Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser
bitten.“
„Du wärst genug.“
„Wir wären genug für dich, so wie du jetzt bist. Alles andere ist Spekulation.“
„Du bist eine ganz schön clevere Braut.“
„Ich weiß. Du bist ein ganz schön interessanter Mann.“ „Ich weiß.“
„Vielleicht ist an uns ja mehr dran als guter Sex und ein nettes Frühstück.“
„Vielleicht sind wir die zwei interessantesten Menschen auf der Welt“, sagte ich.
„Wahrscheinlich“, sagte sie.
26
Ich saß mit einer Tasse Kaffee und einem Block gelbem Schreibpapier in meinem Büro. Ich machte eine Liste der mir bekannten Tatsachen und der offenen Fragen zum Tod von Ashton Prince. Listen machte ich immer gern. Es gab mir eine Illusion von Kontrolle.
Es gab bestimmt irgendeine Verbindung zwischen Prince und Missy Minor und vermutlich auch Winifred Minor. Und offensichtlich eine zwischen Prince und dem Museum. Es stand fast außer Frage, dass es eine Verbindung zwischen Prince und den Dieben gab, die ich nicht durchschaute. Es gab keinen Grund für sie, bei dem Austausch mit einer Bombe aufzutauchen, außer da lief mehr, als bisher zu sehen war. Und irgendwann, während ich mich in den Fall vertiefte, hatte ich ihnen irgendwie Grund gegeben, jetzt auch mich töten zu wollen.
Ein paar Spuren gab es: die beiden Killer, die jetzt in der Gerichtsmedizin lagen, und die mutmaßliche Beziehung zwischen Missy Minor und Ashton Prince. Ich schrieb das auf. Ich musste mehr über Prince und die beiden Minors rauskriegen. Ich schrieb das auf. Um mehr über Prince in Erfahrung zu bringen, würde ich noch einmal mit seiner Frau reden müssen. Mir sank der Mut. Ich schrieb es trotzdem auf. Detektivarbeit ist nicht immer schön.
Meine Bürotür ging auf. Ich legte meine Hand auf den .357-Magnum-Revolver, den ich in meiner rechten oberen Schublade aufbewahrte.
Martin Quirk kam rein. „Nicht schießen. Ich bin von der Polizei.“
„Na gut.“ Ich nahm die Hand vom Revolver.
Quirk warf einen braunen Umschlag auf meinen Schreibtisch, ging zur Kaffeemaschine auf meinem Aktenschrank und goss sich eine Tasse ein, dann setzte er sich auf einen meiner Klientenstühle und nahm einen Schluck. „Was machen Sie denn gerade so?“
„Eine Liste.“
„In Sachen Prince?“
„Ja.“
„Gibt einem das Gefühl zu wissen, was man tut, stimmt’s.“ „Es ist eine sehr ordentliche Liste.“
„Stehen auch irgendwelche Fakten drin?“
„Nein.“
„Aber sie gibt Ihnen trotzdem das Gefühl, dass Sie Fortschritte machen.“
„Genau das.“
„Das ist der Untersuchungsbericht zu den beiden Kerlen, die Sie umgenietet haben. Werfen Sie mal einen Blick drauf, was Sie davon halten.“
Ich öffnete den Umschlag und blätterte den Bericht durch. Vieles davon verstand ich nicht. „Verstehen Sie das alles?“
„Manches“, sagte Quirk.
Ich las weiter.
Quirk stand auf und holte sich noch einen Kaffee.
Als ich fertig mit Lesen war, steckte ich den Bericht in den Umschlag zurück, stand auf und goss mir selber einen Kaffee ein, setzte mich wieder und legte die Füße auf meinen Schreibtisch.
„Keine Identifizierung“, sagte ich.
„Bei beiden nicht.“
„Der eine trug Schuhe, die in Holland hergestellt werden.“
„Und zwar nicht für den Export.“
„Also ist er vielleicht Holländer.“
„Vielleicht.“
„Beide sind beschnitten.“
„Also sind sie vielleicht jüdisch.“
„Gibt aber auch viele beschnittene Gojim“, sagte ich. „Teufel noch mal, ich bin beschnitten.“
„Ich glaube, auf diese Info hätte ich jetzt lieber verzichtet.“ „Irisch-katholische Mutter“, sagte Quirk. „Sie hat wahrscheinlich darauf gehofft, dass man ihn mir komplett abnimmt.“
Ich grinste. „Und beide Männer haben eine Nummer auf den Unterarm tätowiert.“
„Eine KZ-Tätowierung. Aus Auschwitz. Ist das einzige Lager, das so was gemacht hat.“
„Aber es ist beide Male dieselbe Nummer.“
„Ich weiß.“
„Und“, sagte ich, „keiner der beiden war auch nur annähernd alt genug, um in Auschwitz gewesen zu sein.“
„Sie waren anscheinend in ihren Dreißigern.“
„Geboren also etwa fünfunddreißig Jahre nach dem Holocaust.“
„Korrekt.“
„Vielleicht ist es ja eine Gefängnistätowierung.“
„Ein Buchstabe und fünf Ziffern?“, sagte Quirk. „Und zwar fachmännisch ausgeführt. Von einem Profi.“
„Vielleicht ist es doch keine Gefängnistätowierung.“
„Auf gar keinen Fall.“
Wir schwiegen.
„Und wenn es nun eine Hommage ist?“, fragte
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