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Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Titel: Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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Fehleinschätzung aufgesessen waren. Ich trank mit ihm in einem Laden in der Cambridge Street einen Kaffee.
    „Winifred Minor“, sagte er. „Warum fragen Sie?“
    „Sie hat mal beim FBI gearbeitet.“
    „Ja, aber warum fragen Sie?“
    „Ich bin in diesen Mordfall verwickelt, wo Kunstdiebe einen Mann in die Luft gesprengt haben.“
    „Ashton Prince. Gemälde von Harmenszoon.“
    „Wow. Sieht alles, weiß alles.“
    „Ist nur noch eine Frage der Zeit, bis ich Direktor werde.“ „Aber keine Kleidchen.“
    „Wie prüde. Warum interessieren Sie sich für Winifred Minor?“
    Unter einer Glashaube auf dem Tresen stand ein Teller mit Schmalzgebäck. Ich sah es mir an. „Sie bearbeitet jetzt Schadensfälle. Bei einer großen Versicherung.“
    „Shawmut.“
    „Sie bleiben auf dem Laufenden.“
    „Klar.“
    „Die haben das Bild versichert“, sagte ich.
    „Und sie bearbeitet den Fall.“
    „Und ihre Tochter hat bei Prince studiert, und sie hatten wahrscheinlich eine Beziehung miteinander.“
    „Was wohl heißen soll, dass er sie gevögelt hat?“
    „Welch eleganter Sprache ihr Staatsdiener euch doch befleißigt. Ansonsten ja, hat er wohl.“
    „Kann sein, dass das alles gar nichts zu bedeuten hat.“ „Kann sein.“
    „Aber es führt wahrscheinlich weiter, wenn man davon ausgeht, dass es doch etwas zu bedeuten hat.“
    „Wissen Sie nun, wer der Vater ist – oder war?“
    „Ich wusste gar nicht, dass Winifred verheiratet gewesen ist.“ „Weiß ich bis jetzt auch nicht.“
    Epstein nickte. „Wie alt ist die Kleine?“
    „Neunzehn, zwanzig.“
    „Also war Winifred noch beim FBI, als die Kleine auf die Welt gekommen ist.“
    Ich nickte.
    Epstein trank seinen Kaffee. Ich warf noch einen Blick auf das Schmalzgebäck.
    „Haben Sie die beiden nach dem Vater gefragt?“, wollte Epstein wissen.
    „Ja.“
    „Und?“
    „Sie wollten nicht darüber reden.“
    „Sie hat die Geburt wahrscheinlich über ihre Krankenversicherung laufen lassen. Dann haben wir es in der Akte. Ich schau mal, was ich rauskriege. Wie heißt die Kleine denn?“
    „Melissa Minor. Hört auf den Namen Missy.“
    Epstein nickte. Er schrieb es nicht auf. Er schrieb kaum einmal etwas auf. Ich hatte manchmal den Eindruck, dass er sich an alles erinnerte, was er je gehört hatte. „Warum interessieren Sie sich für den Vater?“
    „Kommt mir merkwürdig vor, dass sie nicht über ihn reden wollen.“
    Epstein nickte. „Ist besser als nichts.“
    „Aber macht mehr Arbeit. Kennen Sie Winifred Minor?“ „Flüchtig. Sie galt als guter, aber auch ein bisschen übereifriger Agent.“
    „Aggressiv?“
    „Ja. Hat wahrscheinlich was beweisen müssen, so als Frau.“ „Kennt sie sich mit Sprengstoffen aus?“
    Epstein zuckte die Schultern. „Gab jedenfalls keinen Grund dazu. Ich kenne mich nicht damit aus.“
    „Ich dachte, leitende Special Agents wissen alles.“
    „Tun sie auch“, sagte Epstein. „Ich wollte bloß bescheiden sein.“

22
    In der Nacht hatte es geschneit, und die Welt sah sehr sauber aus, was sie, wie ich wusste, nicht war. Aber eine Illusion ab und zu ist nett. Susan war auf einer Tagung in Fitchburg, also verbrachte Pearl den Tag mit mir. Um kurz vor neun trudelten wir auf der Arbeit ein, und Pearl flitzte gleich rüber in das Büro auf der anderen Flurseite, um Lila zu begrüßen, die Empfangssekretärin. Lila gab ihr wie immer einen Keks, und das war vielleicht auch der Grund, dass Pearl sich immer schon auf sie freute.
    „Hallo, Großer“, rief Lila zu mir rüber.
    Ich blieb stehen und steckte meinen Kopf durch die Tür. „Was macht die Karriere als Modell, Süße?“
    „Wenn alles klappt, habe ich einen Fototermin. Bei einem Autohändler an der Nordküste.“
    „Ich hoffe, du wirst nicht zu erfolgreich. Ich sehe dich gern da drüben.“
    Pearl machte hochkonzentriert Sitz und ließ die Schreibtischschublade nicht aus den Augen, in der Lila die Kekse aufbewahrte, weil sie ihr ja, ganz vielleicht, zum ersten Mal einen zweiten gab. Aber da Pearl unersättlich war und man sowieso irgendwann nein sagen musste, hatten Lila und ich uns darauf geeinigt, dass man das ebenso gut gleich nach dem ersten Keks tun konnte.
    „Über kurz oder lang“, sagte Lila, „werden wir aufhören müssen, uns so zu treffen.“
    Ich nickte traurig, sah Pearl an und ruckte mit dem Kopf. Wir gingen über den Flur zu meinem Büro. Als ich die Schlüssel herausholte, blieb Pearl bewegungslos stehen und fing an zu knurren. Und zwar ganz

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