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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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einmal ist er früh gekommen. Außer den Stammgästen ist niemand hier gewesen, als er kam. Tatsächlich erinnere ich mich, daß bis mindestens sieben niemand zum Essen hereinkam. Und da war er schon weg.«
    »Und wie lange hat der Hund noch gebellt, nachdem er weg war?«
    »Hin und wieder, den ganzen Abend lang, wie immer.«
    »Hin und wieder, aber nicht andauernd?«
    »Niemand könnte das den ganzen Abend aushalten. Nicht andauernd.« Sie sah mich verschmitzt an. »Wenn sie sich jetzt fragen, ob der Hund gebellt hat, weil da draußen jemand auf den Jungen gewartet hat« -sie deutete mit dem Messer auf mich »ich glaub's nicht. Die Sorte von Halsabschneider, die hier aufkreuzen würde, die würde wie der Teufel rennen, wenn der Hund loslegt. Deswegen halten sie ihn ja. Die Leute dort drüben.« Sie deutete wieder mit dem Messer.
    Ich dachte nochmals an die gestohlene Sig, die bei dem Mord an Danny verwendet worden war, und daran, wo der Polizist sie verloren hatte, und ich wußte genau, was Daigo meinte. Irgendein Straßenkrimineller würde sich vor einem großen, lauten Hund und der Aufmerksamkeit fürchten, die sein Bellen erregen konnte. Ich dankte ihr und ging wieder hinaus. Einen Augenblick stand ich am Straßenrand und schaute zu den Lichtflecken der Gaslaternen, die weit auseinander standen in den engen, dunklen Straßen. Die Flächen zwischen den Gebäuden und Einfamilienhäusern boten genügend Schatten, wo jemand, ohne gesehen zu werden, warten konnte.
    Ich blickte zu meinem neuen Wagen und dem kleinen Grundstück hinüber, wo der Hund lauerte. Er war jetzt still, und ich ging einige Meter auf dem Gehsteig Richtung Norden, um zu schauen, was er wohl machte. Ab er schien kein Interesse zu haben, bis ich mich dem Grundstück näherte. Dann vernahm ich das tiefe, bösartige Knurren, das mir die Haare zu Berge stehen ließ. Als ich meine Wagentür aufsperrte, war er auf den Hinterläufen und rüttelte am Zaun.
    »Du bewachst nur dein Reich, nicht wahr, mein Junge?« sagte ich. »Ich wünschte, du könntest mir erzählen, was du gestern abend gesehen hast.«
    Ich schaute auf das Häuschen, als ein Fenster im oberen Stock plötzlich aufging.
    »Bozo, still!« schrie ein dicker Mann mit wirrem Haar. »Still, du blöder Köter!« Das Fenster knallte zu.
    »Schon gut, Bozo«, sagte ich zu dem Hund, der leider nicht wirklich Outlaw hieß. »Ich laß dich jetzt in Ruhe.« Ich schaute mich ein letztes Mal um und stieg in meinen Wagen. Die Fahrt von Daigos Restaurant zu den restaurierten Häusern an der Franklin, wo die Polizei mein Auto gefunden hatte, dauerte weniger als drei Minuten, wenn ich mich an die vorgeschriebene Geschwindigkeit hielt. Ich wendete an dem Hügel, der nach Sugar Bottom führte, denn es kam nicht in Frage, dorthin zu fahren, besonders nicht in einem Mercedes. Dieser Gedanke brachte mich auf eine andere Idee.
    Ich fragte mich, warum der Täter sich entschieden hatte, sich in einem restaurierten Viertel mit einem weithin bekannten Nachbarschaftsüberwachungsprogramm zu Fuß zu bewegen.
    Church Hill hatte sein eigenes Lokalblatt, und die Anwohner sahen aus ihren Fenstern und zögerten nicht, die Cops zu rufen, besonders, wenn Schüsse gefallen waren. Unter diesen Umständen wäre es doch sicherer gewesen, unauffällig zu meinem Auto zurückzukehren und sich damit ein Stück weit in Sicherheit zu bringen.
    Doch der Mörder hatte dies nicht getan, und ich fragte mich, ob er zwar die äußeren Gegebenheiten dieser Gegend, nicht aber ihre sozialen Strukturen kannte, weil er nicht von hier war. Ich fragte mich auch, ob er mein Auto nicht genommen hatte, weil sein eigenes in der Nähe parkte und meines nicht von Interesse für ihn war. Er brauchte es nicht wegen des Geldes oder zur Flucht. Diese Theorie machte Sinn, wenn Danny gezielt verfolgt wurde und nicht ein zufälliges Opfer war. Während er zu Abend aß, hätte sein Angreifer parken, zu Fuß zum Café zurückkehren und im Dunkeln bei dem Mercedes warten können, während der Hund bellte.
    Ich fuhr an meinem Gebäude in der Franklin vorbei, als mein Piepser ertönte. Ich holte ihn aus der Tasche und schaltete das Licht an, damit ich sehen konnte. Ich hatte momentan weder Funk noch Telefon im Auto, und so entschied ich mich rasch, auf den hinteren Parkplatz des Leichenschauhauses einzubiegen. Ich betrat das Gebäude durch eine Seitentür, gab meinen Sicherheitscode ein, ging in die Leichenhalle und nahm den Aufzug nach oben. Die Spuren von dem

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