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Trügerische Ruhe

Trügerische Ruhe

Titel: Trügerische Ruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Claire und klopfte ihm auf die Schulter. Es fühlte sich an, als sei unter dem schäbigen Mantel ein Reisigbündel verborgen. »Ich gehe mal rein und sehe sie mir an.«
    Claire trat in die Küche. Ihr Blick fiel sofort auf die gegenüberliegende Wand. Blut war ihr erster Gedanke, als sie die roten Farbspritzer sah. Dann erkannte sie die Schrift, in leuchtendem Rot quer über die Schranktüren gesprüht: SATANSHURE
    »Ich wußte, daß es irgendwann passieren würde«, sagte Rachel leise. Sie saß am Küchentisch und hielt sich einen Plastikbeutel mit Eiswürfeln an den Kopf. Blut war auf ihrer Wange getrocknet und verklebte die Strähnen ihres schwarzen Haars. Der Boden zu ihren Füßen war mit Glasscherben übersät. »Es war nur eine Frage der Zeit.«
    Claire zog einen Stuhl heran und setzte sich neben Rachel. »Lassen Sie mich Ihren Kopf ansehen.«
    »Die Menschen sind so unglaublich borniert. Es muß sie nur irgendein Idiot aufstacheln, und schon veranstalten sie eine ...« Sie stieß ein kehliges Lachen aus. »Hexenjagd.«
    Vorsichtig hob Claire den Eisbeutel von Rachels Kopf ab. Obwohl die Wunde nicht tief war, hatte sie stark geblutet und würde mindestens ein halbes Dutzend Stiche benötigen. »Waren das die umherfliegenden Glassplitter?«
    Rachel nickte und zuckte dann zusammen, als habe diese einfache Bewegung die Schmerzen neu entflammt. »Ich habe den Stein nicht kommen sehen. Ich war so wütend wegen der Farbe, wegen der Schweinerei, die sie hier veranstaltet haben. So habe ich gar nicht bemerkt, daß sie noch draußen waren und mich beobachteten, als ich ins Haus ging. Ich stand da und starrte die Schränke an, als der Stein durch die Scheibe geflogen kam.« Sie zeigte auf das zerbrochene Fenster, das mit Brettern vernagelt war. »Elwyn hat die Bretter festgemacht.«
    »Wie kam es, daß er in der Nähe war?«
    »Ach, dieser verrückte Elwyn trampelt immer mit seinen Hunden durch meinen Hof. Er hat das kaputte Fenster gesehen und ist hereingekommen, um nach dem Rechten zu sehen.«
    »Das war nett von ihm. Sie könnten einen schlechteren Nachbarn haben.«
    Widerwillig gab Rachel zu: »Ja, das stimmt wohl. Er hat das Herz am rechten Fleck.«
    Claire öffnete ihre Tasche und nahm die Nähutensilien heraus. Sie begann damit, Rachels Wunde mit einem Antiseptikum zu betupfen. »Haben Sie das Bewußtsein verloren?«
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Sie sind sich nicht sicher?«
    »Ich nehme an, ich war ein wenig benommen. Ich stellte plötzlich fest, daß ich am Boden saß, aber ich kann mich nicht daran erinnern, wie ich dorthin gekommen bin.«
    »Wir sollten Sie für die Nacht unter Beobachtung halten. Falls es zu irgendwelchen inneren Blutungen in Ihrem Kopf kommen sollte ...«
    »Ich kann nicht ins Krankenhaus gehen. Ich bin nicht versichert.«
    »Sie können nicht alleine im Haus bleiben. Ich kann eine direkte Einlieferung veranlassen.«
    »Aber ich habe das Geld nicht, Dr. Elliot. Ich kann mir das Krankenhaus nicht leisten.«
    Claire betrachtete ihre Patientin einen Moment lang; sollte sie wirklich auf ihrer Anweisung bestehen? »Also schön. Aber wenn Sie zu Hause bleiben, muß über Nacht jemand bei Ihnen sein.«
    »Es gibt niemanden.«
    »Eine Freundin? Ein Nachbar?«
    »Mir fällt niemand ein.«
    Sie hörten ein lautes Klopfen. »He«, rief Elwyn durch die verschlossene Tür. »Kann ich reinkommen und die Toilette benutzen?«
    »Sind Sie da absolut sicher?« fragte Claire mit einem vielsagenden Seitenblick in Elwyns Richtung.
    Rachel schloß die Augen und seufzte.
    Als Claire wieder auf Rachels Veranda hinaustrat, war gerade ein Polizeiauto in der Dunkelheit vorgefahren. Zusammen mit Elwyn sah sie zu, wie der Officer aus dem Streifenwagen stieg und über den Hof auf sie zuging.
    Als er ins Licht kam, erkannte sie Mark Dolan. Sie war überrascht, ihn zu sehen, denn normalerweise hatte er die Nachtschicht, die erst später begann. Sie hatte Dolan nie gemocht, und heute war sie ihm auch nicht besonders freundlich gesonnen, wenn sie sich an das erinnerte, was Mitchell Groome gesagt hatte.
    »Hat’s hier Ärger gegeben?« fragte er.
    »Ich hab Sie schon vor über einer Stunde angerufen«, sagte Elwyn mürrisch.
    »Ja, ich weiß, aber wir können uns vor Anrufen nicht mehr retten. Vandalismus hat da nicht die höchste Priorität. Also, was ist passiert? Jemand hat eine Scheibe eingeworfen?«
    »Das war mehr als nur Vandalismus«, sagte Claire. »Das war ein Verbrechen aus Haß. Man hat einen Stein

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