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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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dass Tokaro sich anders entschied. »Auch ich
    wünsche Euch den Segen Angors. Weshalb folgt Ihr uns, wo
    die Stadt Euren Schutz sicherlich mehr benötigt als wir?«
    Gän stützte sich mit beiden Händen, die doppelt so groß wie die Tatzen eines Bären waren, auf seinen eisernen, vier Schritt langen Spieß. »Dann habt Ihr es noch nicht gehört? Der Großmeister ist von falschen Tzulani überfallen worden. Angeblich haben sie nichts Wertvolles erbeutet, doch ... Nun, Ihr werdet einzuordnen wissen, was es bedeutet, wenn sich der Großmeister auf die Spur der Räuber heftet, um ihnen so etwas Banales wie Proviant abzunehmen.« Er blinzelte und erwartete eine Reaktion von dem Ordensritter.
    »Ist ihm etwas zugestoßen?«, erkundigte sich Tokaro aufgeregt.
    »Nein, ihm geht es gut.«
    Erleichtert darüber, dass der Großmeister unversehrt geblieben war, verwarf Tokaro sein Vorhaben, auf der Stelle umzukehren und Kaleiman zu unterstützen. »Falsche Tzulani?«, hakte er nach, und Gän tat ihm den Gefallen, mehr von den Ereignissen zu berichten, so weit es ihm möglich war. Tokaro ärgerte sich im Stillen über den Großmeister, der offenbar ein Geheimnis vor ihm bewahrte. Es war wohl kein Zufall, dass der Orden nach Ammtara gereist war. Und Pashtak wusste sicherlich Bescheid. »Und Ihr wolltet was
    tun?«
    Gän reckte sich, die Hörner wischten eine Handbreit am Gesicht des jungen Mannes vorbei. »Ich bin Euch gefolgt, um Euch drei vor Räubern und allen Gefahren zu schützen, die Euch unterwegs von Eurer Mission aufhalten könnten, und auf diese Weise meine Eignung zeigen, ein Ritter und Diener Angors sein zu dürfen.«
    Tokaro beherrschte sich, um dem Nimmersatten nicht ins
    Gesicht zu lachen. Noch immer war ihm die Vorstellung, dass eine Kreatur Tzulans ein inbrünstiger Anhänger des
    Gottes des Kampfes, der Jagd, der Ehrenhaftigkeit und der
    Anständigkeit wurde, allzu phantastisch. Zumal besaß er keinerlei Entscheidungsbefugnis, was eine Aufnahme in Angors Orden anbelangte.
    Gän hatte anscheinend seine Gedanken gelesen. »Ich bitte Euch, Tokaro von Kuraschka, mich und mein Verhalten zu beobachten. Entsprechen meine Taten dem Codex Eures Ordens, so legt ein gutes Wort vor dem Großmeister ein. Sagt ihm, was Ihr gesehen habt, und vergesst, dass ich ein Nimmersatter bin. Seht mich als ein Wesen Ulldarts, so wie ich es bei Euch tue.«
    Tokaro konnte nichts anders, als zu nicken. Gän beeindruckte ihn durch seine Erhabenheit, eine Eigenschaft, die er sich bei manchem Mitglied der Hohen Schwerter wünschte, und er überraschte ihn durch seine gute Kenntnis der Allgemeinsprache.
    Urplötzlich erinnerte er sich an das erste Zusammentreffen mit seinem Ziehvater. Tokaro war einst ein Straßenräuber gewesen und hatte von Nerestro von Kuraschka die Gelegenheit erhalten zu beweisen, dass mehr in ihm verborgen lag. »Also gut, Gän, dann komm mit uns«, lud er ihn ein und wendete Treskor. »Kommt es zu Kämpfen, unterstehst du...«
    ». . Pashtaks Wort«, ergänzte Gän auf der Stelle, der neben ihm herlief. »Vergesst nicht, dass er für mich mein Vorgesetzter ist. Er ist der Vorsitzende der Versammlung, und ihn werde ich ebenso beschützen wie die Inquisitorin.« Er drehte den bulligen Kopf zu Tokaro, die Muskelstränge im Nacken waren so dick wie Seile. »Auf Euch muss ich wohl keine besondere Acht geben, oder, Tokaro von Kuraschka?«
    Seine Lippen zogen sich zurück und gaben den Blick auf eine
    Reihe von scharfen Zähnen frei.
    Der Ritter war sich sicher, dass Gän notfalls keine Waffen benötigte, um seine Feinde zu töten. Was seine gewaltigen
    Hände nicht erschlugen, zerfetzte das starke Gebiss. »So ist es. Und um das wollte ich Euch ohnehin bitten.« Sie hatten den Wagen mit Pashtak und Estra fast eingeholt. »Die beiden Unterhändler müssen heil nach Kensustria gelangen, alles andere spielt keine Rolle. Es gilt, eine Stadt voller Unschuldiger vor dem Untergang zu bewahren.«
    »Angor wird unsere Waffen führen und unseren Weg segnen«, zeigte sich Gän überzeugt. Er trat neben den Kutschbock und neigte sein Haupt vor Estra und Pashtak. »Ich folgte Euch, um Euch vor Räubern zu schützen«, erklärte er ihnen sein Auftauchen und wiederholte die Neuigkeiten vom Überfall auf die Hohen Schwerter sowie die des gestohlenen Proviants.
    Tokaro ließ den Vorsitzenden nicht aus den Augen und achtete genau auf eine verräterische Bewegung in dessen knochigem Gesicht. Und wirklich erkannte er ein Zucken der kleinen

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