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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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sausten hoch. »Vielleicht hätte ich heute nicht herkommen sollen.« Er glitt auf den Fahrersitz. »Aber ich habe es für wichtig gehalten. Ich wollte das Richtige tun und dachte, du würdest das auch machen.«
    Ich ging auf die andere Seite und stieg ein, wobei ich mich fragte, warum er mir nicht wie sonst die Tür aufgehalten hatte. Plötzlich fühlte ich mich ziemlich fertig und hatte Angst, in Tränen auszubrechen.
    »Es ist wichtig, und du hast das Richtige getan«, sagte ich. »Ein Mann ist tot. Ich glaube nicht nur, daß er ermordet wurde, sondern meine auch, er war in etwas Größeres verwickelt, etwas sehr Häßliches, wie ich befürchte. Ich glaube nicht, daß er seine eigenen Computerdateien gelöscht und alle gespeicherten Daten beseitigt hat, denn das würde nahelegen, daß er von seinem bevorstehenden Tod wußte.«
    »Ja. Das würde auf Selbstmord deuten.«
    »Was es nicht ist.« Wir blickten uns im Dunkeln an.
    »Ich glaube, jemand ist spät in der Nacht seines Todes in sein Haus eingedrungen.«
    »Jemand, den er kannte.«
    »Oder jemand, der wieder einen kannte, der Zugang hatte. Zum Beispiel ein Kollege oder guter Freund oder sonst jemand, der wichtig für ihn war. Denn was die Schlüssel angeht, so fehlen seine.«
    »Du meinst, das Ganze hat mit den Neuen Zionisten zu tun.« Er wurde allmählich milder gestimmt.
    »Ich befürchte es. Und jemand warnt mich, ich soll mich da raushalten.«
    »Das würde die Chesapeake-Polizei miteinbeziehen.«
    »Vielleicht nicht die ganze Abteilung«, sagte ich. »Vielleicht nur Roche.«
    »Wenn das stimmt, was du sagst, dann spielt er dabei nur eine oberflächliche Rolle, eine weit vom eigentlichen Kern entfernte Randfigur. Sein Interesse an dir ist ein Fall für sich, vermute ich.«
    »Sein einziges Interesse ist einzuschüchtern und zu drangsalieren«, sagte ich. »Und deshalb, vermute ich, besteht ein Zusammenhang.«
    Wesley verstummte und blickte durch die Windschutzscheibe. Für einen Augenblick gestattete ich mir, ihn anzuschauen. Dann wandte er sich mir zu. »Kay, hat Dr. Mant jemals etwas gesagt, er werde bedroht?«
    »Nicht zu mir. Aber ich weiß nicht, ob er überhaupt etwas sagen würde. Besonders, wenn er Angst hatte.«
    »Wovor? Das kann ich mir schwer vorstellen«, sagte er, als er den Wagen anließ und aus der Parklücke fuhr. »Wenn Eddings Verbindungen zu den Neuen Zionisten hatte, was könnte das wohl mit Dr. Mant zu tun haben?« Ich wußte es nicht und schwieg, während er fuhr. Er redete wieder. »Irgendeine Möglichkeit, daß dein britischer Kollege einfach aus der Stadt abgehauen ist? Weißt du sicher, daß seine Mutter gestorben ist?«
    Ich dachte an meinen Leichenschauhaus-Aufseher, der vor Weihnachten ohne Vorwarnung oder Begründung gekündigt hatte. Dann war Mant auch plötzlich weggewesen. »Ich weiß nur, was er mir gesagt hat«, meinte ich. »Aber ich habe keinen Anlaß zu glauben, daß er mich angelogen hat.«
    »Wann kommt deine andere Stellvertreterin wieder, die im Mutterschaftsurlaub ist?«
    »Sie hat gerade erst ihr Baby bekommen.«
    »Also, das läßt sich ein bißchen schwer vortäuschen«, sagte er. Wir kamen nach Malvern, und der Regen hinterließ winzige Nadelstiche auf den Scheiben. Mir drängten sich Worte auf, die ich nicht äußern konnte, und als wir in die Cary Street einbogen, überkam mich Verzweiflung. Ich wollte Wesley sagen, daß wir die richtige Entscheidung getroffen hatten, aber daß das Ende einer Beziehung nicht gleich das Ende der Gefühle bedeutet. Ich wollte mich nach Connie, seiner Frau, erkundigen. Ich wollte ihn, so wie früher, zu mir ins Haus einladen und ihn fragen, warum er mich nicht mehr anrief. Die Old Locke Lane war nicht beleuchtet, als wir ihr zum Fluß folgten, und er fuhr langsam in einem niedrigen Gang.
    »Fährst du heute abend zurück nach Fredericksburg?« fragte ich.
    Er schwieg erst, sagte aber dann: »Connie und ich lassen uns scheiden.« Ich sagte nichts.
    »Es ist eine lange Geschichte, und vermutlich wird es eine verworrene, sich lang hinziehende Sache werden. Gott sei Dank sind die Kinder wenigstens schon fast erwachsen.« Er ließ das Seitenfenster herunter, und der Wächter winkte uns durch. »Das tut mir leid, Benton«, sagte ich. Sein BMW dröhnte laut auf meiner leeren, nassen Straße.
    »Nun, man könnte wahrscheinlich sagen, ich habe bekommen, was ich verdient habe. Sie hat sich seit fast einem Jahr mit einem anderen Mann getroffen, und ich hatte keine Ahnung davon. Was bin

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