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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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glauben, er habe Selbstmord begangen.«
    »Eine nicht zu unterschätzende Möglichkeit«, pflichtete Wesley ihr bei. »Er hätte in irgend etwas verwickelt sein können, wo er nicht mehr herauskam. Damit würden die monatlichen Überweisungen auf sein Konto einen Sinn ergeben. Oder er könnte unter Depressionen gelitten oder einen schweren persönlichen Verlust erlebt haben, von dem wir nichts wissen.«
    »Ein anderer könnte doch die Dateien gelöscht und alle Speicherdisketten oder Ausdrucke mitgenommen haben«, sagte ich. »Die Person könnte es getan haben, nachdem Eddings bereits tot war.«
    »Dann hatte diese Person einen Schlüssel, kannte die Codes und Kombinationen«, sagte er. »Und wußte, daß Eddings nicht daheim war und auch nicht nach Hause kommen würde.« Er sah mich an. »Ja«, sagte ich. »Das klingt ziemlich kompliziert.«
    »Der Fall ist äußerst kompliziert«, sagte ich, »aber ich kann dir mit Sicherheit sagen, daß Eddings, wenn er unter Wasser mit Blausäuregas vergiftet worden ist, das nicht selbst zustande gebracht haben kann. Und ich möchte wissen, warum er so viele Waffen besaß. Ich möchte wissen, warum die, die er im Boot gehabt hat, eine Birdsong-Veredelung hatte und mit KTWs geladen war.« Wesley sah mich wieder an, und es traf mich, daß er völlig ungerührt war. »Sicherlich ließen sich seine Survival-Neigungen als Anzeichen von Instabilität interpretieren«, sagte er. »Oder Angst, ermordet zu werden«, sagte ich. Dann gingen wir in sein Zimmer. In einem Gestell an der Wand waren Maschinengewehre, Pistolen und Revolver, und Munition befand sich in dem Browning-Safe, den die Polizei heute früh geöffnet hatte. Ted Eddings hatte ein kleines Schlafzimmer mit einer Bolzenpresse, einer Digitalwaage, einem Kapselschneider, einem Ladestock und allem anderen ausgestattet, was zur Versorgung mit Patronen notwendig war. Kupferhülsen und Zündhütchen lagerten in einer Schublade. Schießpulver war in einer alten Militärtruhe, und es schien, als wäre er in Laservisiere und Zielfernrohre vernarrt gewesen.
    »Ich glaube, das zeigt eine abseitige Geistesverfassung.« Das sagte Lucy, als sie sich vor den Safe hockte und Waffenkisten aus Hartplastik öffnete. »Ich würde das alles mehr als nur ein bißchen paranoid nennen. Er muß gedacht haben, eine Armee sei im Anmarsch.«
    »Paranoia ist ganz gesund, wenn wirklich jemand hinter dir her ist«, sagte ich.
    »Also ich glaube allmählich, der Kerl war übergeschnappt«, erwiderte Marino.
    Mich fochten ihre Theorien nicht an. »Ich habe Zyankali im Leichenschauhaus gerochen«, erinnerte ich sie, denn mein Geduldsfaden wurde immer dünner. »Er hat sich nicht selbst vergast, bevor er in den Fluß ist, sonst wäre er schon beim Eintauchen tot gewesen.«
    »Du hast Zyankali gerochen«, sagte Wesley betont, »aber sonst niemand, und wir haben noch keinen toxikologischen Befund.«
    »Worauf willst du hinaus? Daß er sich ertränkt hat?« Ich starrte ihn an.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ich habe nichts gesehen, was auf Ertrinken hindeutet«, sagte ich. »Siehst du immer Anzeichen, wenn jemand ertrunken ist?« fragte er mit gutem Grund. »Ich habe gedacht, Tod durch Ertrinken sei notorisch schwer festzustellen, was erklärt, warum oft Sachverständige aus Süd-Florida eingeflogen werden, um bei solchen Fällen zu helfen.«
    »Ich habe meine Laufbahn in Süd-Florida begonnen und gelte als Sachverständige bei Tod durch Ertrinken«, sagte ich scharf. Wir diskutierten draußen auf dem Gehsteig vor seinem Auto weiter, weil ich wollte, daß er mich nach Hause fuhr, damit wir die Auseinandersetzung beenden konnten. Der Mond war fahl, die nächste Straßenlampe einen Block entfernt, und wir konnten einander nicht besonders gut sehen.
    »Um Himmels willen, Kay, ich habe nicht andeuten wollen, daß du dein Handwerk nicht verstehst«, sagte er gerade. »Das hast du aber.« Ich stand an der Fahrertür, als ob das Auto mir gehörte und ich gleich wegfahren würde. »Du hackst auf mir herum. Du benimmst dich wie ein Arschloch.«
    »Wir untersuchen einen Todesfall«, sagte er mit seiner beherrschten Stimme. »Das sind nicht die Zeit und der Ort, etwas persönlich zu nehmen.«
    »Dann laß dir sagen, Benton, daß Menschen keine Maschinen sind. Sie nehmen Dinge persönlich.«
    »Und darum geht es in Wirklichkeit.« Er trat neben mich und schloß die Tür auf. »Du reagierst persönlich meinetwegen. Ich bin mir nicht sicher, ob es eine gute Idee war.« Knöpfe

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