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Trügerisches Spiel (German Edition)

Trügerisches Spiel (German Edition)

Titel: Trügerisches Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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denn wenn Philip Jones wirklich etwas damit zu tun hatte, waren ihm keinerlei kriminelle Tendenzen anzusehen. Je näher sie dem Gebäude kamen, desto größer wurde ihre Furcht. Am liebsten hätte sie kehrtgemacht, doch sie zwang sich, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Auch Jay wirkte angespannt, aber er hatte seine Nerven deutlich besser unter Kontrolle. Hoffentlich wusste er, wie viel es ihr bedeutete, ihn bei sich zu haben.
    Aus der Nähe wirkte das Gebäude noch bedrohlicher. Es schien sich um eine alte Lagerhalle zu handeln, die schon seit einiger Zeit nicht mehr genutzt wurde. Fenster waren herausgebrochen, der Putz platzte von den Wänden. Die ehemals weiße Farbe war grau angelaufen, überall schien sich durch die feuchte Seeluft Schimmel anzusetzen. Normalerweise hätte sie keinen Fuß dort hineingesetzt, aber für ihren Bruder würde sie alles tun.
    Einige Meter vor dem Gebäude blieb Jay stehen und beugte seinen Kopf zu ihr hinunter. »Bleib immer dicht hinter mir. Sollte jemand anfangen zu schießen, such dir Deckung.«
    Ihr Mund wurde trocken, und sie hatte Mühe, die Worte herauszubringen. »Das hatte ich vor.«
    Jay lächelte sie an. »Gut.« Wärme stand in seinen Augen, als er sie durchdringend anblickte. »Keine Heldentaten, dein Bruder würde sicher auch nicht wollen, dass dir etwas zustößt.« Bevor sie etwas erwidern konnte, küsste er sie sanft und eindringlich. Viel zu schnell richtete er sich wieder auf. »Gehen wir.«
    Jetzt erst bemerkte sie die Waffe in seiner Hand. Ihr Herz hämmerte so laut, dass sie nichts anderes hörte, während sie beobachtete, wie Jay sich neben einem Fenster an die Wand presste. Vorsichtig schob er den Kopf vor und spähte durch die dreckige Scheibe. Wie gerade die den Vandalismus überlebt hatte, war ihr ein Rätsel. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis er sich wieder neben ihr gegen die Wand lehnte.
    Auf ihren fragenden Blick hin schüttelte er den Kopf. »Nichts zu sehen.« Seine Stimme war so leise, dass Jocelyn sie kaum verstand. Er schlüpfte um die Seite des Gebäudes, und sie beeilte sich, ihm zu folgen. Auf keinen Fall wollte sie hier alleine gelassen werden. Rasch umrundeten sie das Gebäude, doch es gelang ihnen nicht, herauszufinden, ob Kevin sich wirklich darin befand. Oder überhaupt jemand. In die Halle waren Wände eingezogen und selbst dort, wo sich keine befanden, ließen sich im Halbdunkel nur die Umrisse irgendwelchen Gerümpels, von Kisten und Gerätschaften erkennen. An einer Seite der Halle befanden sich deckenhohe Regale. Wenn es jemand wollte, konnte er Kevin irgendwo verstecken, und sie würden Stunden brauchen, um ihn zu finden. Vermutlich hatten sie das Gebäude genau deshalb ausgewählt. Trotzdem gab es nur eine Möglichkeit: Sie mussten hinein.
    Jay schien zu dem gleichen Schluss gekommen sein, denn als sie hinter dem Gebäude an einer Tür vorbeikamen, blieb er stehen. »Jocelyn …«
    »Nein, ich komme mit.«
    Anstatt noch länger mit ihr darüber zu diskutieren, nickte er knapp. Sein Gesichtsausdruck zeigte ihr, wie wenig ihm ihre Entscheidung gefiel, doch das war nicht zu ändern. Außerdem, wer sagte, dass sie hier draußen sicherer war? Sie hatte die ganze Zeit das Gefühl, beobachtet zu werden. Vielleicht war es nur Einbildung, vielleicht wartete aber auch jemand darauf, dass sie das Gebäude betraten und in die Falle tappten. Ihr Nacken kribbelte, und sie sah sich unruhig um. Die Schatten der Nachbarhäuser tauchten die Umgebung ins Dunkel, obwohl die Sonne gerade erst unterging.
    Mit angehaltenem Atem beobachtete Jocelyn, wie Jay seine Hand auf die Türklinke legte und sie herunterdrückte. Mit einem leichten Knarren schwang die Tür nach innen auf. Ein Schauer lief über ihr Rückgrat, als sie Jay rasch ins unbeleuchtete Gebäude folgte. Die Tür schlug hinter ihr mit einem dumpfen Knall zu. Der Klang hatte etwas Endgültiges, und sie wäre am liebsten gleich wieder ins Freie gestürmt. Jocelyn biss die Zähne zusammen und tastete mit einer Hand nach Jay. Erleichtert atmete sie auf, als ihre Fingerspitzen seinen Rücken berührten. Eine Weile blieben sie so stehen, während sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Durch die Fenster drang nur wenig Dämmerlicht herein, sodass sie kaum etwas erkennen konnte.
    Schließlich setzte sich Jay in Bewegung, und Jocelyn folgte ihm rasch, damit sie ihn nicht aus den Augen verlor. Etwas raschelte vor ihren Füßen und sie musste sich zwingen, nicht zurückzuspringen. Vermutlich

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