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Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Titel: Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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alles Ethnische eine bereichernde Quelle des Authentischen, ohne das man schwerlich Dichter sein kann.“
    „Wollte er denn ein Dichter sein?“
    Sie sah mich entsetzt an. „Bitte?“
    „Wollte Ashton denn ein Dichter sein?“
    „Himmel, nein. Wie kommen Sie denn darauf?“
    „War nur so ein Gedanke.“
    „In ihm steckte nichts von einem Dichter.“
    „Steckte sonst irgendetwas in ihm?“
    „Sie meinen künstlerisch?“
    Ich konnte sehen, dass sie versuchte, ihren Pernod langsam zu trinken, und dass sie das stresste. „Künstlerisch, beruflich, intellektuell, in Liebesdingen, was auch immer.“
    „Das … das kann ich wirklich nicht sagen.“
    Ich nickte. „Wann ist seine Familie in dieses Land gekommen?“
    „Die Ashtons?“
    „Ja.“
    „Auch das kann ich wirklich nicht sagen.“ Sie winkte dem Barmann. „Ich weiß, dass sein Vater in einem Konzentrationslager gewesen ist. Also sind sie wohl nach dem Zweiten Weltkrieg gekommen.“
    „Wissen Sie, in welchem KZ?“
    Der Pernod kam. Sie trank davon. Man konnte fast sehen, wie ihre Anspannung nachließ. „Oh, das weiß ich nicht. Er hat nie davon gesprochen und für mich klingen sie sowieso alle gleich.“
    „Ihr Dichter seid so sensibel.“
    „Was?“
    „Nur eine alberne Bemerkung.“
    „Ach so.“ Ihre Klarheit nahm sichtlich ab. „Erzählen Sie mir von dieser, ähm, Sexsucht.“
    Sie gab eine Art Grunzen von sich. „Eines kann ich Ihnen sagen. Nach mir war er jedenfalls nicht süchtig.“
    „Unvorstellbar. Nach wem denn dann?“
    „Da konnte man kaum den Überblick behalten. Allgemein Studentinnen wohl.“
    „Na, dann saß er ja an der Quelle. Haben Sie irgendwelche Namen?“
    „Himmel, nein. Glauben Sie, das hat mich geschert? Er war einfach nur ein herumstolzierender geiler Bock mehr, und die einzigen, die überhaupt irgendein Interesse an ihm gehabt haben können, waren dumme Mädchen.“
    „Sagt Ihnen der Name Missy Minor irgendwas?“
    „Klingt mir ganz nach einem dummen Mädchen.“ Das lallte sie schon leicht.
    „Aber der Name als solcher sagt Ihnen nichts?“ „Scheißblöde dumme Mädchen.“
    Das Fenster hatte sich geschlossen. Ich nickte. Dann nahm ich den Deckel, den der Barmann geführt hatte, holte Geld raus und zahlte. „Darf ich Sie nach Hause bringen?“
    Sie starrte in ihr Pernodglas. „Und mit reinkommen?“ „Nur nach Hause bringen.“
    „Was auch sonst. Gehen Sie einfach. Gehen Sie. Ich bleibe noch ein bisschen und nehme noch einen … für den Weg.“
    „Na dann. Danke, dass Sie mit mir gesprochen haben.“ „Jaja. Nun gehen Sie schon.“
    Ich ging.

28
    Ich saß mit Healy und Kate Quaggliosi in einem kleinen Besprechungszimmer in der Zentrale der Staatsanwaltschaft Middlesex in Woburn.
    „Für eine Anklägerin sind Sie gut gekleidet“, sagte ich. „Mein Mann praktiziert privat“, sagte sie.
    „Gut angelegt, das Geld“, sagte ich.
    Sie sah Healy an. „Wie sehen Sie das, Captain. Finden Sie, dass ich gut aussehe?“
    „Gut ist noch untertrieben“, sagte er.
    Sie lächelte. „Hui, danke. Jetzt also zu dem, was wir über das Opfer haben. Ashton Prince …“
    Ich hob die Hand.
    „Sie möchten etwas sagen?“, fragte sie.
    „Der richtige Name lautet Ascher Prinz. Seiner Frau zufolge hat er ihn geändert, weil er sich schämte, Jude zu sein.“
    „Weil er sich schämte?“, sagte Kate.
    „So hat es mir Rosalind erzählt.“
    „Rosalind“, sagte sie.
    „Ich war gestern mit ihr einen trinken.“
    „Na, Sie sind mir ja einer.“
    „Ich habe einen Vorteil. Ich darf die Leute betrunken machen.“
    „Und? War es schwierig?“
    „Schwierig wäre gewesen, sie nüchtern zu halten.“
    „Sonst noch etwas, das Sie uns wissen lassen möchten?“, fragte Kate.
    „Sein Vater ist im KZ gewesen.“
    „In welchem?“, fragte Healy.
    „Das weiß sie nicht mehr. Die klingen für sie alle gleich.“ „Himmel“, sagte Healy.
    „Gibt es da noch etwas, das ich wissen sollte?“, fragte Kate. „Letzte Woche haben zwei Männer versucht, Spenser in einen Hinterhalt zu locken, als er in sein Büro kam. Sie hatten beide dieselbe Häftlingsnummer auf den Arm tätowiert.“
    „So alt waren die?“ „Nein“, sagte ich.
    „Und wo sind die beiden jetzt?“
    „Tot“, sagte Healy. „Sie waren in der Unterzahl.“ „Unterzahl?“ Kate sah mich an. „Sie haben die beiden getötet?“
    „Ja.“
    Kate starrte mich an. „Ich will verflucht sein.“
    „Hart, aber zart“, sagte ich.
    „Und Sie meinen, es gibt

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