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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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unauffällig an ihre Waffe.
    »Guten Tag, Captain.« Sie drehte die Lautstärke des Funkgeräts an ihrem Gürtel leiser. »Was liegt an?«
    »Also, Sergeant Schroeder, es scheint, daß dieser Mensch uns den Großteil des Tages verfolgt hat«, sagte Marino. »Und dummerweise ist er mir hinten draufgefahren, als ich gezwungen war, auf die Bremse zu treten, wegen eines weißen Hundes, der mir vors Auto lief.«
    »War es derselbe weiße Hund?« frage die Sergeantin, ohne die Spur eines Lächelns.
    »Sah genauso aus wie der, mit dem wir schon früher Probleme hatten.«
    Sie machten weiter mit dem wohl ältesten Polizeiwitz, denn an Unfällen mit nur zwei Beteiligten schien stets ein allgegenwärtiger weißer Hund Schuld zu sein. Er sprang vor Fahrzeuge und war dann verschwunden, bis er wieder vor dem nächsten schlechten Fahrer auftauchte und abermals die Schuld zugewiesen bekam.
    »Er hat mindestens eine Feuerwaffe in seinem Fahrzeug«, fügte Marino in seinem ernsthaftesten Polizistenton hinzu. »Ich möchte, daß er gründlich durchsucht wird, bevor wir ihn einbuchten.«
    »Sir, spreizen Sie Arme und Beine.«
    »Ich bin Polizist«, schnauzte Roche sie an.
    »Ja, Sir, deshalb sollten Sie genau wissen, was ich mache«, stellte Sergeant Schroeder nüchtern fest.
    Sie tastete ihn ab und entdeckte an der linken Beininnenseite ein Knöchelhalfter.
    »Na, ist das nicht süß«, meinte Marino.
    »Sir«, sagte die Beamtin etwas lauter, während noch ein ziviler Einsatzwagen anhielt. »Ich werde Sie bitten müssen, die Pistole aus Ihrem Knöchelhalfter zu nehmen und sie in Ihr Fahrzeug zu legen.«
    Ein Deputy Chief stieg aus, in glitzerndem Lackleder, mit viel Marineblau und Messing. Er schien nicht gerade begeistert. Aber die Vorschrift verlangte sein Erscheinen, sobald ein Captain in eine Polizeiangelegenheit, egal wie geringfügig, involviert war. Er schaute stumm zu, als Roche einen.380er Colt aus dem schwarzen Nylonhalfter zog. Er legte ihn in seinen Lexus und war rot vor Zorn, als er auf dem Rücksitz des Streifenwagens Platz zu nehmen hatte und befragt wurde, während ich im lädierten Ford wartete.
    »Was geschieht jetzt?« fragte ich Marino, als er zurückkam. »Er wird wegen zu dichten Auffahrens belangt und unter Strafandrohung freigelassen.« Er schnallte sich an und schien hocherfreut. »Das ist alles?«
    »Bis auf die Verhandlung. Die gute Nachricht ist, daß wir ihm den Tag verdorben haben. Die bessere ist, daß wir jetzt gegen ihn ermitteln können, was ihn eventuell in den Knast bringt, wo er, so süß, wie er aussieht, viele neue Freunde finden wird.«
    »Hast du gewußt, daß er es war, bevor er uns reingefahren ist?« fragte ich.
    »Nee. Ich hatte keine Ahnung.« Wir fädelten uns wieder in den Verkehr ein.
    »Und was hat er bei der Befragung gesagt?«
    »Was zu erwarten war. Ich hätte plötzlich gebremst.«
    »Hast du ja auch.«
    »Und rechtlich geht das in Ordnung.«
    »Und daß er uns verfolgt hat? Hatte er dafür eine Erklärung?«
    »Er war den ganzen Tag unterwegs, um Besorgungen zu machen. Ist durch die Gegend gefahren. Er weiß nicht, wovon wir sprechen.«
    »Verstehe. Wenn jemand Besorgungen erledigt, muß er mindestens zwei Waffen mitnehmen.«
    »Kannst du mir sagen, wie zum Teufel er sich ein Auto wie das leisten kann?« Marino blickte zu mir herüber. »Er verdient wahrscheinlich nicht halb soviel wie ich, und sein Lexus kostete wahrscheinlich an die fünfzigtausend.«
    »Der Colt, den er getragen hat, ist auch nicht billig«, sagte ich. »Er bekommt von irgendwoher Geld.«
    »Das bekommen Spitzel immer.«
    »Meinst du, er ist bloß ein Spitzel?«
    »Ja, ja, hauptsächlich. Ich glaube, er macht die Drecksarbeit, wahrscheinlich für Green.«
    Das Funkgerät unterbrach uns plötzlich mit dem lauten Plärren eines Alarmrufs, und dann erhielten wir ein paar Antworten, die noch schlimmer waren, als wir je befürchtet hatten. »An alle Einheiten. Wir haben soeben ein Fernschreiben von der Staatspolizei mit folgenden Informationen erhalten«, wiederholte der Diensthabende in der Zentrale. »Das Atomkraftwerk in Old Point ist von Terroristen besetzt worden. Es sind Schüsse gefallen, und es hat Tote gegeben.« Ich war sprachlos vor Entsetzen, als die Meldung weiterging. »Der Polizeichef hat angeordnet, dem Notfallplan A zu folgen. Bis auf weitere Anweisungen werden alle Tagesschichten auf ihren Posten bleiben. Mehr Informationen folgen. Alle Einsatzleiter haben sich augenblicklich bei ihren Posten in

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