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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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mit einem begrenzten Aufmerksamkeitsrahmen, und ich fand es merkwürdig, daß ich bei diesem Wetter durch sein altes Viertel ging, um über diesen Mann zu reden. Ich fragte mich, was er wohl von mir erwartet hätte, und ich fühlte mich sehr traurig.
    Ich wollte mit niemandem reden, als ich nach Hause kam, und ging deshalb gleich in mein Zimmer. Ich wärmte mir die Hände unterm heißen Wasser und wusch mir das Gesicht, als Lucy in der Tür auftauchte. Ich wußte sofort, daß sie einen ihrer Durchhänger hatte.
    »Hast du genug gegessen?« Ich schaute in ihr Gesicht im Spiegel über dem Waschbecken.
    »Ich krieg nie genug zu essen«, erwiderte sie gereizt. »Ein gewisser Danny aus deinem Büro in Norfolk hat angerufen. Er hat gesagt, der Auftragsdienst hat sich wegen unserer Autos gemeldet.«
    Einen Augenblick lang fühlte ich völlige Leere im Kopf. Dann fiel es mir wieder ein. »Ich habe der Abschleppfirma die Büronummer gegeben.« Ich trocknete mir das Gesicht mit einem Handtuch ab. »Deshalb hat der Auftragsdienst wohl Danny zu Hause erreicht.«
    »Egal. Er will, daß du zurückrufst.« Sie starrte mich im Spiegel an, als hätte ich etwas falsch gemacht. »Was ist?« Ich starrte ausdruckslos zurück. »Ich muß bloß von hier weg.«
    »Ich werde versuchen, die Autos morgen herzubekommen«, sagte ich leicht säuerlich.
    Ich ging aus dem Badezimmer, und sie folgte mir. »Ich muß wieder an die UVA.«
    »Natürlich, Lucy«, sagte ich.
    »Du verstehst das nicht. Ich habe so viel zu tun.«
    »Ich habe nicht gewußt, daß du schon mit deiner Studie angefangen hast.« Ich ging ins Wohnzimmer und steuerte die Bar an.
    »Es spielt keine Rolle, ob ich schon damit angefangen habe. Ich muß einen Haufen vorbereiten. Und ich begreife nicht, wie du die Autos herbekommen willst. Vielleicht kann Marino mich mitnehmen, damit ich meines holen kann.«
    »Marino ist sehr beschäftigt, und das alles ist ganz einfach«, sagte ich. »Danny bringt meinen Wagen nach Richmond, und er hat einen zuverlässigen Freund, der deinen Suburban fahren wird. Dann nehmen Danny und sein Freund den Bus zurück nach Norfolk.«
    »Wann?«
    »Das ist der einzige Haken. Ich kann Danny nur gestatten, das nach Dienstschluß zu machen, weil er meinen Privatwagen nicht während der Dienstzeit herbringen kann.« Ich öffnete eine Flasche Chardonnay.
    »Mist«, sagte Lucy ungeduldig. »Also habe ich morgen immer noch keinen fahrbaren Untersatz?«
    »Ich fürchte, ich auch nicht«, sagte ich. »Und was machst du dann?«
    Ich reichte ihr ein Glas Wein. »Ich werde ins Büro gehen und wahrscheinlich viel Zeit am Telefon verbringen. Kannst du vielleicht irgend etwas in eurem Büro hier erledigen?« Sie zuckte mit den Achseln. »Ich kenne ein paar Leute, die mit mir auf der Academy waren.«
    Zumindest konnte sie sich von einem anderen Agenten ins Fitneßstudio mitnehmen lassen, damit sie ihre schlechte Laune ausschwitzte, wollte ich gerade sagen, hielt meine Zunge aber im Zaum.
    »Ich mag keinen Wein.« Sie stellte das Glas auf die Bar. »Ich glaube, ich werde erst mal ein Bier trinken.«
    »Warum bist du so aufgebracht?«
    »Ich bin nicht aufgebracht.« Sie holte sich ein Beck's Light aus dem kleinen Kühlschrank und öffnete es. »Willst du dich nicht hinsetzen?«
    »Nein«, sagte sie. »Übrigens, ich habe das Buch, also reg dich nicht auf, wenn du es nicht in deiner Aktentasche findest.«
    »Was soll das heißen, du hast es?« Ich sah sie unbehaglich an. »Ich habe darin gelesen, während du mit Mrs. Eddings gesprochen hast.« Sie trank einen Schluck Bier. »Ich habe gedacht, es wäre gut, es noch einmal durchzugehen, falls wir etwas übersehen haben sollten.«
    »Ich denke, du hast es dir lange genug angesehen«, sagte ich schlicht. »Wir alle haben das.«
    »Da ist eine Menge alttestamentarisches Zeug drin. Ich meine, es ist eigentlich nicht wirklich Satanskult oder so.«
    Ich beobachtete sie schweigend, während ich mich fragte, was wirklich in diesem unglaublich komplizierten Hirn vorging. »Ich finde es eigentlich ziemlich interessant und glaube, es hat nur Macht über dich, wenn du ihm diese Macht zugestehst. Das tue ich nicht, also macht es mir keine Bange«, sagte sie. Ich stellte mein Glas ab. »Aber irgendwas beunruhigt dich schon.«
    »Das einzige, was mich beunruhigt, ist, daß ich hier gestrandet und müde bin. Deshalb werde ich wohl einfach ins Bett gehen«, sagte sie. »Ich hoffe, du kannst schlafen.«
    Das konnte ich nicht. Statt dessen saß ich

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