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Trügerisches Spiel (German Edition)

Trügerisches Spiel (German Edition)

Titel: Trügerisches Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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Vermutlich hätte er ihr antworten sollen, aber in diesem Moment brachte er keinen Ton heraus. Stattdessen küsste er sie noch einmal sanft, nickte Kevin und Thureau zu und bewegte sich auf die Fenster zu.
    Tief geduckt, um möglichen Kugeln zu entgehen, arbeitete Jay sich vor. Die Fenster waren bisher nur deshalb von den Flammen verschont geblieben, weil sich direkt davor kein brennbares Material befand. Seine Augen tränten dermaßen, dass er kaum etwas erkennen konnte. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass draußen keine Gefahr auf ihn lauerte, steckte er seinen Kopf hindurch und blickte nach allen Seiten. Es war niemand zu sehen.
    Entweder hatten sie sich zurückgezogen, weil in der Ferne bereits die Sirenen der Feuerwehr zu hören waren, oder sie waren gut versteckt und würden erst zuschlagen, wenn jemand herauskam. Es gab nur eine Möglichkeit, das zu testen. Rasch stemmte Jay sich hoch und kletterte vorsichtig durch die zerborstene Scheibe. Er sprang hinaus und ging gleich auf dem rissigen Asphalt in die Hocke, um ein kleineres Ziel abzugeben. Kein Laut war neben dem Rauschen des Feuers zu hören. Die Waffe immer noch in der Hand richtete Jay sich langsam auf. Als wieder nichts passierte, entschied er, dass er es riskieren musste. Den anderen blieb nicht mehr viel Zeit.
    Mit einem kräftigen Fußtritt brach Jay die Tür auf und lief nach einem tiefen Atemzug frischer Luft wieder ins Gebäude. Das Herz hämmerte in seiner Brust, als er sah, dass sich die Flammen an den Regalen noch weiter in die Höhe gefressen hatten und inzwischen mehrere Meter hoch waren. Erste Flammen züngelten bereits an den hölzernen Dachbalken. Nicht lange und das Dach würde in sich einstürzen. Rasch lief er zu der Stelle zurück, an der die anderen auf ihn warteten.
    »Joss?« Seine raue Stimme war über dem Zischen und Knacken der Flammen kaum zu verstehen. Furcht rieselte durch seinen Körper, dass er Jocelyn und die beiden Männer nicht wiederfinden könnte. Fast blind stolperte er vorwärts und wurde von einem festen Griff um seinen Arm aufgehalten.
    »Wir sind hier.« Thureaus schweißnasses Gesicht tauchte neben ihm auf. »Wie sieht es draußen aus?«
    »Scheint ruhig zu sein. Wir müssen es versuchen, bevor das Feuer bis zu den Fenstern vordringt.« Wenn alles gut ging, waren sie bald hier raus und in Sicherheit. »Okay, los jetzt. Joss, Kevin, ihr lauft vor, wir folgen euch.« Thureau würde seine Hilfe brauchen, und er wollte, dass Jocelyn und ihr Bruder sich so schnell wie möglich in Sicherheit brachten.
    Jocelyn sah aus, als wollte sie protestieren, doch schließlich nahm sie nur die Hand ihres Bruders und lief geduckt los. Erleichtert atmete Jay auf und begann prompt zu husten. Schlaue Idee! Er schob seinen Arm um Thureaus Taille und ging mit ihm in Richtung Tür. Es waren nur noch wenige Meter, als Jay über sich ein lautes Knacken hörte. Er blickte hoch und sah, wie ein brennender Holzbalken direkt auf sie zustürzte. Instinktiv stieß er Thureau zur Seite. Mit Wucht traf Jay der Balken am Rücken und brachte ihn zu Fall. Unsanft landete er auf dem Bauch, sein Kopf schlug auf den Boden. Die Luft wurde aus seiner Lunge gepresst, und er schien keinen neuen Atem schöpfen zu können. Schmerz zuckte durch seine Hand, doch er schaffte es nicht, sich zu bewegen. Aus der Ferne hörte er, wie Jocelyn seinen Namen schrie, doch er konnte nicht mehr darauf reagieren. Schwärze senkte sich über ihn.

27
    Wie in Zeitlupe sah Jocelyn, wie Jay von dem brennenden Holzbalken getroffen wurde und zu Boden ging. Erschrocken schrie sie seinen Namen und machte einen Schritt auf ihn zu. Ein Arm schlang sich um ihre Taille und hielt sie zurück.
    Wie durch Watte hörte sie die Stimme ihres Bruders. »Nicht Joss, es ist zu gefährlich. Die restlichen Balken können jederzeit runterkommen.«
    Heftig wehrte sie sich gegen seine Umklammerung. »Aber wir können ihn nicht dortlassen! Er braucht Hilfe!«
    Thureau hatte sich neben Jay gekniet und beugte sich über ihn. Schweiß glänzte auf seiner geschwärzten Haut. Irgendetwas schien er an Jays Seite zu machen, doch sie konnte es nicht genau erkennen. Thureau hob den Kopf und sah sie ernst an. Nein, oh Gott, nein!
    »Jay!« Ihre Verzweiflung war in dem Schrei deutlich zu hören.
    Kevin versuchte, sie zur Tür zu schieben. »Joss, sei vernünftig. Ich werde ihm gleich helfen, wenn du draußen bist. Jay würde wollen, dass du dich in Sicherheit bringst, das war die ganze Zeit sein

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