Trügerisches Spiel (German Edition)
bereits auf die kreuz und quer liegenden Paletten übergegriffen. Es würde nicht lange dauern, bis das gesamte Gebäude in Flammen stand, zu viel brennbares Material war überall gelagert. Sie mussten hier raus, sofort! Gegen den beißenden Rauch zog Jay das T-Shirt über seine Nase und versuchte, etwas durch seine brennenden Augen zu sehen, während er sich auf den Rückweg zu dem kleinen Raum machte.
Verzweiflung machte sich in ihm breit. Es war völlig klar, was die Verbrecher bezweckten: Sie trieben ihre Beute zur Rückseite, wo sie sie erschießen würden, wenn sie versuchten, durch die Fenster zu entkommen. Doch ihnen blieb keine Wahl, in dem riesigen Gebäude gab es keine abgeschlossenen Räume oder Feuertüren, hinter denen sie Schutz suchen konnten. Und durch die zerstörten Fenster drang ungehindert frischer Sauerstoff ein, der das Feuer innerhalb weniger Sekunden hoch auflodern ließ. Selbst wenn es ihnen gelang, sich irgendwo zu verkriechen, wo das Feuer nicht an sie herankam, würden sie am Rauch ersticken.
Vor der Tür zu dem Raum stoppte er. »Raus hier, sofort! Es brennt.«
Erleichtert sah er, dass Thureau inzwischen aufgewacht war und an die Wand gelehnt aufrecht saß. Zumindest würden sie ihn nicht tragen müssen und etwas beweglicher sein. Jocelyn, die neben ihm gekniet hatte, sprang auf. Ihr Blick glitt zu den Glasscheiben, die in Richtung des hinteren Gebäudeteils zeigten. »Ich sehe nichts.«
»Das Feuer ist auf der gesamten Vorderfront des Gebäudes, wir müssen also hinten raus.«
Kevin wurde blass. »Wo die Verbrecher warten.«
»Genau.« Jay presste die Lippen zusammen, als er die Angst in Jocelyns Gesicht sah. »Hat jemand ein Handy?«
»Ja, ich.« Kevin griff in seine Hosentasche, zog ein Smartphone heraus und tippte auf das Display. Es leuchtete auf und er starrte ungläubig darauf. »Kein Empfang.«
Verdammt! Irgendetwas in dem Gebäude musste das Funksignal blockieren. Damit blieb ihre einzige Hoffnung, dass Captain Morris seine Nachricht erhalten hatte und die Kavallerie rechtzeitig schickte.
»Was machen wir jetzt?« Unruhig blickte Kevin ihn an.
Jay versuchte, die Ruhe zu bewahren. Wenn sie in Panik verfielen, würden sie nur umso schneller ein Opfer der Verbrecher werden. »Zuerst mal ziehen wir uns in Richtung der hinteren Seite zurück, allerdings müssen wir aufpassen, dass wir nicht zu nah an die Fenster kommen. Immer unten bleiben, da ist auch die Luft besser.«
Mühsam stemmte sich Thureau mit Kevins Hilfe hoch. »Es tut mir leid, ich wollte nicht, dass so etwas passiert.«
Jay biss auf seine Zunge, um nicht zu sagen, dass er es sich hätte denken können, schließlich waren die Verbrecher zu allem bereit und immer informiert. Vermutlich hatten die Verbrecher den Zettel in Kevins Wohnung auch gefunden und waren ihnen gefolgt. Oder sie hatten ihn vorher entdeckt und hier auf sie gewartet. Aber das Wie war jetzt unwichtig. »Seid ihr bereit?«
Als Kevin nickte, führte er sie aus dem Raum in den immer dichter werdenden Rauch. »Denkt dran, bleibt möglichst weit unten und haltet euch was vor Mund und Nase.«
Während Kevin sich um Thureau kümmerte, hielt Jay Jocelyns Hand fest in seiner linken. Auf keinen Fall wollte er sie in dem Rauch und der Dunkelheit verlieren. Der Rauch trieb in Schwaden an ihnen vorbei, hinter ihnen ertönte unheilvolles Knistern, unterbrochen von lautem Krachen, wenn sich die Flammen in das Holz gefressen hatten und die Paletten zu Boden stürzten. Inzwischen hatte das Feuer auch auf die beinahe deckenhohen Regale übergegriffen. Nicht mehr lange, und auch sie würden zusammenbrechen. Durch seine tränenden Augen konnte er kaum etwas erkennen, nur sein Instinkt trieb ihn noch auf die Fenster auf der Rückseite des Gebäudes zu. Immer fester krampfte sich Jocelyns Hand um seine, er konnte ihr Zittern spüren. Mit der anderen Hand hielt sie sein T-Shirt fest im Griff. Beruhigend drückte er ihre Finger, doch er wusste, dass das nur ein schwacher Trost war.
Sowie sie sich den Fenstern näherten, flogen hier ebenfalls Brandbomben ins Gebäude. Wut und Furcht breiteten sich in Jay aus, als ihm bewusst wurde, dass sie es nicht schaffen würden. Aber das konnte und würde er nicht akzeptieren. Die Verbrecher durften nicht gewinnen! Jay blieb stehen und rieb mit dem Ärmel über seine Stirn, damit ihm der Schweiß nicht in die Augen lief. Die Hitze und der Rauch waren inzwischen fast unerträglich, es war, als säßen sie in einem Kessel und
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