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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Dateien-Unterverzeichnis entfernt hätte, so daß sie den Befehl zum Wiederherstellen nicht mehr hätte ausführen können.
    »Das ergibt keinen Sinn«, sagte ich. »Ein Autor sichert seine Texte doch, und offensichtlich war er keinesfalls nachlässig. Was ist mit seinem Waffensafe?« fragte ich Marino. »Hast du dort Disketten gefunden?«
    »Nee.«
    »Wobei immer noch offen bleibt, ob nicht jemand da drangegangen oder überhaupt ins Haus gekommen ist«, sagte ich. »Wenn ja, dann muß der Betreffende die Kombination des Safes und den Code für die Alarmanlage gekannt haben.«
    »Sind die identisch?« fragte ich. »Ja. Er verwendet für alle s sein Geburtsdatum.«
    »Und wie hast du das herausgefunden?«
    »Seine Mutter«, sagte er.
    »Wie sieht's mit Schlüsseln aus?« sagte ich. »Bei der Leiche waren keine. Er muß welche gehabt haben, um seinen Transporter zu fahren.«
    »Roche meinte, da wären keine«, sagte Marino, und ich fand das ebenfalls auffällig.
    Wesley schaute sich den Ausdruck der wiederhergestellten Dateien an. »Das sieht alles nach Zeitungsartikeln aus«, sagte er. »Veröffentlichten?« fragte ich.
    »Einige davon sind wahrscheinlich veröffentlicht, weil sie ziemlich alt aussehen. Das Flugzeug, das auf das Weiße Haus gestürzt ist, zum Beispiel. Und Vince Fosters Selbstmord.«
    »Vielleicht hat Eddings bloß aufgeräumt«, schlug Lucy vor. »Oh, jetzt geht's los.« Marino überprüfte einen Kontoauszug. »Am 10. Dezember wurden dreitausend Dollar auf sein Konto überwiesen.« Er öffnete einen weiteren Umschlag. »Im November das gleiche.« Das traf auch für den Oktober und den Rest des Jahres zu, und aufgrund anderer Unterlagen mußte Eddings eindeutig ein zusätzliches Einkommen gehabt haben. Seine Hypothekenrate betrug tausend Dollar im Monat, seine monatlichen Kreditkartenabrechnungen waren teilweise genauso hoch, doch sein Jahresgehalt betrug knapp fünfundvierzigtausend Dollar. »Scheiße. Mit dem ganzen zusätzlichen Geld hatte er beinahe achtzigtausend im Jahr«, sagte Marino. »Nicht übel.« Wesley kam vom Drucker zu mir und gab mir wortlos eine Seite in die Hand.
    »Der Nachruf auf Dwain Shapiro«, sagte er. » Washington Post vom 16. Oktober letzten Jahres.«
    Der Artikel war kurz und berichtete schlicht, daß Shapiro Mechaniker bei einem Ford-Händler in Washington gewesen war und bei einem Autoüberfall erschossen wurde, als er spät in der Nacht von einer Bar heimfuhr. Seine Angehörigen lebten nicht in Virginia, und die Neuen Zionisten wurden nicht erwähnt. »Das hat Eddings nicht geschrieben«, sagte ich. »Das war ein Reporter der Post.«
    »Aber wie ist er dann an das Buch gekommen?« sagte Marino. »Und wie zum Teufel kam es unter sein Bett?«
    »Vielleicht hat er darin gelesen«, antwortete ich einfach. »Und vielleicht wollte er nicht, daß jemand anderes, eine Haushälterin etwa, es sah.«
    »Jetzt kommen Aufzeichnungen.« Lucy hing vor dem Bildschirm, öffnete eine Datei nach der anderen und gab den Druckbefehl ein. »Okay, jetzt kommen wir zu den interessanten Sachen. Verdammt.« Sie wurde immer aufgeregter, als weitere r Text erschien und der LaserJet summte und klickte. »Irre.« Sie hielt in ihrer Tätigkeit inne und drehte sich zu Wesley um. »Er hat all das Zeug über Nordkorea und, dahineingestreut, Infos über Joel Hand und die Neuen Zionisten.«
    »Was ist mit Nordkorea?« Er las gerade einige Seiten durch, während Marino noch eine Schublade inspizierte. »Die Probleme, die unsere Regierung vor einiger Zeit mit denen hatte, als die versucht haben, waffenfähiges Plutonium in einem ihrer Atomkraftwerke herzustellen.«
    »Vermutlich ist Hand sehr interessiert an Fusion, Energie, so Sachen«, sagte ich. »Im Buch wird darauf Bezug genommen.«
    »Okay«, sagte Wesley, »dann ist das vielleicht ein großer Bericht über ihn. Oder, besser gesagt, die Rohfassung einer großen Geschichte über ihn.«
    »Warum sollte Eddings die Datei eines Artikels löschen, den er noch nicht beendet hat?« wollte ich wissen. »Und ist es Zufall, daß er das in der Nacht seines Todes getan hat?«
    »Das könnte auf jemanden zutreffen, der Selbstmord begehen wollte«, sagte Wesley. »Und wir können nicht wirklich sicher sein, daß er das nicht getan hat.«
    »Gut«, sagte Lucy. »Er löscht all seine Texte, damit nach seinem Ableben niemand etwas sieht, was er nicht sehen soll. Dann inszeniert er seinen Tod wie einen Unfall. Vielleicht war ihm sehr daran gelegen, daß die Leute nicht

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