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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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ich doch für ein Psychologe.«
    »Wer ist es?«
    »Ein Bauunternehmer aus Fredericksburg, der etwas am Haus gemacht hat.«
    »Weiß sie von uns?« Die Frage fiel mir schwer, denn ich hatte Connie immer gemocht und war sicher, sie würde mich hassen, wenn sie die Wahrheit erfuhr.
    Wir bogen in meine Einfahrt ein, und er antwortete nicht, bis wir vor der Haustür geparkt hatten.
    »Ich weiß nicht.« Er holte tief Luft und schaute auf seine Hände, die auf dem Steuer lagen. »Sie hat wahrscheinlich Gerüchte gehört, aber sie hört eigentlich nicht auf Gerüchte, noch weniger glaubt sie daran.« Er verstummte. »Sie weiß, daß wir viel Zeit miteinander verbracht, Reisen gemacht haben, solche Sachen. Aber ich gehe davon aus, sie glaubt, das wäre einzig wegen der Arbeit gewesen.«
    »Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl bei dem Ganzen.«
    Er sagte nichts.
    »Wohnst du noch zu Hause?« fragte ich.
    »Sie wollte ausziehen«, erwiderte er. »Sie hat sich eine Wohnung genommen, wo sie sich vermutlich regelmäßig mit Doug treffen kann.«
    »Das ist der Bauunternehmer.«
    Sein Gesicht war hart, er starrte durch die Windschutzscheibe. Ich griff sanft nach seiner Hand.
    »Hör mal«, sagte ich leise. »Ich möchte dir, so gut ich kann, helfen. Aber du mußt mir sagen, was ich tun kann.« Er schaute mich an, und einen Sekundenbruchteil glänzten seine Augen vor Tränen, die, wie ich glaubte, ihr galten. Er liebte seine Frau immer noch, und obwohl ich das verstand, wollte ich es nicht sehen.
    »Deine Hilfe kann ich kaum in Anspruch nehmen.« Er räusperte sich. »Gerade jetzt nicht. Für die meiste Zeit des nächsten Jahres. Der Kerl, mit dem sie zusammen ist, mag Geld und weiß, daß ich ein bißchen Geld habe, von meiner Familie. Ich möchte nicht alles verlieren.«
    »Ich sehe nicht, wieso du das solltest, nach alldem, was sie getan hat.«
    »Es ist kompliziert. Ich muß vorsichtig sein. Ich möchte, daß meine Kinder mich immer noch mögen, mich achten.« Er schaute mich an und entzog mir seine Hand. »Du weißt, wie mir zumute ist. Bitte versuch, alles erst einmal auf sich beruhen zu lassen.«
    »Hast du im Dezember über sie Bescheid gewußt, als wir beschlossen, unsere…« Er unterbrach mich. »Ja, hab ich.«
    »Verstehe.« Meine Stimme klang angespannt. »Ich wünschte, du hättest es mir gesagt. Es hätte alles etwas leichter gemacht.«
    »Ich glaube nicht, daß irgend etwas es leichter gemacht hätte.«
    »Gute Nacht, Benton«, sagte ich und stieg aus. Ich sah ihm nicht nach, als er wegfuhr.
    Drinnen hatte Lucy Melissa Etheridge aufgelegt, und ich war froh, daß meine Nichte hier war und Musik im Haus ertönte. Ich zwang mich, nicht an ihn zu denken, so als könne ich mich in eine andere Kammer meines Gemüts begeben und ihn aussperren. Lucy war in der Küche, und ich zog meinen Mantel aus und legte mein Notizbuch auf die Anrichte.
    »Alles in Ordnung?« Sie machte den Kühlschrank mit der Schulter zu und trug Eier zur Spüle.
    »Eigentlich ist alles ganz schön furchtbar«, sagte ich. »Du brauchst jetzt etwas zu essen, und zum Glück koche ich gerade etwas.«
    »Lucy« -ich lehnte mich an die Anrichte -»wenn jemand versucht, Eddings' Tod als Unfall oder Selbstmord zu tarnen, dann kann ich verstehen, daß spätere Drohungen oder Intrigen gegen mein Büro in Norfolk einen Sinn machen. Aber warum sind Leute, die für mich arbeiten, schon vorher bedroht worden? Du bist gut darin, Schlußfolgerungen zu ziehen. Erklär mir das.« Sie schlug Eischnee in einer Schüssel und taute ein Bagel in der Mikrowelle auf. Ihre Ernährungsgewohnheiten waren deprimierend, und ich verstand nicht, wie sie ihre fettfreie Diät einhalten konnte.
    »Du weißt doch nicht sicher, daß jemand schon früher bedroht wurde«, sagte sie nüchtern.
    »Mit ist klar, daß ich es nicht weiß, zumindest zu diesem Zeitpunkt noch nicht.« Ich machte mir einen Kaffee. »Aber ich versuche nur, das vernünftig aufzuarbeiten. Ich suche nach einem Motiv und stehe mir leeren Händen da. Warum gibst du nicht ein paar Zwiebeln, ein bißchen Petersilie und gemahlenen Pfeffer dazu? Eine Prise Salz kann auch nicht schaden.«
    »Soll ich dir etwas machen?« fragte sie, während sie die Eier schlug.
    »Ich bin nicht besonders hungrig. Vielleicht esse ich später eine Suppe.« Sie sah mich an. »Tut mir leid, daß alles so schrecklich ist.«
    Ich wußte, das bezog sich auf Wesley, aber sie wußte auch, daß ich über ihn nicht sprechen wollte.
    »Die Mutter von

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