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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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wenn diese verdammten Arschlöcher beschließen, die Reaktoren in die Luft zu jagen.« Er sah mich wieder an. »Wir können es lediglich probieren«, sagte er, und ich wußte, daß er sich auf mehr als die gegenwärtige Krise bezog. »Das tue ich ja, Benton«, sagte ich und ging wieder in meine Gemächer.
    Ich rief bei der Vermittlung an und bat sie, in Lucys Zimmer anzuläuten, und als keine Antwort kam, wußte ich, was das hieß. Sie war in der ERF, und dort konnte ich nicht anrufen, weil ich nicht wußte, wo in diesem fußballfeldgroßen Gebäude sie sich aufhielt. Und so zog ich meinen Mantel an und ging aus dem Jefferson, weil ich nicht schlafen konnte, bevor ich nicht meine Nichte gesehen hatte.
    Die ERF hatte ihre eigenen Wachtposten, nicht weit von dem am Eingang zur Academy, und die meisten FBI-Polizisten kannten mich mittlerweile recht gut. Der diensthabende Wachmann sah überrascht aus, als ich auftauchte, und er kam heraus, um zu schauen, was ich wollte.
    »Ich glaube, meine Nichte arbeitet noch spät«, begann ich zu erklären. »Ja, Ma'am. Ich habe sie vorhin reingehen sehen.«
    »Gibt es eine Möglichkeit, sie zu erreichen?«
    »Hm..« Er runzelte die Stirn. »Haben Sie vielleicht eine Ahnung, in welchem Bereich sie sich wohl aufhält?«
    »Vielleicht im Computerraum.«
    Er probierte es, ohne Erfolg. Dann sah er mich an. »Es ist wohl wichtig.«
    »Ja, allerdings«, ging ich dankbar darauf ein. Er hob das Funkgerät an den Mund. »Einheit zweiundvierzig an Zentrale«, sprach er. »Zweiundvierzig, kommen.«
    »Könnten Sie mich am Tor der ERF aufsuchen?«
    »Tenfour.«
    Wir warteten auf das Eintreffen des Wachmanns, und er ging in das Häuschen, während sein Kollege mich ins Gebäude ließ. Für eine Weile durchschritten wir lange, leere Flure, probierten es an versperrten Türen, die zu Maschinenräumen und Laboratorien führten, wo meine Nichte sein konnte. Nach etwa fünfzehn Minuten hatten wir Glück. Er versuchte es an einer Tür, die sich in einen großflächigen Raum öffnete, der eine Zauberwerkstatt wissenschaftlicher Aktivität war.
    Im Zentrum all dessen war Lucy, die einen Datenhandschuh und einem Cyberhelm trug, der mit langen, dicken Kabeln verbunden war, die sich über den Boden ringelten. »Kommen Sie zurecht?« fragte mich der Wachmann. »Ja«, antwortete ich. »Haben Sie vielen Dank.« Mitarbeiter in Laborkitteln und Overalls waren an Computern, Interface-Einrichtungen und großen Bildschirmen beschäftigt, und sie alle sahen mich eintreten. Doch Lucy war blind. Sie war eigentlich nicht in diesem Raum, sondern in den von den Kathodenstrahlröhren vor ihren Augen erzeugten Welt, wo sie einen virtuellen Spaziergang auf einem Steg, vermutlich im Atomreaktor Old Point, unternahm.
    »Ich werde jetzt heranzoomen«, sagte sie gerade, während sie einem Knopf an ihrem Handschuh drückte.
    Der Bereich auf dem Bildschirm wurde auf einmal größer, als die Gestalt, die Lucy war, an einer steilen Gittertreppe stehen blieb.
    »Scheiße, ich zoome raus«, sagte sie ungeduldig. »Das funktioniert auf keinen Fall.«
    »Ich verspreche, das tut es«, sagte ein junger Mann, der einen großen, schwarzen Kasten überwachte. »Aber es ist vertrackt.« Sie hielt inne und nahm eine weitere Angleichung vor. »Ich weiß nicht, Jim, sind es die hochsensiblen Daten, oder liegt e s an mir?«
    »Ich glaube, es liegt an dir.«
    »Vielleicht werde ich cyberkrank«, sagte meine Nichte dann, als sie sich zwischen Förderbändern und riesigen Turbinen, wie mir schien, bewegte, die ich auf dem Bildschirm sehen konnte. »Ich schau mir mal den Algorithmus an.«
    »Weißt du«, sagte sie, während sie eine virtuelle Treppe hinabstieg, »vielleicht sollten wir es bloß in C-Code eingeben und von einer Verzögerung von vierunddreißig auf dreihundertundvier Mikrosekunden gehen und so weiter.«
    »Ja. Die Transfersequenzen sind weg«, sagte jemand anderes. »Wir müssen die Zeitschlaufen anpassen.«
    »Wir können uns nicht den Luxus leisten, das hier zu sehr zu hätscheln«, ertönte eine weitere Meinung. »Und Lucy, deine Tante ist hier.«
    Sie legte eine kurze Pause ein und machte dann weiter, als hätte sie nicht gehört, was die Person gerade gesagt hatte. »Weißt du, ich werde den C-Code bis morgen früh eingeben. Wir müssen exakt sein, sonst bleibt Toto am Ende stecken oder fällt eine Treppe hinunter. Und dann sind wir völlig am Arsch.«
    Toto, konnte ich nur folgern, war der merkwürdige Kugelkopf mit einem

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