Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser
eine Verbindung zu unserem Fall?“, fragte Kate.
„Genau das.“
Sie sah Healy an. „Captain?“
„Von etwas anderem dürfen wir nicht ausgehen“, sagte er. „Das stimmt“, sagte Kate. „Erzählen Sie mir, was Sie wissen.“
Was wir taten.
„Wer arbeitet von der Bostoner Seite aus daran?“, fragte sie.
„Frank Belson“, sagte ich.
„Ich kenne Belson“, sagte sie.
„Sollte jeder“, sagte ich.
„Überprüft irgendjemand diese Registrierungsnummern?“, fragte Kate.
„Das Morddezernat Boston“, sagte ich.
„Wir auch“, sagte Healy.
„Irgendein Treffer?“
„Bis jetzt nicht“, sagte Healy.
Sie sah mich an.
„Ich habe nichts gehört“, sagte ich.
„Halten Sie es für möglich, dass es immer noch Unterlagen darüber gibt?“
„Die werden schon Akten darüber gehabt haben“, sagte ich. „Ich schau mal, was unsere Zentrale tun kann“, sagte sie. „Sind die Killer identifiziert?“
„Nein“, sagte Healy. „Sie sind nicht im System. Einer der beiden trug Schuhe, die in Holland gefertigt worden sind. Die Uzi war ein israelisches Fabrikat.“
„Das ist alles, was Sie haben?“
„Das ist alles, was uns Boston liefern konnte“, sagte Healy. Kate sah mich an. „Haben Sie eine Theorie, was den Anschlagsversuch ausgelöst hat?“
„Die letzten Leute, mit denen ich davor gesprochen habe, waren die Minors. Missy und Winifred Minor.“
„Dann lohnt es sich vielleicht, sie genauer unter die Lupe zu nehmen.“
„Könnte sein“, sagte ich.
„Damit wissen Sie praktisch genauso viel wie wir“, sagte Healy. „Haben Sie auch noch was für uns?“
„Klar, aber viel ist es nicht. Namen der Eltern, Geburtsort, schulische und berufliche Laufbahn. Solchen Kleinkram eben.“
„Können wir das haben?“, fragte ich.
„Klar.“ Sie schob uns zwei blaue Schnellhefter zu. „Viel Spaß damit.“
29
Ich war allein in meiner Wohnung. Die Tür war abgeschlossen. Es war sehr still. Ich lag auf dem Bett und nippte an einem Black Bush on the rocks und las die Akte über Ashton Prince, die Kate Quaggliosi mir gegeben hatte. Eine langweilige Lektüre. Aber die Stille war schön.
Ashton Prince war vor 48 Jahren in Queens, New York geboren worden und dort auf eine staatliche Schule gegangen. Er hatte auf dem Colby College in Waterville, Maine mit Kunst im Hauptfach studiert und 1982 sein Examen gemacht. Anschließend war an die Boston University übergewechselt, um seinen Doktor zu machen. Kein Wort über seine Eltern. Kein Wort über Ascher Prinz. Er hatte ein paar Jahre an der BU gelehrt und schließlich dort promoviert. Dann unterrichtete er ein paar Jahre lang Kunstgeschichte am Bridgewater State College, bevor er als Assistent an die Walford wechselte. Dort blieb er dann. Sein Spezialgebiet war der holländische Realismus des 17. Jahrhunderts, und er hatte einige Aufsätze für wissenschaftliche Zeitschriften verfasst, außerdem ein Buch über die Beschlagnahme von Kunst durch die Nazis während des Zweiten Weltkriegs. Das Buch war unter dem Titel Ästhetik und Habgier im Zweiten Großen Krieg bei Taft University Press erschienen. Er hatte ein Sabbatjahr in Amsterdam verbracht. Er war zum Zeitpunkt seines Todes Dozent mit unbefristeter Professur gewesen. Seit fünfzehn Jahren verheiratet mit Rosalind Wellington. Keine Kinder.
Ich machte das Licht aus und lag eine Weile in der Beinahedunkelheit auf dem Bett. Etwas Licht kam aus der Küche, noch etwas weniger von den Straßenlaternen in der Marlborough Street. Ich nippte ein wenig am Black Bush. Irischer Whiskey war gut für kleine Schlucke, allein, in der Stille. Er war auch gut gegen Kummer, was ich aber lange nicht gebraucht hatte. Ich nahm mein Glas und ging zu den vorderen Fenstern und sah auf die Marlborough Street runter. Jeden Moment des intensiven Glücks in meinem Leben hatte ich mit Susan erlebt. Jedes Mal, wenn ich sie wiedersah, durchschoss mich Begeisterung. Wenn sie rausging, um die Zeitung von der Veranda zu holen, war ich begeistert, wenn sie wieder reinkam. Und doch wusste ich die Einsamkeit zu schätzen, als ich dort stand und auf die stille Straße hinuntersah. Susan und ich hatten viele Nächte miteinander verbracht, aber wir lebten nicht zusammen. Warum, hatte ich nie richtig begriffen. Wir hatten es einmal probiert und waren beide damit unglücklich gewesen. Vielleicht war die Begeisterung, sie wiederzusehen, ja intensiver, weil wir nicht unter demselben Dach lebten. Wir waren sehr verschieden. Gemeinsam
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