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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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auf der Nase. Auf einer Serviette lag ein Salami-Sandwich, das sie sich wahrscheinlich aus der Cafeteria nebenan geholt hatte, und sie trank Wasser. »Also ich glaube, auf den Straßen taut es«, ließ sie mich wissen. »Gut.« Ich lächelte. »Ich bin froh, daß Sie hier sind.« Sie schien sich zu freuen und nahm weitere Fotos aus der flachen Schachtel.
    »Cleta«, sagte ich, »Sie erinnern sich doch an Ted Eddings, nicht wahr?«
    »Oh ja, Ma'am.« Sie sah auf einmal aus, als würde sie gleich weinen. »Er war immer so nett, wenn er hierher kam. Ich kann's noch immer nicht glauben.« Sie biß sich auf die Unterlippe. »Dr. Fielding sagt, Eddings hätte Ende letzter Woche hier angerufen«, sagte ich. »Erinnern Sie sich noch daran?« Sie nickte. »Ja, Ma'am, natürlich. Der Anruf geht mir gar nicht mehr aus dem Kopf.«
    »Hat er mit Ihnen gesprochen?«
    »Ja.«
    »Wissen Sie noch, was er gesagt hat?«
    »Also er hat mit Dr. Fielding sprechen wollen, aber dessen Leitung war besetzt. Also habe ich ihn gefragt, ob ich ihm etwas ausrichten könne, und wir haben ein bißchen herumgealbert.
    Sie wissen ja, wie er war.« Ihre Augen leuchteten auf, und ihre Stimme flatterte. »Er hat mich gefragt, ob ich immer noch so viel Ahornsirup essen würde, weil ich 'ne Menge davon gegessen haben müßte, um so zu reden. Und er wollte mit mir ausgehen.« Ich hörte zu und merkte, daß sie rot wurde. »Natürlich hat er das nicht so gemeint. Wissen Sie, er hat immer gefragt, wann gehen wir mal zusammen aus. Er hat's nicht so gemeint«, sagte sie wieder.
    »Es wäre schon in Ordnung gewesen«, sagte ich freundlich zu ihr.
    »Aber er hatte schon eine Freundin.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Er hat gesagt, er würde sie irgendwann mal mitbringen, und ich hatte den Eindruck, es war ihm ziemlich ernst mit ihr. Ich glaube, ihr Name war Loren, aber sonst weiß ich nichts über sie.« Wenn Eddings solch persönliche Gespräche mit meinem Personal geführt hatte, war es noch weniger erstaunlich, daß er leichter Zugang zu mir erhielt als die meisten Reporter. Ich konnte nicht umhin, mich zu fragen, ob eben dieses Talent zu seinem Ende beigetragen hatte, was ich stark vermutete. »Hat er Ihnen gegenüber erwähnt, worüber er mit Dr. Fielding sprechen wollte?« sagte ich und stand auf.
    Sie dachte einen Moment angestrengt nach und kramte abwesend in den Bildern herum, die nie an die Öffentlichkeit gelangen sollten. »Augenblick mal. Oh, ich weiß es wieder. Es ging um Strahlung. Was die Befunde wären, wenn jemand daran stirbt.«
    »Welche Art von Strahlung?« fragte ich.
    »Also ich hab mir gedacht, er schreibt einen Artikel über Röntgengeräte. Wissen Sie, in letzter Zeit ist da viel in den Nachrichten gewesen, weil die Leute alle Angst vor so Sachen wie Briefbomben haben.«
    Ich konnte mich nicht erinnern, in Eddings' Haus etwas gesehen zu haben, daß auf Recherchen in dieser Richtung hinwies. Ich ging wieder in mein Büro, um den Papierkram und die Rückrufe zu erledigen. Stunden danach nahm ich ein spätes Mittagessen an meinem Schreibtisch ein, als Marino hereinspazierte. »Wie sieht's draußen aus?« sagte ich, überrascht, ihn zu sehen. »Magst du ein halbes Thunfischsandwich?« Er schloß beide Türen und setzte sich im Mantel hin. Sein Gesichtsausdruck erschreckte mich. »Hast du mit Lucy gesprochen?« sagte er.
    »Nicht, seit ich das Haus verlassen habe.« Ich legte das Sandwich hin. »Warum?«
    »Sie hat mich angerufen« - er blickte auf seine Uhr - »so etwa vor einer Stunde. Wollte wissen, wie sie Danny erreichen kann, wegen ihres Autos. Und sie klang betrunken.« Ich schwieg eine Weile, hielt meine Augen auf ihn gerichtet. Dann sah ich weg. Ich fragte ihn nicht, ob er sicher sei, weil Marino sich in solchen Dingen auskannte und ihm Lucys Vergangenheit vertraut war. »Sollte ich nach Hause?« fragte ich leise.
    »Nee. Ich denke, sie ist in so einer Stimmung und läßt Dampf ab. Wenigstens hat sie kein Auto zur Verfügung.« Ich holte tief Luft.
    »Ich glaube, im Moment ist sie sicher. Aber ich dachte, du solltest es wissen, Doc.«
    »Danke«, sagte ich bedrückt.
    Ich hatte gehofft, meine Nichte hätte ihren Hang zum Alkohol überwunden, denn seit jenen selbstzerstörerischen Phasen in der Vergangenheit, als sie betrunken Auto gefahren war und beinahe gestorben wäre, hatte ich keine besorgniserregenden Anzeichen mehr wahrgenommen. Allein ihr seltsames Benehmen heute früh und Marinos Enthüllung von eben machten mir klar, daß

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