Trügerischer Friede
machte sich bezahlt, dass sie den Ratsherrn und die Ratsfrau vor der Ankunft bestochen hatte, in ihrem Sinn zu sprechen. Keiner erhob die Stimme. Zu ihren guten Argumenten kamen die geladenen Büchsen hinzu.
»Senkt die Waffen«, befahl die Ratsfrau, und die Soldaten gehorchten. Die Tzulani taten das Gleiche, die Lage entspannte sich merklich. Genau in der Mitte der beiden Gruppen lag der von mehreren Kugeln getroffene Silczin. Für ihn gab es keine Hoffnung mehr.
Aljascha umrundete ihn, wobei sie darauf achtete, dass sein Blut ihre kurze Schleppe nicht berührte, und stieg die flachen Stufen zum Thron hinauf.
Zum ersten Mal seit vielen, vielen Monaten fühlte sie sich wieder wie eine echte Adlige, und als sie sich mit unvergleichlicher Eleganz auf dem Stuhl niederließ, die Hände um die vertrauten Lehnen spannte und es genoss, Macht zu besitzen, lief ihr ein Schauder über den Rücken. Kostromo hatte sie wieder. Ob es das nun wollte oder nicht.
»Verkündet, dass ich friedlich nach Kostromo kam und Silczin mich angreifen wollte, da er um die Rechtmäßigkeit meiner Ansprüche wusste und meine Rückkehr verhindern wollte«, sagte sie zu den Männern und Frauen. »Erklärt es meinen Untertanen und ladet sie heute in einem Monat in die Stadt zu einem großen Fest zu Ehren Ulldraels, bei dem
auch meine Thronbesteigung gefeiert wird.« Sie verneigten sich und gingen hinaus. Wer zögerte, wurde von denen, die begriffen hatten, wie es sich mit der Macht in
der Baronie verhielt, am Ärmel hinausgeführt.
Aljascha wandte sich an die Soldaten, die Silczin gedient hatten. »Und ihr, schwört ihr, mein Leben zu verteidigen, so wie ihr es bei eurem alten Vasruc versucht habt? Werdet ihr der Vasruca von Kostromo dienen, wie es die Ehre eines Soldaten verlangt?«
Der Hauptmann der Wache beugte sein Haupt. Angesichts der Überlegenheit der Truppen Aljaschas blieb ihm keine andere Möglichkeit, um zu überleben. »Wir werden Euch eine treue Garde sein«, versprach er niedergeschlagen.
»Dann geht und bewacht die Eingänge des Palastes«, verlangte sie, während sie sich in die Polster des Throns zurücklehnte. »Ich möchte vor zu frühen Besuchen meiner Untertanen verschont bleiben.«
Als die Männer aus dem Raum verschwunden waren, trat Lukaschuk an sie heran, kniete auf der obersten Stufe nieder und hielt ihr eine längliche Holzschatulle anbietend hin, die er wie aus dem Nichts in den Händen hielt. »Es ist ein Geschenk für Euch, hochwohlgeborene Vasruca, nach dem Ihr sehnlichst verlangtet«, deutete er an.
Aljascha öffnete die Verschlüsse und klappte langsam den Deckel nach oben. Ihre Augen wurden groß, und ein kurzes, überraschtes Lachen kam aus ihrem Mund. »Lukaschuk! Die aldoreelische Klinge!« Sie griff danach und hob die Waffe aus ihrem samtenen Bett. »Wie habt Ihr das angestellt?«
»Wie ich sagte, wir mussten improvisieren«, gab er glücklich lächelnd zurück. »Wir taten so, als wären wir Räuber, die
sich wiederum als Tzulani maskierten, um den Verdacht von
uns abzulenken. Bislang ist unser Plan geglückt. Die Hohen
Schwerter sind in dem festen Glauben unterwegs, sie suchten gewöhnliche Verbrecher.«
»Ihr seid ein Schurke, Lukaschuk, mich derart hinters Licht zu führen«, neckte und tadelte sie gleichermaßen. Sie strahlte ihn aus ihren grünen Augen an und versprach mit ihren Blicken, in der kommenden Nacht das Lager erneut mit ihm zu teilen. »Dann habt Ihr mir auch Govans Leiche beschafft?«
Lukaschuk verlor seine Fröhlichkeit. »Die Hohen Schwerter waren uns zu dicht auf den Fersen, hochwohlgeborene Vasruca«, entschuldigte er sich. »Es dauerte lange, bis wir das Glas um das Schwert aufbrechen konnten, und dann blieb uns keine Zeit mehr, Govan herauszuschlagen.«
Aljascha ärgerte sich. Ihr Plan war gewesen, den Leichnam Vahidin zu überlassen, damit er mögliche Überbleibsel von Govans magischen Kräften heraussaugte und für sich selbst nutzte. Sie hatte keine Ahnung, ob es möglich gewesen wäre, doch ihre Pläne lösten sich soeben in Luft auf. »Was habt Ihr mit ihm gemacht?«
»Wir versenkten ihn in einem Fluss, damit die Hohen Schwerter ihn nicht finden können und merken, dass wir die Klinge besitzen.«
»Dann geht und bergt. .«, setzte sie zu einem neuen Befehl an, aber Lukaschuks Miene sagte ihr, dass es nichts mehr gab, wonach die Tzulani Ausschau halten konnten.
»Er ist nicht mehr dort, wir haben schon gesucht«, gestand er ein. »Govan ist samt dem Glasblock
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