Trügerischer Friede
bis zum Ende des rechteckig angelegten Hafens und machte an einem Holzsteg fest.
»Aussteigen«, lautete die gewohnt unfreundliche Aufforderung. Die Krieger bildeten eine Eskorte, welche die Besucher in die Mitte nahm
und durch die leeren Straßen zur Zitadelle führte.
Dort marschierten sie durch das Haupttor und wurden in die Wachstube gebracht, wo sie von einem Tzulandrier in einer besonders prächtigen Lederrüstung erwartet wurden. Er saß auf einem einfachen Stuhl, die Arme lagen ruhig auf der groben Tischplatte. Die blonden Haare trug er kurz und nach einem besonderen Muster ausrasiert; über der Stirn hatte er zwei dünne, lange Zöpfchen, die mit Fett in Form gebogen waren, sodass es aussah, als besäße er Insektenfühler. Seine Augen musterten die Neuankömmlinge.
»Ihr seid gekommen, um Verhandlungen zu führen«, eröffnete er die Unterredung mit dröhnender Stimme.
»Ich grüße Euch, Sopulka Dä'kay«, lächelte Torben und zeigte seine goldenen Zähne. »Ich bin Torben Rudgass, das sind meine Männer, und dies ist Sotinos Puaggi, Commodore und Begleiter bei dieser Mission.«
»Eines der verweichlichten Schürzenkinder, das in den Schoß der Königreiche zurückkriechen wollte, als die Dinge schlecht standen«, sagte Sopulka verächtlich. »Und schon wurden sie wieder im Kreis der anderen Jammergestalten aufgenommen, die mit uns verhandeln möchten, anstatt es zu wagen, einen Angriff gegen die Festungen zu führen.« Er legte den Kopf zur Seite und wartete, was seine Beleidigungen bewirkten.
»Ulldart hat genug Krieg gesehen. Aber ich warne Euch,
Sopulka Dä'kay. Wir sind dennoch in der Lage, Euch und Eure Männer zusammen mit unseren Freunden aus Tarvin
und Kalisstron zu vernichten, wenn Ihr keine Einsicht zeigt und nach Hause segelt.« Torben tat ihm nicht den Gefallen, sich aufzuregen. Früher, als junger Freibeuter, hätte er dem Tzulandrier sein bestes Lachen ins Gesicht geschleudert und ihn gefordert; heute war er besonnener.
»Wenn du zu Tzulan willst, sag es«, forderte Puaggi giftig und trat einen Schritt vor, eine Hand auf den Griff des Rapiers gelegt. »Ich schicke dich auf der Stelle dorthin!«
»Darf ich Euch daran erinnern, dass die Szene, in der wir uns zu unserem Schiff zurückkämpfen, erst nach den gescheiterten Verhandlungen kommt?«, raunte Torben ihm zu und musste dennoch grinsen. Der Palestaner war mehr und mehr nach seinem Geschmack.
»Hast du den falschen Rock an?«, spaßte der Dä'kay. »Ist dir beim Parfümieren zufällig Heldenwasser in die Finger geraten?« Seine Leute lachten. »Lass dein Frauenschwert an deiner Seite stecken, ich tue Unterhändlern nichts zu Leide, und es wäre mir sehr peinlich, wenn ich wegen dir Schwächling eine Ausnahme machen müsste.« Er lehnte sich nach vorn. »Also, wie lautet der Vorschlag der vereinigten Reiche der Jammerlappen ?«
Torben nahm das gesiegelte Pergament hervor, das ihm Perdor hatte zukommen lassen. »Wir ersuchen Euch, erstens im Namen aller Königreiche keinerlei Angriffe gegen unsere Schiffe zu unternehmen, und zweitens im Namen des Königreichs Türis, «einen Grund und Boden wieder zurückzugeben. Diese Forderung wird von den anderen Königreichen
unterstützt«, verlas er die Worte. »Dafür bieten wir freies Geleit in die Heimat, den Verzicht auf magische Angriffe gegen Euch und Eure Schiffe sowie eine Entschädigung von zehntausend Heller, die dem letzten Schiff, das von hier ablegt, übergeben werden sollen.«
»Zehntausend Heller sind nicht wirklich viel Geld«, meinte Sopulka belustigt. »Wir haben in den Minen und in den Lagern so viel Iurdum liegen, dass wir auf das Geld verzichten können.«
»Auf das Geld schon, aber was ist mit Eurem Leben ?« Torben sagte das fröhlich lachend, beinahe kumpelhaft, als unterhielte er sich in einer kleinen Taverne mit einem Freund, dem er unbedingt einen Ratschlag erteilen wollte. »Ihr erinnert Euch, Dä'kay, was Euer einstiger Befehlshaber Lodrik und dessen Kinder vermochten? Jetzt stehen die Magischen auf unserer Seite. Die Flutwelle, die meine Heimat traf, könnte nun die Mauern dieser Festung fortspülen. Und dieses Mal«, Torben nickte in Richtung Fenster,
»habt Ihr da draußen kein Gegenmittel gegen Lodrik und die anderen.«
»Das ist wahr«, meinte Sopulka. »Aber die Königreiche des Weinens und Greinens wollen es lieber erst mit warmen Worten versuchen, um sich die Arbeit zu ersparen, alles auf den Inseln neu errichten zu müssen, habe ich
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