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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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habt ihr gefunden?« fragte ich, und bei dem Gedanken an mein Auto und was darin geschehen war, verlor ich beinahe die Fassung.
    »Abdrücke. Von wem, wissen wir nicht. Wir haben was abgesaugt. Das ist eigentlich schon alles.« Er stieg ein und lie ß die Tür offen. »Jedenfalls sorge ich dafür, daß dein Auto hier ist, damit du heimfahren kannst.« Ich bedankte mich, aber als ich mein Büro betrat, wußte ich, da ß ich dieses Auto nicht mehr würde fahren können. Ich wußte, ich könnte nie wieder damit fahren. Ich glaubte nicht einmal, daß ich die Türen aufsperren oder mich hineinsetzen könnte.
    Cleta putzte die Lobby, während die Empfangsdame die Möbel mit Tüchern abwischte, und ich versuchte, ihnen zu erklären, daß dies nicht notwendig war. Das Gute an einem trägen Gas wie Halon, sagte ich geduldig, sei, daß es Papier oder empfindliche Instrumente nicht beschädige.
    »Es verflüchtigt sich und hinterläßt keine Rückstände«, versprach ich. »Sie brauchen nicht zu putzen. Aber die Bilder an den Wänden müßten zurechtgerückt werden, und es sieht so aus, als herrsche auf Megans Schreibtisch ein völliges Chaos.« Im Empfangsbereich waren Spendenanfragen für die Anatomie und eine Vielzahl anderer Formulare auf dem ganzen Boden verstreut.
    »Ich glaube immer noch, irgendwas riecht komisch«, sagte Megan.
    »Ja, ja, die Zeitschriften, das riechst du, du blöde Gans«, sagte Cleta. »Die riechen immer komisch.« Sie fragte mich: »Was ist mit den Computern?«
    »Die sollten nicht im geringsten in ihrer Funktion beeinträchtigt sein«, sagte ich. »Mir machen Ihre nassen Böden mehr Sorgen. Die sollten Sie schleunigst trocken wischen, damit niemand ausrutscht.«
    Mit einem Gefühl wachsender Hoffnungslosigkeit schritt ich vorsichtig über die glitschigen Fliesen, während die beiden fegten und wischten. Als mein Büro in Sicht kam, wappnete ich mich innerlich und blieb im Türrahmen stehen. Meine Sekretärin arbeitete drinnen bereits. »Okay«, sagte ich zu Rose, »wie schlimm ist es?«
    »Kein Problem, außer daß einige Ihrer Schriftstücke in alle Himmelsrichtungen verstreut sind. Ich habe Ihre Pflanzen bereits wieder in Ordnung gebracht.« Sie war eine gebieterische Frau im Pensionsalter, und sie blickte mich über ihre Lesebrille an. »Sie haben Ihre Eingangs- und Ausgangskörbe doch immer leer halten wollen, nun, jetzt sind sie's.«
    Wohin ich auch schaute, waren Totenscheine, Gesprächsnotizen und Autopsieberichte wie Herbstlaub verweht worden. Sie lagen auf dem Boden, in den Bücherregalen und hingen in den Zweigen des Ficus.
    »Ich bin auch der Meinung, Sie sollten nicht davon ausgehen, bloß weil Sie nichts sehen können, sei alles in Ordnung. Ich glaube, Sie sollten die Papiere lüften. Ich werde hier eine Wäscheleine mit Büroklammern aufspannen.« Sie arbeitete weiter, während sie sprach, ihr graues Haar löste sich aus dem Knoten. »Ich glaube nicht, daß das nötig ist«, fing ich wieder mit der gleichen alten Leier an. »Halon verschwindet beim Trocknen.«
    »Mir ist aufgefallen, daß Sie Ihren Schutzhelm gar nicht aus dem Fach genommen haben.«
    »Ich hatte keine Zeit dazu«, sagte ich.
    »Wirklich zu dumm, daß wir keine Fenster haben.« Rose sagte dies mindestens einmal in der Woche.
    »Also wirklich, wir müssen nur alle Sachen aufheben«, sagte ich. »Ihr seid alle paranoid, alle miteinander.«
    »Sind Sie schon mal mit diesem Gas in Berührung gekommen?«
    »Nein«, antwortete ich.
    »Aha«, meinte sie, während sie einen Stapel Handtücher ablegte. »Dann können wir gar nicht sorgfältig genug sein.« Ich setzte mich an den Schreibtisch und öffnete die oberste Schublade, um ein paar Schachteln Büroklammern herauszunehmen. Verzweiflung flackerte in meiner Brust auf, und ich hatte Angst, ich würde mich auf der Stelle auflösen. Meine Sekretärin kannte mich besser als meine Mutter, und sie bekam jede Miene von mir mit, hörte aber nicht auf weiterzuarbeiten. Nach langem Schweigen sagte sie: »Dr. Scarpetta, warum gehen Sie nicht heim? Ich kümmere mich um alles.«
    »Rose, wir kümmern uns gemeinsam darum«, erwiderte ich störrisch.
    »Ich kann das mit dem blöden Wachmann gar nicht glauben.«
    »Welchem Wachmann?« Ich hielt inne und schaute sie an. »Na, der den Alarm ausgelöst hat, weil er glaubte, wie hätten hier oben so etwas wie eine radioaktive Kernschmelze.« Ich starrte sie an, während sie einen Totenschein vom Teppich aufhob. Mit Büroklammern heftete sie ihn

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