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Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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in das Schlafzimmer und schaute aus dem Fenster hinauf zu den Sternen, die auf Ulldart hin ableuchteten und eine Friedlichkeit vorgaukelten, die es nicht gab. Sie senkte die Augen auf Ulsar. So hatte sie es sich nicht vorgestellt, Kabcara zu sein. Der Rappe jagte schneller als jedes andere Pferd Ulldarts vorwärts, nicht einmal ein Pfeil hätte ihn überholen können. Er preschte über die nächtliche Straße, der Schweiß troff ihm von den Flanken, das nasse Fell glänzte im Schein der Monde auf.
    Und obwohl er nach Atem rang und längst am Ende seiner Kraft angelangt war, gab er nicht auf. Weil ihm die Angst buchstäblich im Nacken hockte.
    Lodrik saß vornüber gebeugt im Sattel, spornte den Rappen mit seinen Kräften an. Furcht wirkte besser als jeder Stachel und jede Gerte.
    Er hatte kein Ziel. Er ritt aus Ulsar hinaus, immer der Straße folgend, um den Wind zu spüren und ihn seine wirren Gedanken davontragen zu lassen, die ihn mehr beschäftigten als er wollte. Norinas Gehabe wegen der Seele ihres Vaters verwunderte ihn, gleichzeitig sagte er sich, dass niemand außer ihm wissen konnte, wie es sich in Wahrheit mit den Seelen verhielt; wie wenig sie wert waren; wie man sie manipulieren konnte; dass sie nichts weiter als ein bisschen blaues Licht waren, angefüllt mit begrenzten Fähigkeiten.
    Lodrik verspürte noch immer eine starke Bindung zu Norina, fühlte sich jedoch mehr und mehr von ihr unverstanden, so wie von jedem anderen Menschen auf Ulldart. Und das ausgerechnet von ihr!
    Dieses Unverständnis, das sich wiederum deutlich gezeigt hatte, ließ ihn an der Beständigkeit ihrer Liebe zweifeln. Der Zweifel aber brachte die schreckliche Angst mit sich, sie zu verlieren und damit vollkommen allein zu sein.
    Ich will sie nicht aufgeben!, dachte er wütend und hilflos zugleich, peitschte den Rappen, dessen Muskeln erlahmten, durch seine Magie erneut an.
    Das erschöpfte Pferd galoppierte auf das vor ihnen auftauchende Flussbett der Nruta zu, dann strauchelte es im weichen Kies aus vollem Lauf über Treibgut und überschlug sich mehrfach. Lodrik drückte sich rechtzeitig ab. In hohem Bogen flog er aus dem Sattel und landete im eisigen Wasser der Nruta.
    Die Wogen packten ihn auf der Stelle und trugen ihn mit sich. Seine Robe sog sich voll und schränkte ihn in seinen Bewegungen ein, mehrmals geriet er unter Wasser.
    Erstaunlicherweise hatte er keine Angst zu ertrinke«; fürchtete den Tod nicht mehr und war sich sicher, nicht umzukommen.
    Irgendwann gab ihn der Fluss frei.
    In einer Biegung wurde er auf eine flache Sandbank gespült. Er kroch das Ufer hinauf und lehnte sich an einen vermeintlich festen Felsbrocken.
    Die Oberfläche in seinem Nacken war kalt und glatt wie Glas. Lodrik drehte sich um und betrachtete den Stein, aus dem ein großes Stück herausgebrochen war, genauer. Es dauerte nicht lange, bis er erkannte, was er vor sich hatte. Es war kein Granit oder Marmor, sondern durchsichtiges Material, in dem kleine Luftblasen eingeschlossen waren. Und zwischen diesen Blasen erkannte er eine menschliche Gestalt.
    »Govan!« Nun glaubte er nicht mehr daran, dass es ein Zufall gewesen sein konnte, dass ihn das Wasser hierher getragen hatte. Eine höhere Macht schien etwas mit ihm im Sinn zu haben. Lodrik sah, dass ein großes Stück Glas abgesprengt war, die Spuren wiesen auf die Einwirkung von spitzen Gegenständen hin. Vermutlich hatten sich Räuber mit Hacken, Hämmern und Meißeln daran zu schaffen gemacht, um an die aldoreelische Klinge gelangen. Für den Leichnam des toten «farije bestand dagegen keine Verwendung.
    Bei ihrer Arbeit hatten sie die rechte Hand zum Teil freigelegt, damit sie an das Schwert kamen, und das obere Drittel davon abgeschnitten. Die Wundränder waren schwarz und faulten bereits. Lodrik beobachtete die kurzen Stummel. Hatten sie sich bewegt? Er legte seine Hand auf die verstümmelte seines
    Sohnes und konzentrierte sich, ob er auf magischem Weg ein
    Lebenszeichen entdeckte.
    »Wer ist da?«, hörte er Govan ängstlich in seinen Gedanken sagen.
    »Jemand, der Ulldart von dir erlösen wird«, antwortete er.
    »Endgültig.«
    »Nein, nein, das darfst du nicht!«, schrie es in seinem Kopf. »Befreie mich aus meinem Gefängnis, und ich verspreche dir, dass ich dich zum mächtigsten Mann des Kontinents machen werde.«
    »So? Ich kenne dich. Du wirst mich hintergehen und mit deiner Magie vernichten, sobald ich das Glas zerstört habe«, ging Lodrik zum Schein auf das Angebot ein,

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