Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman
erneut.
Angela Franz sagte: »Charlie, du sollst rausgehen und ein bisschen spielen.«
Charlie entgegnete: »Mom, ich möchte hierbleiben.«
Reacher fragte: »Angela, woran hat Calvin zuletzt gearbeitet?«
»Seit Charlie da ist, hat er nur noch Personenüberprüfungen gemacht«, antwortete Angela. »Damit war gutes Geld zu verdienen. Vor allem hier in L.A. Jeder macht sich Sorgen, ob er etwa einen Dieb oder einen Junkie einstellt oder mit einem ausgeht oder einen heiratet. Jemand hat jemanden im Internet oder einer Bar kennengelernt und dann als Erstes seinen Namen bei Google eingegeben und als Nächstes einen Privatdetektiv angeheuert.«
»Wo hat er gearbeitet?«
»Er hatte ein Büro in Culver City. Gemietet, wissen Sie, nur einen Raum. An der Kreuzung Venice La Cienaga Boulevard. Mit dem Zehner leicht zu erreichen. Ihm hat’s gefallen. Jetzt muss ich wohl hinfahren und seine Sachen holen.«
Neagley fragte: »Würden Sie uns erlauben, es vorher zu durchsuchen?«
»Das haben die Deputies bereits gemacht.«
»Wir sollten es noch mal tun.«
»Weshalb?«
»Weil er an etwas gearbeitet haben muss, das gefährlicher war als Personenüberprüfungen.«
»Junkies ermorden Leute, stimmt’s? Und Diebe manchmal auch.«
Reacher sah zu Charlie und glaubte, Franz erwidere seinen Blick. »Aber nicht auf die Art und Weise, wie’s passiert zu sein scheint.«
»Okay. Durchsuchen Sie’s meinetwegen noch mal.«
Neagley fragte: »Haben Sie einen Schlüssel?«
Angela stand langsam auf und ging in die Küche. Kam mit zwei unbezeichneten Schlüsseln, einem großen und einem kleinen, an einem teilbaren Schlüsselring aus Edelstahl zurück. Sie hielt sie noch einen Augenblick in der Hand, dann überließ sie sie leicht widerstrebend Neagley.
»Ich hätte sie gern zurück«, sagte sie. »Das waren seine persönlichen Schlüssel.«
Reacher fragte: »Hat er hier Sachen aufbewahrt? Notizen, Unterlagen, irgendwas in dieser Art?«
»Hier?«, fragte Angela. »Wie hätte er das können? Als wir eingezogen sind, hat er aufgehört, Unterhemden zu tragen, damit in den Schubladen mehr Platz war.«
»Wann sind Sie eingezogen?«
Angela stand noch immer. Obwohl sie schlank war, schien sie den Raum auszufüllen.
»Kurz nach Charlies Geburt«, sagte sie. »Wir wollten ein richtiges Heim. Wir sind hier sehr glücklich gewesen. Klein, aber mehr brauchten wir nicht.«
»Was ist passiert, als Sie ihn zum letzten Mal gesehen haben?«
»Er ist morgens weggefahren – so wie immer. Aber er ist nie zurückgekommen.«
»Wann war das?«
»Fünf Tage bevor die Deputies hier aufgekreuzt sind, um mir mitzuteilen, er sei tot aufgefunden worden.«
»Hat er jemals mit Ihnen über seine Arbeit gesprochen?«
Angela fragte: »Charlie, möchtest du nicht etwas trinken?«
Charlie sagte: »Nein danke, Mom.«
Reacher wiederholte seine Frage: »Hat Calvin jemals mit Ihnen über seine Arbeit gesprochen?«
»Nie sehr ausführlich«, sagte Angela. »Manchmal wollten Filmstudios einen Schauspieler überprüfen lassen, um zu erfahren, welche Leichen er im Keller hatte. Dann hat er mir amüsanten Klatsch aus der Filmbranche erzählt. Aber das war eigentlich schon alles.«
Reacher sagte: »Ich kenne ihn als einen sehr geradlinigen Kerl. Er hat immer offen gesagt, was er dachte.«
»Das ist er geblieben. Glauben Sie, dass er jemanden gegen sich aufgebracht hat?«
»Nein, ich habe mich nur gefragt, ob er jemals dahin gekommen ist, das etwas abzumildern. Und was Sie davon gehalten haben, wenn’s nicht so war.«
»Ich habe seine Freimütigkeit geliebt. Ich habe alles an ihm geliebt. Ich respektiere Ehrlichkeit und Offenheit.«
»Dann hätten Sie also nichts dagegen, wenn ich freimütig wäre?«
»Oh, bitte sehr.«
»Ich glaube, dass es etwas gibt, das Sie uns verschweigen.«
11
Angela Franz setzte sich wieder und fragte: »Was verschweige ich Ihnen Ihrer Ansicht nach?«
»Etwas Nützliches«, sagte Reacher.
»Nützlich? Was könnte für mich jetzt noch nützlich sein?«
»Nicht nur für Sie. Auch für uns. Calvin hat zu Ihnen gehört, weil Sie ihn geheiratet haben. Okay. Aber er hat auch zu uns gehört, weil wir mit ihm zusammengearbeitet haben. Wir haben ein Recht darauf, die Umstände seines Todes aufzuklären, selbst wenn Sie das nicht wollen.«
»Wieso glauben Sie, dass ich etwas verschweige?«
»Weil Sie jedes Mal ausweichen, wenn ich eine unangenehme Frage stelle. Ich habe gefragt, woran Calvin gearbeitet hat, und Sie haben viel Wirbel
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