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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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lächelte. »Ich und der Jetlag.«
    »Du bist schlimmer, Special Agent Wesley.« Der Verkehr rauschte schon laut vorbei und wurde immer wieder von de r sonderbaren Kakophonie der englischen Sirenen unterbrochen. Im kalten Morgenlicht schritten die Menschen flott über die Gehsteige, einige joggten sogar. Wesley stand aus seinem Stuhl auf.
    »Wir sollten bald aufbrechen.« Er strich mir über den Nacken und küßte ihn. »Wir sollten eine Kleinigkeit essen. Es wird ein langer Tag werden.«
    »Benton, ich mag nicht so leben«, sagte ich, als er die Tür schloß. Wir gingen die Park Lane entlang am Dorchester vorbei, wo einige Pakistanis immer noch ausharrten. Dann bogen wir von der Mount Street in die South Audley ein, wo wir ein kleines Restaurant namens Richoux offen fanden. Drinnen gab es exotisches französisches Gebäck und Pralinenschachteln, die schön wie Kunstwerke waren. Die Leute trugen Businesskleidung und lasen an kleinen Tischen Zeitung. Ich trank frischgepreßten Orangensaft und bekam Hunger. Wir verwirrten die philippinischen Kellnerin, weil Wesley nur Toast essen wollte, während ich Eier mit Speck und Pilzen und Tomaten bestellte. »Möchten Sie sich das teilen?« fragte sie. »Nein danke.« Ich lächelte.
    Kurz vor zehn gingen wir von der South Audley weiter zum Grosvernor Square, wo die amerikanische Botschaft sich als unschöner Granitblock im Stil der fünfziger Jahre präsentierte, der von einem auffliegenden Bronzeadler bewacht wurde. Die Sicherheitsvorkehrungen waren äußerst streng, überall standen düster blickende Wachposten. Wir zeigten unsere Reisepässe und Beglaubigungen vor, und es wurden Fotos von uns gemacht. Schließlich wurden wir in den zweiten Stock eskortiert, wo wir den obersten juristischen Attache des FBI für Großbritannien treffen sollten, Chuck Olsons Eckbüro bot einen perfekten Blick auf Menschen, die in langen Schlangen auf ein Visum oder eine Greencard warteten. Er war ein untersetzter Mann in einem dunklen Anzug, sein korrekt frisiertes Haar war so silbrig wie das von Wesley.
    »Freut mich«, sagte er, als wir uns die Hände schüttelten. »Bitte setzen Sie sich. Möchten Sie Kaffee?«
    Wesley und ich setzten uns auf eine Couch gegenüber dem Schreibtisch, der bis auf einen Notizblock und Aktenmappen leer war. Auf einer Korkwand hinter Olson waren Zeichnungen, die vermutlich von seinen Kindern stammten, und darüber hing ein großes Siegel des Justizministerium. Abgesehen von den Bücherregalen und zahlreichen Urkunden wirkte das Büro wie der schlichte Raum eines vielbeschäftigten Menschen, der von seinem Posten oder von sich selbst nicht beeindruckt war. »Chuck«, begann Wesley, »Sie wissen sicher bereits, daß Dr. Scarpetta unsere beratende forensische Pathologin ist, und obwohl sie bereits in Virginia genug zu tun hat, könnte sie später noch einmal hierhergerufen werden.«
    »Gott bewahre«, sagte Olson, denn wenn es eine atomare Katastrophe in England oder sonstwo in Europa gäbe, würde ich eventuell hierhergebracht werden, um beim Umgang mit den Toten zu helfen.
    »Könnten Sie ihr daher ein klareres Bild von unseren Sorgen vermitteln«, sagte Wesley.
    »Nun«, sagte Olson zu mir, »etwa ein Drittel der Elektrizität in England wird durch Atomkraft erzeugt. Wir befürchten einen ähnlichen Terroranschlag und wissen nicht, ob nicht tatsächlich von denselben Leuten schon einer geplant ist.«
    »Aber die Neuen Zionisten sitzen in Virginia«, sagte ich. »Heißt das, daß sie internationale Verbindungen haben?«
    »Sie sind nicht die treibende Kraft dabei«, sagte er. »Sie sind nicht diejenigen, die das Plutonium wollen.«
    »Wer dann?« sagte ich. »Libyen.«
    »Ich glaube, das weiß die Welt schon eine Weile«, erwiderte ich. »Nun, jetzt passiert es«, sagte Wesley. »Es passiert in Old Point.«
    »Wie Sie zweifellos wissen«, fuhr Olson fort, »will Gaddafi schon sehr lange Atomwaffen und ist bisher bei jedem Versuch gescheitert. Es sieht so aus, als habe er endlich einen Weg gefunden. Er hat die Neuen Zionisten in Virginia ausfindig gemacht, und bestimmt gibt es auch hier Extremisten, die er einsetzen könnte. Hier leben auch viele Araber.«
    »Woher wissen Sie, daß es Libyen ist?« fragte ich. Darauf antwortete Wesley. »Zum einen haben wir Joel Hands Telefonrechnungen durchgesehen, und darin sind zahlreiche Anrufe während der letzten zwei Jahre hauptsächlich nach Tripolis und Bengasi registriert.«
    »Aber Sie wissen nicht, ob Gaddafi etwas hier

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