und lächelte. »Man legt sich nicht mit ihnen an«, wiederholte er mit piepsender Kinderstimme, aber ganz im Tonfall seines Vaters.
    Angela fragte: »Sie sind wegen eines Slogans hier, oder?«
    »Eigentlich nicht«, antwortete Reacher. »Mehr wegen seines Hintergrunds. Wir waren eine verschworene Gemeinschaft. Das ist alles. Ich bin hier, weil Calvin für mich da gewesen wäre, wenn’s mich an seiner Stelle getroffen hätte.«
    »Wäre er für Sie da gewesen?«
    »Ich denke schon.«
    »Er hat das alles aufgegeben, als Charlie geboren wurde. Ohne Druck von meiner Seite. Aber er wollte ein guter Vater sein. Bis auf das leichte, sichere Zeug hat er alles aufgegeben.«
    »Das sieht nicht danach aus.«
    »Nein, anscheinend nicht.«
    »Woran hat er zuletzt gearbeitet?«
    »Oh, Entschuldigung«, sagte Angela. »Ich hätte Ihnen einen Platz anbieten sollen.«
    Im Wohnzimmer gab es kein Sofa, dafür war kein Platz. Jedes normalgroße Sofa hätte den Durchgang zu den Schlafzimmern blockiert. Stattdessen gab es zwei Sessel und für Charlie einen Schaukelstuhl in Kindergröße. Die Sessel standen auf beiden Seiten eines kleinen offenen Kamins, in dem sich eine Terrakottavase mit blassen getrockneten Blumen befand. Charlies Schaukelstuhl hatte seinen Platz links neben dem Kamin. In die Rückenlehne war mit einem Lötkolben oder einem glühenden Schüreisen sein Name eingebrannt: sieben Buchstaben in sauberer Druckschrift. Ordentliche, aber keine professionelle Arbeit. Vermutlich von Franz selbst. Ein Geschenk eines Vaters für seinen Sohn. Reacher betrachtete die Schrift einen Augenblick lang. Dann nahm er in dem Sessel gegenüber von Angela Platz, und Neagley setzte sich auf die Armlehne. Dort war ihr Oberschenkel kaum zwei Fingerbreit von seinem Körper entfernt, ohne ihn jedoch zu berühren.
    Charlie stieg über Reachers Füße hinweg und hockte sich in seinen Schaukelstuhl.
    »Woran hat Calvin gearbeitet?«, fragte Reacher

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