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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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vor dem Feuer und machte mir Sorgen um sie, denn ich kannte meine Nichte vermutlich besser als irgendein anderer. Vielleicht hatten Janet und sie einfach Streit gehabt, und am Morgen würde alles wieder in Ordnung kommen, oder vielleicht hatte sie wirklich zuviel zu tun, und daß sie nicht nach Charlottesville zurückkehren konnte, war ein größeres Problem, als ich annahm. Ich ließ das Feuer ausgehen und überprüfte noch einmal die Alarmanlage, um sicher zu sein , daß sie angeschaltet war, dann ging ich wieder in mein Schlafzimmer und schloß die Tür. Ich konnte immer noch nicht schlafen, also setzte ich mich unter die Lampe und lauschte auf den Regen, während ich den Ausdruck von Eddings' Faxgerät durchsah. In den vergangenen zwei Wochen waren achtzehn Nummern angewählt worden, und alle ließen darauf schließen, daß er auf jeden Fall zumindest einen Teil der Zeit zu Hause gewesen war und dort gearbeitet hatte.
    Aber wenn er zu Hause gearbeitet hatte, das fiel mir gleich auf, hätte es einige Faxe an das AP-Büro geben müssen. Seit Mitte Dezember jedoch hatte er nur zweimal sein Büro angefaxt, von dem Gerät zumindest, das wir im Haus gefunden hatten. Das ließ sich halbwegs leicht feststellen, weil er eine Kurzwahl eingegeben hatte, und deshalb tauchte »AP DESK« in der Empfängerspalte des Ausdrucks auf, zusammen mit weniger offensichtlichen Kürzeln wie »NVSE«, »DRMS«, »CPT« und »LM«. Drei dieser Adressen hatten mir bekannte Vorwahlnummern aus der näheren Umgebung, während die Vorwahl für DRMS die von Memphis, Tennessee war.
    Ich versuchte einzuschlafen, aber Informationen tanzten vor meinen Augen, Fragen stellten sich, weil ich sie nicht ausblenden konnte. Ich fragte mich, wen Eddings in diesen Orten zu erreichen versucht hatte oder ob das überhaupt eine Rolle spielte. Aber am allerwenigsten konnte ich von dem Ort seines Todes loskommen. Ich konnte noch immer seinen im trüben Wasser des Flusses treibenden Körper sehen, von einem nutzlosen Schlauch an eine rostige Schiffsschraube gebunden. Ich konnte seine Starre spüren, als ich ihn in den Armen hielt und ihn mit mir hochzog. Schon bevor ich die Wasseroberfläche erreicht hatte, war mir klar gewesen, daß er seit vielen Stunden tot war. Um drei Uhr früh setzte ich mich im Bett auf und starrte in die Dunkelheit. Das Haus war still bis auf die üblichen vagen Geräusche, aber ich konnte meinen Verstand einfach nicht abschalten. Widerstrebend stand ich auf, mein Herz schlug heftig, als wäre es verblüfft, daß ich mich um diese Zeit noch rührte. In meinem Büro schloß ich die Tür und schrieb einen kurzen Brief:
     
    An alle, die es angeht:
    Ich weiß, dies ist eine Faxnummer, sonst würde ich persönlich anrufen. Ich benötige Ihre Identität, da Ihre Nummer in dem Sendebericht des Faxgeräts einer kürzlich verstorbenen Person aufgetaucht ist. Bitte setzen Sie sich möglichst schnell mit mir in Verbindung. Wenn Sie sich die Authentizität dieser Mitteilung bestätigen lassen wollen, wenden Sie sich an Captain Pete Marino von der Polizei Richmond.
     
    Ich gab die Telefonnummern an und setzte meinen Titel und meinen Namen darunter. Dann faxte ich den Brief an alle in Eddings' Liste aufgeführten Kurzwahlnummern, außer, natürlich, an Associated Press. Ich blieb noch eine Weile am Schreibtisch sitzen und starrte vor mich hin, als könnte mein Faxgerät diesen Fall augenblicklich lösen. Aber es blieb still, während ich las und wartete. Zu halbwegs christlicher Zeit, um sechs Uhr, rief ich Marino an.
    »Es hat also keine Unruhen gegeben«, sagte ich, nachdem der Hörer schepperte und herunterfiel und seine Stimme verschlafen über die Leitung kam. »Gut, daß du wach bist«, setzte ich hinzu.
    »Wieviel Uhr ist es?« Er klang, als wäre er völlig benommen. »Zeit für dich, aus den Federn zu kommen.«
    »Wir haben ungefähr fünf Leute eingelocht. Die anderen haben sich danach beruhigt und zurückgezogen. Wieso bist du schon wach?«
    »Ich bin immer wach. Und außerdem brauchte ich heute eine Fahrgelegenheit zur Arbeit, und ich brauche auch ein paar Lebensmittel.«
    »Na, dann setz mal Kaffee auf«, sagte er. »Schätze, daß ich rüberkomme.«

Kapitel 8
    Als Marino eintraf, lag Lucy noch im Bett, und ich machte gerade Kaffee. Ich ließ ihn rein, völlig verzagt, nachdem ich einen Blick auf meine Straße geworfen hatte. Über Nacht war Richmond eine Stadt aus Glas geworden. Ich hatte schon in den Nachrichten gehört, daß

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