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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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uns. Marino sah beim Fahren dauernd in den Rückspiegel. Er schwitzte und war sauer, weil der Computer der Zulassungsstelle immer noch nicht funktionierte. Der Mann im Wagen hinter uns war ein junger Weißer. Er trug eine dunkle Brille und eine Kappe. »Es ist ihm egal, ob wir wissen, wer er ist«, sagte ich. »Sonst würde er sich nicht so auffällig verhalten, Marino. Das ist nur ein weiterer Einschüchterungsversuch.«
    »Ja, ja, aber schauen wir doch mal, wer hier wen einschüchtert«, sagte er und ging vom Gas.
    Er starrte wieder in den Rückspiegel und fuhr noch langsamer, und der Wagen kam näher. Plötzlich trat er fest auf die Bremse. Ich wußte nicht, wer mehr geschockt war, unser Verfolger oder ich, als die Bremsen des Lexus kreischten, überall Hupen ertönten und das Auto auf Marinos Ford aufprallte. »Aha«, sagte er. »Sieht so aus, als wäre jemand gerade einem Polizisten hinten draufgefahren.«
    Er stieg aus und öffnete unauffällig sein Halfter, während ich ungläubig zuschaute. Ich griff nach meiner Pistole, ließ sie in die Manteltasche gleiten und beschloß, ebenfalls auszusteigen, da ich keine Ahnung hatte, was passieren würde. Marino stand an der Fahrertür des Lexus, beobachtete den Verkehr hinter sich und sprach in sein Funkgerät.
    »Halten Sie Ihre Hände so, daß ich sie die ganze Zeit sehen kann«, befahl er dem Fahrer ein zweites Mal mit lauter, autoritärer Stimme. »Nun geben Sie mir Ihren Führerschein. Langsam.« Ich stand auf der anderen Seite des Autos an der Beifahrertür und wußte, wer der Verkehrssünder war, noch bevor Marino seinen Führerschein zu Gesicht bekam.
    »So, so, Detective Roche«, übertönte Marinos Stimme den Verkehrslärm. »Schon komisch, daß wir auf Sie stoßen. Oder eher umgekehrt.« Sein Ton wurde hart. »Steigen Sie aus. Sofort. Tragen Sie eine Waffe bei sich?«
    »Die ist zwischen den Sitzen. Für alle sichtbar«, sagte Roche kalt. Dann stieg er langsam aus. Er wirkte groß und schlank in seiner Militärhose und der Jeansjacke, er trug Stiefel und hatte eine große schwarze Taucheruhr um das Handgelenk. Marino befahl ihm, sich langsam umzudrehen und seine Hände weiterhin gut sichtbar zu halten. Ich blieb an meinem Platz stehen, während Roche mich durch die Sonnenbrille fixierte; ein überheblicher Zug war um seinen Mund. »Nun erzählen Sie mir mal, Detective Cock-Roche«, sagte Marino, »für wen Sie heute spitzeln? Haben Sie vielleicht mit Captain Green über Ihr Handy gesprochen? Haben Sie ihm erzählt, wo wir heute überall gewesen sind, was wir gemacht haben und wie sehr Sie uns Angst eingejagt haben, als wir Sie in unseren Spiegel entdeckten? Oder verhalten Sie sich bloß so auffällig, weil Sie ein dummer Scheißkerl sind?«
    Roche sagte nichts, seine Miene war versteinert. »Haben Sie das mit Danny auch gemacht? Sie haben den Abschleppdienst angerufen, sich für den Doc ausgegeben und wissen wollen, wann Sie den Wagen abholen können. Dann haben Sie die Information weitergegeben, bloß hat es sich ergeben, daß der Doc an jenem Abend nicht selbst gefahren ist. Und nun fehlt einem jungen Mann der halbe Schädel, weil irgendein Glücksritter nicht wußte, daß der Doc hier kein Mann ist, oder er Danny vielleicht für einen Gerichtspathologen hielt.«
    »Sie können gar nichts beweisen«, sagte Roche mit demselben anzüglichem Grinsen.
    »Wir werden schon sehen, was ich beweisen kann, wenn ich Ihre Handy-Rechnungen in die Finger kriege.« Marino trat dichter an ihn heran, so daß Roche seine Präsenz übermächtig spürte und sein Bauch ihn fast berührte. »Und wenn ich was entdecke, müssen Sie sich um sehr vie l mehr Sorgen machen als um eine Strafe wegen Verkehrsvergehen. Zumindest werde ich Ihren hübschen Arsch schon mal wegen Beihilfe zum Mord festnageln. Das dürfte Ihnen etwa fünfzig Jahre einbringen. »Inzwischen« -Marino fuchtelte mit einem feisten Finger vor Roches Gesicht -»sollten Sie mindestens eine Meile von mir Abstand halten. Und ich würde Ihnen auch nicht empfehlen, sich irgendwo in die Nähe von Dr. Scarpetta zu begeben. Sie haben sie noch nicht gesehen, wenn sie gereizt ist.« Marino nahm sein Funkgerät und erkundigte sich, ob ein Beamter an den Schauplatz des Geschehens kommen könne. Noch während seine Anfrage über Funk ging, tauchte ein Streifenwagen auf. Er hielt hinter uns in der Bucht, und eine uniformierte Sergeantin von der Polizei Richmond stieg aus. Sie kam zielsicher auf uns zu und hielt die Hand

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