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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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etwas überhaupt nicht stimmte. Ich war nicht sicher, was ich tun sollte.
    »Nur noch eines«, fügte er hinzu, als er aufstand. »Du solltest sie in dem Zustand nicht wieder zur Academy lassen.«
    »Nein«, sagte ich. »Natürlich nicht.«
    Er ging und eine Weile blieb ich hinter geschlossenen Türen, in Depressionen versunken, in Gedanken, träge, wie der Fluß hinter meinem Haus. Ich war mir nicht klar, ob ich zornig oder voller Angst war, aber als ich daran dachte, wie ich Lucy Wein angeboten oder ihr ein Bier gegeben hatte, fühlte ich mich betrogen. Dann war ich beinahe verzweifelt, als ich überlegte, was sie alles erreicht und was sie zu verlieren hatte, und plötzlich suchten mich noch andere Bilder heim. Ich sah schreckliche Szenen vor mir, von einem Mann niedergeschrieben, der Gott sein wollte, und ich wußte, daß meine Nichte bei all ihrem Scharfsinn diese dunklen Mächte nicht verstand. Sie verstand das Böse nicht, wie ich es verstand.
    Ich zog mir Mantel und Handschuhe über, weil ich wußte, wohin ich zu gehen hatte. Ich wollte gerade beim Empfang Bescheid sagen, als mein Telefon klingelte. Ich nahm in der Hoffnung ab, daß es Lucy sei. Aber es war der Polizeichef von Chesapeake, der mir sagte, er heiße Steels und sei gerade von Chicago hierher gezogen.
    »Ich bedauere die Umstände, unter denen wir uns kennenlernen«, sagte er, und es klang aufrichtig. »Aber ich muß mit Ihnen über Detective Roche sprechen.«
    »Ich muß auch mit Ihnen über ihn reden«, sagte ich. »Vielleicht können Sie mir erklären, was sein Problem ist.«
    »Ihm zufolge sind Sie das Problem«, sagte er.
    »Das ist lachhaft«, sagte ich, unfähig, meinen Zorn zurückzuhalten. »Um es kurz zu machen, Mr. Steels, Ihr Detective ist unfähig, unprofessionell und behindert diese Ermittlungen. Er darf mein Leichenschauhaus nicht mehr betreten.«
    »Ihnen ist klar, daß dies von der Abteilung für innere Angelegenheiten gründlich untersucht werden wird«, sagte er, »und ich muß Sie irgendwann hierherbestellen, damit wir mit Ihnen reden können.«
    »Wie genau lautet die Anschuldigung?«
    »Sexuelle Belästigung.«
    »So etwas ist heutzutage sehr beliebt«, sagte ich ironisch. »Mir war jedenfalls nicht bewußt, daß ich Macht über ihn besaß, da er für Sie arbeitet, nicht für mich, und per definitionem geht es bei sexueller Belästigung um Machtmißbrauch. Aber es scheint so, als wären die Rollen hier vertauscht. Ihr Detective ist derjenige, der sexuelle Annäherungen gemacht hat, und als sie nicht erwidert wurden, ist er ausfällig geworden.«
    Steels sagte nach einer Pause: »Dann klingt das so, als stünde Ihre Aussage gegen seine.«
    »Nein, es klingt eher nach einem Haufen Scheiße. Und wenn er mich noch einmal anfaßt, werde ich einen Haftbefehl erwirken und ihn einsperren lassen.« Er schwieg.
    »Mr. Steels«, fuhr ich fort, »ich glaube, im Augenblick hat eine sehr beängstigende Lage in ihrem Zuständigkeitsbereich vorrangige Bedeutung. Können wir einen Augenblick über Ted Eddings reden?« Er räusperte sich. »Sicher.«
    »Sie sind mit dem Fall vertraut?«
    »Absolut. Ich bin gründlich unterrichtet und vollkommen vertraut damit.«
    »Gut. Dann werden Sie mir sicher zustimmen, daß wir die Ermittlungen nach unseren besten Kräften führen sollten.«
    »Nun, ich glaube, wir sollten uns jeden Todesfall sehr genau anschauen, aber im Fall Eddings ist für mich die Antwort ziemlich klar.«
    Ich lauschte, während ich immer aufgebrachter wurde. »Es dürfte Ihnen bekannt sein oder auch nicht, daß er sich mit Zeug aus dem Bürgerkrieg beschäftigt hat, eine Sammlung hatte und so. Offensichtlich haben einige Gefechte nicht weit von der Stelle, wo er getaucht hat, stattgefunden, und es könnte sein, daß er nach Kanonenkugeln oder so etwas gesucht hat.« Roche mußte mit Mrs. Eddings gesprochen haben, oder vielleicht hatte der Chief einige Zeitungsartikel gesehen, die Eddings angeblich über seine Schatzsuche unter Wasser geschrieben hatte. Ich war keine Historikerin, wußte aber genug, um zu erkennen, wo bei dieser sich herausschälenden, lachhaften Theorie der Knackpunkt lag.
    Ich sagte zu Steels: »Die größte Schlacht auf dem Wasser oder am Wasser in Ihrem Gebiet war die zwischen der Merrimac und der Monitor. Und das war meilenweit weg in Hampton Roads. Ich habe noch nie von irgendwelchen Gefechten in dem Teil des Elizabeth River gelesen, wo der Schiffsfriedhof liegt.«
    »Aber Dr. Scarpetta, wir wissen es doch

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