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Trügerisches Spiel (German Edition)

Trügerisches Spiel (German Edition)

Titel: Trügerisches Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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ich dir sage, dass du hereinkommen kannst, okay?«
    Jocelyn nickte zögernd. »Sei bitte vorsichtig.«
    »Das bin ich immer.« Oder zumindest meistens.
    Langsam ging er den schmalen Gang entlang von dem zu beiden Seiten Wohnungstüren abgingen. Schließlich kamen sie bei der letzten Wohnung an. Jay gab Jocelyn ein Zeichen, sich an die Wand zu lehnen und dort in Deckung zu bleiben, während er seine Hand auf den Türknauf legte und vorsichtig drückte. Die Tür bewegte sich nicht. Okay, also auf andere Weise. Da er kein Werkzeug dabeihatte, gab es nur zwei Möglichkeiten: mit Gewalt oder einem Trick. Jay betrachtete das Schloss genauer, es schien ziemlich alt zu sein, der einfache Zylinder zerkratzt. Er zog eine Plastikkarte aus seinem Portemonnaie und schob sie in den Schlitz zwischen Tür und Rahmen. Neue Sicherheitsschlösser waren so nicht zu knacken, alte Schlösser dagegen schon, zumindest, wenn die Tür nur ins Schloss gezogen war.
    Ein leises Klicken ertönte, und die Tür sprang auf. Rasch hielt Jay den Griff fest, damit sie nicht nach innen aufschwang und ihre Anwesenheit verriet. Noch einmal blickte er Jocelyn an, der die Angst ins Gesicht geschrieben stand, bevor er mit der Waffe in der Hand die Wohnung betrat. Stille umgab ihn, während er lautlos das Wohnzimmer durchquerte. Es war niemand zu sehen und nichts Auffälliges zu bemerken. Mit langsamen Atemzügen versuchte er seine Anspannung in den Griff zu bekommen. Als Detective war er schon mehrmals in solche Situationen gekommen, doch noch nie hatte er sich so vor dem gefürchtet, was er entdecken würde. Nicht seinetwegen, sondern weil er wusste, wie sehr es Jocelyn wehtun würde, wenn ihrem Bruder etwas geschehen sein sollte.
    Er liebte sie. Wie angewurzelt blieb Jay mitten im Raum stehen und versuchte sich einzureden, dass es nicht so war. Doch die Zeichen waren eindeutig: Irgendwann in den letzten Tagen hatte Jocelyn sich in seinem Herzen eingenistet. Es war völlig egal, dass sie beide heute noch sterben konnten oder eine normale Beziehung kaum möglich schien. Das änderte nichts an seinen Gefühlen.
    Ein leises Rattern riss ihn aus seinen Gedanken. Erschreckt sah er sich um, bis er erkannte, dass es nur der Kühlschrank gewesen war, der in der Kochecke stand. Verdammt, wie konnte er in solch einer Situation auch nur eine Sekunde an etwas anderes denken als an den Job? Jay setzte sich wieder in Bewegung und stieß eine weitere Tür auf. Dahinter war ein kleines Badezimmer – auch dieses leer. Blieb nur noch eine Tür, hinter der vermutlich das Schlafzimmer lag. Noch einmal holte er tief Luft und stieß dann die Tür auf. Die letzten Sonnenstrahlen schienen durch die halb geöffneten Jalousien und tauchten den Raum in ein warmes Licht.
    Mit der Pistole im Anschlag durchquerte er das Zimmer und blickte in die Schränke und unter das Bett, bis er sich vergewissert hatte, dass niemand sonst in der Wohnung war. Eilig kehrte er zum Hausflur zurück und gab Jocelyn ein Zeichen, dass sie hereinkommen konnte. Er schloss hinter ihr die Tür und lehnte sich dagegen.
    »Es ist niemand hier.«
    Jocelyn sackte gegen ihn, teils aus Erleichterung, teils aber sicher auch weil sie immer noch nicht wusste, wo ihr Bruder war und ob es ihm gut ging. »Glaubst du, er ist einfach nur unterwegs?«
    Sanft schlang Jay seine Arme um sie. »Möglich ist es. Kennst du Freunde von ihm, die du fragen kannst?«
    Sie rieb über ihren Hals. »Ich weiß nicht, ob er mit den alten Freunden noch Kontakt hat, und selbst wenn, habe ich ihre Nummern nicht.« Ratlos blickte sie sich um. »Aber vielleicht hat er hier irgendwo ein Adressbuch liegen.«
    »Sehen wir nach. Ich möchte hier so schnell raus wie möglich.«
    Methodisch suchte er die Wohnung nach einem Adressbuch ab und hatte es gerade in einer Schublade gefunden, als ein dumpfes Stöhnen ertönte. Seine Nackenhaare stellten sich auf und er wirbelte zu Jocelyn herum. Sie stand am Küchentisch und hielt einen Zettel in der Hand. Er brauchte nicht daraufzusehen, um zu wissen, dass es eine Nachricht für sie war.
    Keine Polizei. Nur Sie und Hunter, sonst ist er tot.
    Darunter stand eine Adresse im Hafenviertel.
    Jocelyn stieß einen rauen Laut aus, der so viel Schmerz enthielt, dass es Jays Kehle zusammendrückte. Mehr als alles andere wollte er ihr den Schmerz nehmen, aber im Moment hatte anderes Vorrang. Ohne zu zögern, griff Jay nach Jocelyns Hand und verließ mit ihr die Wohnung. Schweigend stiegen sie in den Jeep, den Jay zum

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