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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Kapitän, ich würde gar nicht versuchen, sie zu erobern.« Puaggi schwenkte mit der Linse nach rechts und dann nach links. »Ich sehe keine Schwachstelle, und wie, mit Verlaub, sollen wir das einnehmen, was weder meine gierigen Kaufmannsfreunde noch Eure verwegenen Piratenkumpane in den letzten Dekaden zu erobern wussten?« Er setzte das Rohr ab. »Und ich bin kein Commodore.«
    »Noch nicht«, griente Torben und nickte anerkennend,
    »Wenn ich mir ansehe, vor wie vielen Bombardenmündungen Ihr das Schiff gerettet habt und dass Ihr zudem einen
    weitaus überlegenen Gegner versenkt habt, kann es nur eine Beförderung für Euch geben.« Er machte eine gewichtige
    Pause und fügte hinzu: »Commodore.«
    Puaggi musste lachen. »Ihr vergesst, dass ich mich an Bord eines Feindes .. nein, sagen wir, bitteren Rivalen befinde und sogar noch gemeinsame Sache mit ihm mache. Das würde dem Kaufmannsrat, für den Rogogard ein Feind bleiben wird, schon genügen, mich auf der Stelle zum Schiffsjungen zu degradieren.« Die Aussicht, seinen Rang zu verlieren, belastete Puaggi zumindest nach außen hin nicht sehr.
    »Ihr seid sehr ungewöhnlich für einen Palestaner«, bemerkte der Rogogarder.
    »Ich verstehe Eure Äußerung als ein Kompliment.« Puaggi tippte an seinen Dreispitz, anstelle den obligatorischen Kratzfuß zu vollführen. »Ich habe, um ehrlich zu sein, die meisten höfischen Gesten und das hühnergleiche Gescharre mit den Schuhen sowie die vielen Eitelkeiten noch nie sehr geschätzt. Vermutlich hat mich mein königlicher Verwandter deshalb gleich auf ein Schiff gesetzt, das mich weit weg vom Hof trug, so wie ich es wollte.«
    »Und ich bin froh, dass wir uns begegnet sind«, sagte Torben, rief den Schiffsjungen zu sich, der eine Flasche kalisstronischen Njoss bereithielt, und nahm einen Schluck davon. »Ihr auch?«, bot er dem Palestaner an. »Doch Obacht, für einen ungeübten Gaumen ist es nicht eben leicht zu ertragen.«
    »Wenn ein Rogogarder es verträgt, verträgt es auch ein Palestaner«, zwinkerte Puaggi in Anspielung auf den jahrhundertealten Wettbewerb zwischen den beiden Staaten, der mal mehr, mal weniger blutig verlief. Er setzte an, hielt kurz
    inne, als er den scharfen Geruch bemerkte, der aus dem Flaschenhals stieg, und entschied sich dennoch, einen langen Zug zu nehmen. Die hellen Augen füllten sich mit Wasser, er hustete unterdrückt, schluckte aber tapfer.
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich es vertrage«, lachte Torben und erinnerte sich sehr gut an den furchtbaren Rausch, den er einst durch dieses Gesöff bekommen hatte. »Übrigens, eine weise Entscheidung, dass Ihr bei mir mitfahrt.«
    »Sicher«, ächzte Puaggi und kämpfte mit den Nachwirkungen des Njoss. Sein Mund brannte davon, und er hatte das Gefühl, dass seine Zähne zu wackeln anfingen. Alle Zähne. »Die Tzulandrier kennen mein Schiff und würden uns nicht eben freundlich begrüßen. Zuerst waren wir ihre Verbündeten, nun haben wir sie nach ihrer Ansicht im Stich gelassen.« Er schaute Torben an. »So war es ja auch. Es gibt nichts Unbeständigeres als die Meinung eines Palestaners, heißt es auf Ulldart. Leider ist etwas Wahres dran.«
    »Warten wir es ab, was sie zu einem rogogardischen Freibeuter sagen.« Torben legte die Hände an den Gürtel. Er gab die Hoffnung nicht auf, von den Fremden wenigstens mit dem Respekt empfangen zu werden, dem man einem Gegner gegenüber zeigte, welchen man als Kämpfer achtete. Dass sich die Rogogarder behaupten konnten, hatten sie den Tzulandriern im Verlauf des Krieges mehr als einmal bewiesen.
    »Sichtkontakt zu einem Signalisten«, rief der Mann im Krähennest hinab aufs Deck, und Torben beorderte einen eigenen Mann an den Bug, um die Zeichensprache mit der Festung aufzunehmen.
    »Sie warnen uns, näher als zwei Seemeilen heranzukommen«, übersetzte der Palestaner laut, der durch sein Fernrohr den Tzulandrier mit den Wimpeln beobachtete.
    »Sag ihnen, dass wir eine diplomatische Abordnung sind und wegen eines Abzugs der Tzulandrier verhandeln möchten«, befahl der Kapitän dem Signalisten, der die Nachricht sogleich weiterleitete.
    »Wir bitten um Einfahrt in den Hafen, um mit dem höchsten Magodan von Angesicht zu Angesicht zu sprechen.«
    Dieses Mal dauerte es lange, bis sie eine Erwiderung erhielten. »Wir sollen mit dem Schiff neben der Einfahrt in einer halben Meile Abstand vor Anker gehen und uns abholen lassen.« Puaggi hatte Mühe, den Wimpelschwüngen zu folgen. Der Tzulandrier gab sich

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