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Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Titel: Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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rüber, bei Grün. Ich kassierte nicht gern finstere Blicke. In der Gasse zog ich meinen Mantel aus und legte ihn zusammen mit dem Fernglas auf den Rücksitz. Dann setzte ich mich ins Auto, holte meine Pistole raus und überzeugte mich davon, dass sie durchgeladen war. Ich nahm ein zusätzliches Magazin aus dem Handschuhfach und steckte es in meine Gesäßtasche. Dann entsicherte ich die Pistole und stieg aus und ging wieder zu meiner Etage hoch.
    Lilas Tür war immer noch geschlossen. Ich glitt rechts neben meine Tür, streckte den Arm aus und schloss auf. Nichts geschah. Ich zog den Schlüssel ab und stieß die Tür auf. Ich befand mich außerhalb der Schusslinie, hielt mich geduckt an der Wand.
    Nichts geschah.
    Ich wartete.
    Die Zeit spielte für mich. Je länger diese Kerle dort saßen und die stille, leere Türöffnung anstarrten, desto besser. Sie wussten nicht, ob ich Verstärkung dabei hatte. Sie wussten nicht, auf welcher Seite der Tür ich mich befand. Oder wie dicht bei ihr. Wenn sie schlau waren, kamen sie zusammen raus und schossen dabei gleichzeitig in beide Richtungen. Ich zog mich ein Stück den Flur entlang zurück und legte mich flach auf den Boden, die Waffe schussbereit. Es war eine neue Pistole, eine halbautomatische S&W Kaliber .40. Elf Schuss im Magazin und einer in der Kammer. Wenn das nicht reichte, dann hatte ich es nicht drauf.
    Die meisten Leute auf meiner Etage waren im Verkauf tätig. Und außer Lila, die als Gemeinschaftssekretärin arbeitete, war tagsüber kaum jemand hier. Keine Bewegung im Flur. Keine Bewegung bei meiner Bürotür. Ich lauschte so konzentriert, dass mir mein Atem laut vorkam. Ich bewegte die Schultern ein wenig, damit sie locker blieben. Ich holte vorsichtig Luft, um kein Geräusch zu machen.
    Sie kamen raus und schossen. Die Uzi deckte den Flur mir gegenüber ein. Der Kerl mit der Pistole feuerte mehrere Kugeln über meinen Kopf hinweg, bevor ich ihm eine verpasste. Der Mann mit der Uzi wirbelte herum, und ich verpasste auch ihm eine. Sie fielen beide um. Der Mann mit der Pistole rührte sich kein Stück mehr. Der mit der Uzi zuckte vielleicht zweimal, dann lag er still da. Ich blieb dort auf dem Bauch liegen, die Waffe im Anschlag, und holte Luft. Dann stand ich auf und ging rüber, mir die beiden ansehen. Sie waren tot. Ich sicherte meine neue Pistole und steckte sie ins Holster und holte noch ein bisschen mehr Luft.
    Lila hatte die Polizei gerufen. Ich konnte die Sirenen hören, wie sie die Boylston Street runterkamen.

24
    Den Rest des Tages verbrachten Pearl und ich hauptsächlich in engem Kontakt mit der Bostoner Polizei. Zuerst kamen die Streifenwagen-Cops. Dann die Detectives vom Revier und die Leute von der Spurensicherung. Ungefähr nach einer Stunde kam Belson rein und sah mich an und schüttelte den Kopf.
    „Wyatt Earp oder was“, sagte er.
    Ich zuckte die Schultern.
    Belson ging und sprach mit jemandem von der Spurensicherung. Dann ging er zur Couch rüber und kraulte Pearl am rechten Ohr. Ihr kurzer Schwanz klopfte auf das Polster.
    „War sie schon draußen?“, fragte er.
    „Lila von gegenüber hat sie vor einer halben Stunde ausgeführt.“
    „Na schön. Dann setzen wir zwei uns mal an deinen Schreibtisch und plaudern.“
    Einer der Detectives vom Revier sagte: „Ich habe ihn schon befragt, Frank. Soll ich Ihnen einen Überblick geben?“
    „Nein“, sagte Belson.
    Ich setzte mich an meinen Schreibtisch.
    Belson zog einen Stuhl heran und setzte sich mir gegenüber. „Die Spurensicherung meint, jeder eine Kugel. Beide Male mitten in die Brust.“
    Ich nickte erneut.
    „Annie Oakley oder was“, sagte Belson. „Dann erzähl mal.“ „Du weißt doch von dem Gemälde, das gestohlen worden ist? Und von dem Mann, der an der Route 2 in die Luft gesprengt worden ist, als er es zurückholen wollte?“
    „Der Mann, dessen Personenschützer du gewesen bist?“ „Ja.“
    „Schick. Tu mal so, als ob ich nichts wüsste.“
    „Gut.“ Ich erzählte meine Geschichte. Belson saß derweil völlig ruhig da und hörte zu. Wie Epstein machte er sich keine Notizen. Machte er fast nie. Aber in zwei Jahren würde er noch wortwörtlich wiedergeben können, was ich erzählte. Typisch Polizei.
    Als ich fertig war, sagte er: „Deine Hündin hat dir den Arsch gerettet.“
    Ich nickte. „Das hat sie.“
    „Gehst du davon aus, dass es eine Verbindung zu dem Kunstdiebstahl und dem Mord gibt?“
    „Du etwa nicht?“
    Belson zuckte die Schultern. „Gibt genug

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