Trügerischer Friede
Widerstand geliefert, dennoch reichte die Überraschung aus, um die Festung vollständig in die Gewalt der Rogogarder zu bringen. Längere Zeit konnten sie ihre Beute kaum halten, doch das beabsichtigte Torben auch nicht.
»Fertig machen zum Feuern«, befahl er seinen Leuten, welche die Geschütze auf die beiden feindlichen und vollkommen ahnungslosen Schiffe ausgerichtet hatten.
Die erste Salve von den Zinnen der Festung herab reichte aus, um den verhältnismäßig kleinen Seglern die Planken und Spanten zu zerschlagen und sie ebenso ungefährlich wie ein zahnloser, lahmer Haifisch zu machen. Den Rest erledigte die Varia, die umgedreht hatte und die Gegner durch zwei schnelle Breitseiten endgültig auf den Meeresboden sandte.
»Öffnet das Tor!«, brüllte er zu seinen Leuten, die an der Winde standen.
»Was unternehmen wir nun, Kapitän Rudgass?«, fragte Puaggi rege. Er brannte auf weitere Abenteuer.
»Wir gehen für diese Nacht vor Anker und stellen jedes Haus auf den Kopf«, erklärte er sein Vorhaben.
»Vielleicht finden wir Anhaltspunkte, die wir besser verstehen können als Euren gemachten Fund. Morgen legen wir ab, um die
Schriftstücke zu überbringen.« Er sah an Puaggis enttäuschtem Gesicht, dass sein junger Verbündeter andere Pläne gehegt hatte. Pläne, wie er sie vor zwanzig oder fünfundzwanzig Jahren sicher ebenfalls gesponnen hätte. »An was dachtet
Ihr, Commodore?«
Puaggi druckste nicht lange herum. »Ich dachte daran, dass wir die Festung mit einigen Männern gegen Angreifer halten, während ein kleiner Rest mit den Papieren zurückkehrt und anschließend neue Leute zu uns bringt. Wir hätten den Tzulandriern die erste Insel abgenommen und .. « Er hielt inne, weil er Torben breit grinsen sah.
»Und wieder erinnert mich alles an Euch an meine wilden Jahre, Commodore.« Torben schlug ihm väterlich auf die Schulter. »Wisst Ihr, wir beide hätten ein gutes Gespann abgegeben.«
»Wenn wir auf der gleichen Seite gestanden hätten«, ergänzte Puaggi sofort. »Das heißt, dass wir nicht bleiben?«
Torben verneinte. »Ihr habt von drei Dutzend Bombardenträgern berichtet, und sie lagern in ihren Hallen Material, um fünfzig Schiffe nach einer langen Überfahrt zu flicken. Lange kann es nicht mehr dauern, bis die Flotte aus Tzulandrien ankommt.« Er deutete mit einer ausholenden Bewegung auf die Mauern rund um sie herum. »Diese Festung zu halten ist verlorene Mühe. Lieber bewahren wir unsere Leben für eine bessere Schlacht. Für einen Fechter wie Euch wäre der Tod durch eine Bombardenkugel alles andere als ehrenhaft.«
»Ihr wünscht mir also den Tod durch eine Klinge, Kapitän Rudgass?«, gab Puaggi flachsend zurück.
»Nein, ich verstehe, was Ihr meint.« Er ging auf die Treppe zu, die nach unten führte. »Durchsuchen wir die Unterkünfte.«
»Kapitän!«, schrie der Wächter, der sich auf die Nordseite
der Mauer begeben hatte. »Positionslichter voraus, mindestens zwanzig Schiffe!«
Torben und Puaggi rannten zu dem Rogogarder, dessen gute Augen den Lichtschein weit draußen auf See ausgemacht hatten. Der Kapitän zog das Fernrohr auseinander und schaute hinaus.
»Es sind mit Sicherheit keine Bombardenträger«, gab er seine Erkenntnis an Puaggi weiter. »Die Lampen liegen dafür zu hoch über dem Meer. Es sind keine der üblichen tzulandrischen Segler.« Er strengte sich an, um mehr von den Vorgängen auf einem der Decks zu erkennen, doch die schwachen Lichter erlaubten ihm nicht, Einzelheiten auszumachen. »Die Aufbauten sind sehr hoch, damit sie besser von oben auf die Gegner schießen können.« Er packte das Rohr weg. »Es scheinen Kaperschiffe zu sein.«
»Dann wollen sie den Rogogardern richtig ins Gehege kommen, wie es aussieht«, kommentierte der Palestaner.
»Die Flotte ist eine Gefahr für die gesamte Westküste. Sie können den Handel vollends lahm legen und den Aufbau in den Königreichen mehr als erschweren. Ganz zu schweigen, dass sie ihre beiden Bastionen in Palestan ausbauen können, wie immer sie möchten.« Torben rief Anweisungen an seine Leute im Hafen, dass sie sich mit dem Durchsuchen der Baracken beeilten. »Es sind keine dreißig Seemeilen mehr, dann müssten sie die Einfahrt erreichen«, schätzte er. »Wir stecken die Hallen in Brand. Sie sollen so wenig wie möglich von der Festung haben.«
Puaggi hatte bemerkt, dass der Kapitän unentwegt mit einem Lederstück spielte. »Was wollt Ihr damit? Eine Trophäe?«
»Nein, Commodore. Es gehört sehr
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