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Trügerische Ruhe

Trügerische Ruhe

Titel: Trügerische Ruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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durch das Fenster geworfen, und Rachel Sorkin wurde am Kopf getroffen. Sie hätte sich ernsthafte Verletzungen zuziehen können.«
    »Und wieso ist das ein Verbrechen aus Haß?«
    »Man hat sie wegen ihrer religiösen Überzeugungen angegriffen.«
    »Um welche Religion handelt es sich denn?«
    Elwyn platzte heraus: »Sie ist eine Hexe, Sie elender Schwachkopf! Das weiß doch jeder!«
    Dolan lächelte herablassend. »Elwyn, das ist nicht besonders nett von Ihnen, sie so zu nennen.«
    »Was ist denn so schlimm daran, sie eine Hexe zu nennen, wo sie doch eine ist? Wenn’s ihr gefällt, dann soll’s mir auch recht sein, zum Kuckuck. Besser eine Hexe als eine Vegetarierin, wenn Sie mich fragen. Das mach ich ihr ja auch nicht zum Vorwurf.«
    »Ich würde ihre Überzeugungen nicht unbedingt eine Religion nennen.«
    »Ist ja egal, wie Sie’s nennen. Bloß, weil eine Frau nun mal an irgend so einen Hokuspokus glauben will, darf man noch lange nicht mit Steinen nach ihr werfen!«
    »Es ist ein Verbrechen aus Haß«, beharrte Claire. »Tun Sie es nicht als Vandalismus ab.«
    Dolans Lächeln hatte sich zu einem höhnischen Grinsen verzogen. »Wir werden der Sache so viel Aufmerksamkeit widmen, wie ihr zukommt«, sagte er. Und er stieg die Verandastufen empor und ging ins Haus.
    Claire und Elwyn standen eine Weile schweigend da.
    »Sie hat es besser verdient«, sagte er. »Sie ist eine gute Frau, und sie hat was Besseres verdient als das, was diese Stadt mit ihr macht.«
    Claire sah ihn an. »Und Sie sind ein guter Mann, Elwyn. Danke, daß Sie heute nacht bei ihr bleiben.«
    »Tja nun, ist wohl eine größere Sache draus geworden, was?« murmelte er, als er die Stufen hinunterging. »Ich bring nur eben die Hunde nach Hause, wo sie ihr doch so auf den Geist gehen. Und dann kann ich dieses andere dämliche Geschäft auch gleich hinter mich bringen. Wo ich’s ihr nun mal versprochen hab.«
    »Welches Geschäft?«
    »Baden«, brummte er und stapfte davon in Richtung Wald, gefolgt von seinen Hunden.
    Es war spät am Abend, und Noah schlief schon, als Lincoln sie endlich anrief.
    »Ich habe schon ein dutzendmal den Hörer in die Hand genommen, um dich anzurufen«, sagte er, »aber immer ist etwas dazwischengekommen. Wir arbeiten hier schon in Doppelschichten, um mit all den Anrufen fertigzuwerden.«
    »Hast du von dem Angriff auf Rachel Sorkin gehört?«
    »Mark hat ihn beiläufig erwähnt.«
    »Hat er auch erwähnt, daß er ein Volltrottel ist?«
    »Was hat er denn getan?«
    »Es geht darum, was er nicht getan hat. Er hat den Überfall nicht ernst genommen. Er hat ihn als bloßen Vandalismus abgetan.«
    »Mir hat er erzählt, es sei nur ein Fenster eingeworfen worden.«
    »Die Vandalen haben etwas auf ihren Küchenschrank gesprüht. Das Wort war ›Satanshure‹.«
    Es war eine Weile still. Als er wieder sprach, hörte sie den kaum verhüllten Zorn in seiner Stimme. »Dieses Gerede von Teufelskulten geht allmählich zu weit. Ich werde mir diese Damaris Horne mal vorknöpfen, bevor sie anfängt, über alte Penobscot-Flüche zu schreiben.«
    »Du hast ihr doch nicht von deinem Gespräch mit Vince erzählt, oder?«
    »Gott bewahre! Ich habe versucht, ihr aus dem Weg zu gehen.«
    »Wenn du mit ihr sprichst, frag sie doch mal nach ihrem speziellen Freund, Officer Dolan.«
    »Verstehe ich das so, wie du es meinst?«
    »Ich habe es von Mitchell Groome gehört, einem dieser Reporter. Er hat sie zusammen gesehen.«
    »Ich habe Mark schon gefragt, ob er mit ihr gesprochen hat. Er leugnet es strikt. Ich kann nicht gegen ihn vorgehen, wenn ich keine Beweise habe.«
    »Ist dir sein Wort denn gut genug?«
    Eine Pause. »Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, Claire«, seufzte er. »In letzter Zeit habe ich Dinge über meine Nachbarn erfahren, über meine Freunde, die mir völlig neu waren. Dinge, von denen ich lieber nichts gewußt hätte.« Der Zorn wich aus seiner Stimme. »Ich habe nicht angerufen, um über Mark Dolan zu reden.«
    »Weshalb hast du denn angerufen?«
    »Um darüber zu reden, was letzte Nacht passiert ist. Zwischen uns beiden.«
    Sie schloß die Augen, machte sich darauf gefaßt, Worte des Bedauerns zu hören. Ein Teil von ihr wollte die Bande gelöst sehen, wollte in die Freiheit entlassen werden. Es würde bedeuten, daß sie diese Stadt verlassen konnte, ohne sich noch einmal umzusehen, ohne noch länger um die richtige Entscheidung zu ringen.
    Aber ein anderer Teil von ihr, der größte Teil, wollte ihn. »Hast du über das

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