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Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman

Titel: Trouble - Ein Jack-Reacher-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
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inmitten riesiger leerer Parkflächen stand. Schließlich tief in das Straßenlabyrinth zwischen Boyle Heights, Monterey Park, Alhambra und South Pasadena hinein. Dort gab es Wissenschafts- und Gewerbeparks, Ladenzeilen und alte Wohnviertel sowie Neubaugebiete. Alle Bordsteine waren zugeparkt, und die Autoschlangen kamen nur stockend voran. Der Himmel wirkte braun verfärbt. Neag-ley hatte einen einfachen Stadtplan von Rand McNally im Handschuhfach. Das Kartenbild sah aus, als betrachtete man die Erdoberfläche aus fünfzig Kilometern Höhe. Reacher kniff die Augen zusammen und verfolgte die schwachen grauen Linien. Verglich die Straßennamen an Laternenmasten mit denen auf dem Stadtplan und ortete bestimmte Kreuzungen, ungefähr dreißig Sekunden nachdem sie darübergefahren waren. Er hatte seinen Daumen auf den Punkt des Firmensitzes von New Age Defense Systems gelegt, und dirigierte Neagley in einer krakeligen weiten Spirale dorthin.
    Als sie ankamen, sahen sie eine niedrige Granittafel mit dem eingemeißelten Firmennamen und einen luxuriösen Stahl- und Spiegelglaswürfel hinter einem hohen Streckmetallzaun, der von Bandstacheldrahtrollen gekrönt war. Der Zaun war auf den ersten Blick eindrucksvoll, aber kein wirklicher Schutz, weil zehn Sekunden und ein Bolzenschneider genügt hätten, um jemandem Zutritt zu verschaffen. Das Gebäude selbst war von ausgedehnten Parkflächen mit ein paar Alibibäumen umgeben. Indem es die Bäume und den Himmel widerspiegelte schien es zugleich da und doch nicht da zu sein.
    Das Haupttor, eine leichte Konstruktion, stand weit offen, ohne bewacht zu werden. Die Parkplätze dahinter waren ungefähr zur Hälfte besetzt. Neagley machte halt, um einen Lieferwagen eines Herstellers von Fotokopierern passieren zu lassen; dann fuhr sie durchs Tor und stellte den Mustang auf einem Besucherparkplatz in der Nähe des Eingangs ab. Reacher und sie stiegen aus und blieben einen Augenblick stehen. Die Luft fühlte sich an diesem Spätvormittag warm und stickig an. Auf dem Parkplatz war es still. Hier schienen sich eine Menge Leute gewaltig zu konzentrieren – oder keiner tat etwas wirklich Nützliches.
    Flache Stufen führten zum Eingang hinauf, dessen Automatiktür sie in eine große quadratische Halle mit Schieferboden und Wandverkleidungen aus Aluminiumpaneelen führte. Die Einrichtung bestand aus schwarzen Ledersesseln und einer langen Empfangstheke im Hintergrund. Dort saß eine ungefähr dreißig Jahre alte Blondine. Sie trug ein Polohemd mit dem über ihrer kleinen linken Brust eingestickten Firmennamen New Age Defense Systems . Obwohl sie gehört haben musste, wie die Eingangstür sich öffnete, sah sie erst auf, als Reacher und Neagley schon fast am Empfang angelangt waren.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte sie.
    »Wir möchten Tony Swan sprechen«, antwortete Reacher.
    Die Blondine lächelte mechanisch und fragte: »Darf ich um Ihre Namen bitten?«
    »Frances Neagley und Jack Reacher. Wir waren beim Militär gut mit ihm befreundet.«
    »Dann nehmen Sie bitte Platz.« Während die Frau nach dem Telefonhörer griff, gingen Reacher und Neagley zu den Ledersesseln hinüber. Neagley setzte sich, aber Reacher blieb stehen. Er beobachtete das verschwommene Spiegelbild der Frau auf Aluminiumblech und hörte sie sagen: »Zwei Freunde von Tony Swan, die ihn sprechen möchten.« Dann legte sie auf und lächelte in Richtung Reacher, obwohl er sie nicht direkt ansah. In der Eingangshalle senkte sich wieder Stille herab.
    Es blieb ungefähr vier Minuten lang still, dann hörten sie das Klicken von Absätzen auf dem Schieferboden des Korridors, der seitlich hinter dem Empfang auf die Eingangshalle stieß. Ein gemessener Schritt, ganz ohne Hast. Reacher behielt die Einmündung des Korridors im Auge, in der jetzt eine Frau sichtbar wurde. Ungefähr vierzig, schlank, braunhaarig, moderne Kurzhaarfrisur. Zu ihrem taillierten schwarzen Hosenanzug trug sie eine weiße Bluse. Sie wirkte clever und effizient und trug einen gewinnend offenen Gesichtsausdruck zur Schau. Sie lächelte der Empfangsdame flüchtig dankend zu, bevor sie an ihr vorbei auf Reacher und Neagley zuging. Streckte ihnen die Hand entgegen und sagte: »Ich bin Margaret Berenson.«
    Neagley stand auf, und Reacher nannte ihre Namen und schüttelte ihr die Hand. Aus der Nähe konnte man die bogenförmigen Narben eines alten Verkehrsunfalls unter ihrem Make-up erkennen, und ihr eisiger Atem wies sie als ständige Kaugummikauerin aus.

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