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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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ging?«
    »Na ja, ab und zu hat er wohl mal jemanden mitgenommen. Ich weiß es wirklich nicht, weil er mit mir nicht sehr viel über seine Freunde sprach.«
    »Hat er Ihnen etwas davon gesagt, daß er im Elizabeth River tauchen wollte, um nach Bürgerkriegsandenken zu suchen?« fragte ich. »Ich weiß gar nichts davon, daß er dorthin wollte. Er hat es mir gegenüber nie erwähnt. Ich dachte, er würde heute herkommen.« Sie schloß die Augen, runzelte die Stirn, und ih r Busen hob und senkte sich mächtig, als ob nicht genug Luft zum Atmen in dem Zimmer wäre.
    »Was ist mit den Stücken, die er gesammelt hat?« fragte ich weiter. »Wissen Sie, wo er sie aufgehoben hat?« Sie antwortete nicht.
    »Mrs. Eddings«, fuhr ich fort, »wir haben nichts dergleichen in seinem Haus gefunden. Nicht einen Knopf, keine Gürtelschnalle oder Kanonenkugel. Und wir haben auch keinen Metalldetektor gefunden.«
    Sie schwieg. Ihre Hände, die das Papiertaschentuch umklammerten, zitterten.
    »Wir müssen unbedingt herausbekommen, was Ihr Sohn auf dem Schiffsfriedhof in Chesapeake getan haben könnte«, redete ich ihr zu. »Er tauchte in einem militärischen Sicherheitsbereich bei ausrangierten Marineschiffen, und niemand scheint zu wissen, warum. Es ist schwer vorstellbar, daß er dort nach Überbleibseln aus dem Bürgerkrieg gesucht hat.«
    Sie starrte ins Feuer und sagte mit beinahe unbeteiligter Stimme: »Ted macht so Phasen durch. Einmal hat er Schmetterlinge gesammelt. Als er zehn war. Dann hat er sie alle verschenkt und angefangen, Edelsteine zu sammeln. Ich weiß noch, daß er an den merkwürdigsten Orten zum Goldwaschen ging und Granate mit einer Pinzette vom Straßenrand aufklaubte. Dann verlegte er sich auf Münzen, aber die hat er meist ausgegeben, weil die Cola-Maschine nicht merkt, ob der Vierteldollar aus reinem Silber ist oder nicht. Baseballkarten, Briefmarken, Mädchen. Er ist nie lange bei einer Sache geblieben. Er hat mir einmal gesagt, daß er den Journalismus mag, weil er immer etwas anderes zu bieten hat.«
    Sie sprach weiter, tiefbewegt.
    »Ich glaube, er hätte seine Mutter gegen eine andere eingetauscht, wenn sich das hätte machen lassen.« Eine Träne kullerte ihr über die Wange. »Er muß mich ziemlich satt gehabt haben. »So sehr, daß er auf Ihre finanzielle Unterstützung verzichtete, Mrs. Eddings?« sagte ich behutsam.
    Sie hob das Kinn. »Jetzt werden Sie, glaube ich, ein bißchen zu persönlich.«
    »Ja, und ich bedauere, daß ich Sie dem aussetzen muß. aber ich bin Ärztin, und nun ist Ihr Sohn mein Patient. Es ist meine Pflicht, alles in meiner Macht Stehende zu tun, um herauszufinden, was ihm geschehen sein kann.«
    Sie holte tief Luft, sie zitterte und fingerte am obersten Knopf ihrer Jacke herum. Sie kämpfte die Tränen nieder. »Ich habe ihm jeden Monat Geld geschickt. Sie wissen ja, wie die Erbschaftssteuern sind, und Ted war es gewohnt, über seine Verhältnisse zu leben. Ich schätze, daran sind sein Vater und ich schuld.« Sie konnte kaum fortfahren. »Das Leben war für meine Söhne nicht besonders hart, nicht hart genug. Ich denke, für mich war es auch nicht sehr schwer. Bis Arthur starb.«
    »Was hat Ihr Mann gemacht?«
    »Er war in der Tabakbranche. Wir haben uns während des Krieges kennengelernt, als die meisten Zigaretten auf der Welt hier in der Gegend hergestellt wurden, und kaum eine war aufzutreiben, genausowenig wie Strümpfe.«
    Die Erinnerung besänftigte sie, und ich unterbrach sie nicht. »Eines Abends ging ich auf ein Fest im Offiziersclub im Jefferson Hotel. Arthur war Captain in einer Armee-Einheit, die sich Richmond Grays nannte, und er konnte tanzen.« Sie lächelte. »Oh, er konnte tanzen, als hätte er die Musik mit der Muttermilch eingesogen, als hätte er sie in seinen Adern, und ich habe ihn gleich entdeckt. Unsere Blicke brauchten sich nur einmal zu begegnen, und schon waren wir unzertrennlich.« Sie schaute weg, und das Feuer knisterte und flackerte, als hätte es etwas Bedeutendes mitzuteilen. »Das war freilich ein Teil des Problems«, fuhr sie fort. »Arthur und ich waren immer vollkommen aufeinander fixiert, und ich glaube, die Jungen hatten manchmal das Gefühl, im Weg zu sein.« Sie schaute mich nun direkt an. »Ich habe nicht einmal gefragt, ob Sie Tee möchten, oder vielleicht etwas Stärkeres.«
    »Nein, danke. Stand Ted seinem Bruder sehr nahe?«
    »Ich habe dem Polizisten bereits Jeffs Nummer gegeben. Wie hieß er noch? Martino oder so ähnlich. Ich

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