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Trügerische Ruhe

Trügerische Ruhe

Titel: Trügerische Ruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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wohl fühlen würden. Und jetzt sieht es so aus, als hätte ich alles vermasselt.« Sie bog in die Auffahrt ein, parkte und stellte den Motor ab. Sie drehte sich zu ihm um. »Du mußt es mir nicht sofort sagen. Aber wir müssen bald darüber reden. Wir müssen uns entscheiden.«
    »Uns entscheiden? Wieso?«
    »Ob wir nach Baltimore zurückgehen sollten.«
    »Was?« Sein Kopf fuhr hoch, und jetzt endlich sah er ihr in die Augen. »Du meinst, wir sollen fortgehen? «
    »Du redest doch schon seit Monaten davon, daß du in die Stadt zurückwillst. Ich habe heute morgen Oma Elliot angerufen. Sie sagte, du könntest schon früher zurückgehen und bei ihr wohnen. Ich würde dann nachkommen, sobald ich unsere Sachen gepackt und das Haus einem Makler übergeben habe.«
    »Du tust es schon wieder. Du fällst Entscheidungen über mein Leben.«
    »Nein, ich bitte dich, mir zu helfen, eine Wahl zu treffen.«
    »Du bittest mich nicht. Du hast dich schon entschieden.«
    »Das ist nicht wahr. Ich haben diesen Fehler schon einmal gemacht, und ich werde ihn nicht wiederholen.«
    »Du willst fortgehen, stimmt’s? All die Monate war ich es, der wieder nach Baltimore zurückwollte, und du hast mir nicht zugehört. Jetzt entscheidest du, daß es an der Zeit ist, und da fragst du plötzlich: Was willst du, Noah? «
    »Ich frage dich, weil es mir wichtig ist! Deine Bedürfnisse waren mir immer wichtig.«
    »Und wenn ich bleiben will? Wenn ich dir sage, es gibt da jemanden, der mir wirklich etwas bedeutet, und sie lebt hier? «
    »Du hast die letzten neun Monate nur immer wieder gesagt, wie sehr du diese Stadt haßt.«
    »Und da war es dir egal.«
    »Was willst du? Was kann ich tun, um dich froh zu machen? Gibt es irgend etwas, das dich froh machen würde?«
    »Du schreist mich an.«
    »Ich gebe mir solche Mühe, und nie bist du zufrieden.«
    »Hör auf, mich anzuschreien!«
    »Denkst du, es ist leicht, heutzutage eine Mutter zu sein? Denkst du, daß du mit einer anderen Mutter glücklicher wärst?«
    Er ließ die Faust auf das Armaturenbrett niedersausen, immer und immer wieder, und brüllte: » Schrei – mich – nicht – an! «
    Sie starrte ihn an, schockiert von der Heftigkeit seines Zorns. Und von dem hellroten Blutstropfen, der plötzlich aus seinem Nasenloch rann. Er tropfte auf Noahs Jacke.
    »Du blutest ja –«
    Automatisch faßte er sich an die Oberlippe und blickte auf seine blutverschmierten Finger. Ein weiterer Tropfen löste sich und landete auf der Jacke.
    Er sprang aus dem Wagen und lief ins Haus.
    Sie ging ihm nach, mußte aber feststellen, daß er sich im Bad eingeschlossen hatte. »Noah, laß mich rein!«
    »Laß mich in Ruhe!«
    »Ich will nur die Blutung stillen.«
    »Es hat schon aufgehört.«
    »Darf ich nachsehen? Ist alles in Ordnung?«
    »Verdammt noch mal!« schrie er, und sie hörte, wie etwas krachend am Boden zerschellte. »Warum gehst du nicht einfach weg? «
    Sie starrte die verschlossene Tür an und wünschte insgeheim, sie würde sich plötzlich öffnen; doch sie wußte, daß das nicht geschehen würde. Es gab zwischen ihnen schon zu viele verschlossene Türen, und diese hier war nur eine weitere, die sie nicht würde aufbrechen können.
    Das Telefon klingelte. Während sie in die Küche eilte, um abzuheben, dachte sie erschöpft: In wie viele Richtungen kann ich mich gleichzeitig zerren lassen?
    Aus dem Hörer drang eine vertraute Stimme, die aufgeregt lossprudelte. »Doc, Sie müssen schnell kommen! Sie müssen ihr helfen!«
    »Elwyn?« sagte Claire. »Ist dort Elwyn Clyde?«
    »Ja, Ma’am. Ich bin bei Rachel. Sie will nicht ins Krankenhaus, also hab ich mir gedacht, ich ruf besser bei Ihnen an.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich weiß nicht genau. Aber Sie kommen besser schnell her, weil, sie blutet die ganze Küche voll.«

18
    Es dämmerte schon, als Claire Rachel Sorkins Haus erreichte. Elwyn Clyde stand auf der Veranda und sah seinen Hunden zu, die im Hof herumtollten. »Schlimme Sache«, murmelte er düster, als Claire die Stufen emporstieg.
    »Wie geht es ihr?«
    »Ganz schön übel drauf, kann ich Ihnen sagen. Schickt mich einfach raus, wo ich ihr doch bloß helfen wollte, was? Wollte mich nur nützlich machen, aber sie sagt nur: Geh nach draußen, Elwyn, du stinkst mir die Küche voll.« Er senkte den Blick, sein häßliches Gesicht kummervoll verzogen. »Sie ist nett zu mir gewesen bei der Sache mit meinem Fuß und so. Ich wollt’s ihr bloß vergelten.«
    »Das haben Sie schon getan«, sagte

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