Trübe Wasser sind kalt
in der wir untergebracht waren, lag ziemlich in der Nähe des Dorchester, und gegen den Besuch ihres Premierministers protestierende Pakistanis scharten sich an diesem Abend um das Luxushotel. Bereitschaftspolizisten mit Hunden waren zahlreich vertreten, aber unser Fahrer schien sich darum nicht zu kümmern.
»Da ist ein Concierge«, sagte er, als er vor einem hohen Gebäude anhielt, das ziemlich neu aussah. »Gehen Sie einfach rein, und weisen Sie sich aus, dann wird er Sie zu Ihrer Unterkunft bringen. Soll ich Ihnen mit dem Gepäck helfen?« Wesley öffnete seine Tür. »Danke. Das schaffen wir schon.« Wir stiegen aus und betraten einen kleinen Empfangsraum, wo ein agiler älterer Herr hinter einem eleganten Tisch uns freundlich zulächelte.
»Ja, richtig. Ich habe Sie erwartet«, sagte er. Er stand auf und nahm unsere Taschen. »Wenn Sie mir zum Lift folgen wollen.«
Wir fuhren mit dem Aufzug in den fünften Stock, wo wir ein Dreizimmer-Apartment mit großen Fenstern, hellen Vorhängen und afrikanischer Kunst gezeigt bekamen. Mein Zimmer war komfortabel eingerichtet, es verfügte über die typisch englische Badewanne, die groß genug war, um darin zu ertrinken, und eine Toilette mit Kettenspülung. Die Möbel waren viktorianisch, der Boden aus Hartholz, mit abgenutzten türkischen Teppichen darauf. Ich ging zum Fenster und drehte die Heizung an. Ich schaltete die Lampen aus und blickte auf die vorbeirauschenden Autos und die im Wind schwankenden dunklen Bäume des Parks.
Wesleys Zimmer war am anderen Ende des Flurs, und ich hörte ihn nicht hereinkommen, bis er sprach.
»Kay?« Er wartete in der Tür, und ich hörte Eis leise klirren. »Wer auch immer hier lebt, hat einen sehr guten Scotch. Ich habe gehört, wir sollen uns bedienen.«
Er kam herein und stellte Whiskygläser auf das Fensterbrett. »Versuchst du, mich betrunken zu machen?« fragte ich. »Das ist früher nie notwendig gewesen.«
Er stand neben mir, und wir tranken und lehnten uns aneinander, während wir zusammen hinausschauten. Lange Zeit sprachen wir in kurzen, leisen Sätzen, und dann berührte er mein Haar, küßte mein Ohr und meine Wange. Ich berührte ihn ebenfalls, und mit jedem Kuß und jeder Umarmung wurde unser Begehren heftiger.
»Ich habe dich so vermißt«, flüsterte er, während wir uns aus den Kleidern schälten.
Wir schliefen miteinander, weil wir nicht anders konnten. Das war unsere einzige Entschuldigung, und sie hätte vor keinem Gericht Bestand gehabt. Die Trennung war hart gewesen, so waren wir die ganze Nacht hungrig nacheinander. Im Morgengrauen schlief ich dann ein, und als ich aufwachte, war er verschwunden, als wäre alles ein Traum gewesen. Die Bilder in meinem Kopf waren träge und lyrisch. Lichter tanzten unter meinen Lidern, und mir war so, als wiegte mich jemand sanft, als wäre ich wieder ein kleines Mädchen, und mein Vater würde nicht an einer Krankheit sterben, die ich damals noch nicht begriff. Ich war nie darüber hinweggekommen und nahm an, in all meinen Beziehungen zu Männern war traurigerweise das Verlustgefühl wiederaufgelebt, daß er mich verlassen hatte. Es war ein Tanz, in dem ich mich mühelos bewegte, um mich dann im Schweigen des leeren Zimmers meines ganz privaten Lebens wiederzufinden. Ich erkannte, wie sehr Lucy und ich einander ähnlich waren. Wir beide liebten im geheimen und wollten über Schmerz nicht sprechen.
Ich zog mich an, ging in den Flur und traf Wesley im Wohnzimmer an, wo er Kaffee trank und in einen bewölkten Tag hinausblickte. Er trug Anzug und Krawatte und schien gar nicht müde zu sein.
»Der Kaffee ist noch heiß«, sagte er. »Soll ich dir welchen bringen?«
»Danke, ich hole ihn mir schon.« Ich ging in die Küche. »Bist du schon lange auf?«
»Eine Weile.«
Er machte einen sehr starken Kaffee, und es fiel mir auf, daß es so viele häusliche Details gab, die ich bei ihm nicht kannte. Wir kochten nicht zusammen oder machten nicht gemeinsam Urlaub oder Sport, wo ich doch wußte, daß wir beide ähnliche Dinge liebten. Ich ging ins Wohnzimmer zurück und stellte meine Tasse mit der Untertasse auf das Fensterbrett, weil ich in den Park schauen wollte.
»Wie geht es dir?« Sein Blick ruhte auf mir. »Mir geht's gut. Und dir?«
»Du siehst nicht gut aus.«
»Du weißt immer das Richtige zu sagen.«
»Du siehst aus, als hättest du nicht viel geschlafen. Das habe ich gemeint.«
»Ich habe praktisch keinen Schlaf gehabt, und daran bist du schuld.«
Er
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