Trügerisches Spiel (German Edition)
er sich, Dave hätte ihm vertraut, gemeinsam wären sie vielleicht eher dem Verbrecher auf die Spur gekommen. »Was ist mit Jones und Stapleton, haben wir sie erwischt?«
Wut war deutlich sichtbar im Gesicht des Captains zu sehen. »Nein. Wir haben ein paar ihrer Mitarbeiter verhaftet, aber sie selbst waren ausgeflogen. Eine Durchsuchung der Häuser und Büros hat keine Hinweise auf Karas Aufenthaltsort geliefert. Dafür haben wir aber einige Unterlagen gefunden, die Thureaus These untermauern.«
Verdammt! »Wo ist Thureau jetzt?«
»An einem sicheren Ort.« Bevor Jay etwas sagen konnte, sprach Morris schon weiter. »Und nein, ich werde nicht sagen, wo das ist. Das wissen nur ich und diejenigen, die den Schutz übernehmen.«
Es nervte Jay, dass er nicht informiert wurde, aber er brachte nicht die Energie auf, dagegen zu protestieren. »Was ist mit Jocelyn und ihrem Bruder?«
Beinahe etwas wie Mitgefühl huschte über Morris’ Gesicht. »Ebenfalls in Sicherheit, allerdings nicht mit Thureau zusammen. Wir passen gut auf sie auf, Hunter, keine Angst.«
Doch, er hatte furchtbare Angst um sie, solange die beiden Verbrecher noch auf freiem Fuß waren, aber es würde nichts bringen, das zu sagen. Erst wenn er in ihrer Nähe war und selbst für ihre Sicherheit sorgen konnte, würde er wieder Ruhe finden. »Was passiert, wenn wir Jones und Stapleton nicht finden?«
Die Falten in Morris’ Gesicht wurden tiefer. »Dann werden sie neue Identitäten bekommen.« Auf Jays Blick hin lenkte er ein. »Aber wir werden sie finden.«
Jay war sich da nicht so sicher, aber er sagte nichts dazu. »Laut dem Arzt wird es wohl einige Zeit dauern, bis ich wieder dienstfähig bin.«
»Das habe ich gehört.« Morris stand auf. »Erholen Sie sich erst mal und dann sprechen wir darüber, wie es weitergeht.«
Mist, das hörte sich nicht so an, als würde sein Captain sein eigenmächtiges Vorgehen so schnell vergessen. Aber er würde es jederzeit wieder tun, wenn er dadurch Jocelyns Leben schützen konnte. »Passen Sie bitte auf Jocelyn auf, dieser Jones scheint Kontakte in den höchsten Ebenen zu haben.«
Morris nickte knapp und verließ das Zimmer.
Jay schloss die Augen. Je schneller er sich so weit erholt hatte, dass er das Krankenhaus verlassen konnte, desto besser.
28
Jocelyn hielt es einfach nicht mehr aus. Dieses Warten in einer zwar halbwegs gemütlichen, aber mit den Wachen trotzdem beengten Hotelsuite machte sie wahnsinnig. Immer wenn sie nachfragte, hieß es, es gäbe keine Fortschritte bei der Suche nach den Verbrechern. Es sagte aber nie jemand, was genau getan wurde, um Jones und Stapleton zu finden. Auch Kevin schien am Ende seiner Geduld angelangt zu sein. Inzwischen saßen sie bereits seit zwei Wochen hier, und auch wenn ihnen die Polizisten Nahrung, Zeitschriften und DVDs brachten, war es nichts anderes als ein Gefängnis.
Die ersten Tage hatten ihr nicht so viel ausgemacht, weil sie sich endlich wieder auf den neuesten Stand bringen konnte, was Kevins Leben betraf. Sie genoss es, ihren Bruder wiederzusehen und sich mit ihm unterhalten zu können. Erst jetzt fiel ihr auf, wie sehr sie das wirklich in den letzten Monaten vermisst hatte. Und mit den Wachen fühlte sie sich halbwegs sicher, die Verbrecher würden es wohl kaum wagen, sie hier anzugreifen. Wenn sie sie überhaupt finden konnten. Soweit sie es gehört hatte, war ihr Aufenthaltsort geheim.
Aber ihr fehlte Jay. Zwar bekam sie Informationen über seinen Zustand und sie war froh, dass seine Wunden so weit gut verheilten, doch sie wollte es mit eigenen Augen sehen. Mit ihm sprechen und ihm sagen, wie leid ihr alles tat. Nur ihretwegen war er so schwer verletzt worden, sie konnte es verstehen, wenn er nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte, auch wenn es noch so sehr schmerzen würde. Ihr Herz krampfte sich zusammen, als sie sich vorstellte, ihn nie mehr wiederzusehen. Das konnte auch so passieren, wenn es der Polizei nicht endlich gelang, der beiden Verbrecher habhaft zu werden. Und diesmal war nicht nur sie betroffen, sondern auch ihr Bruder.
Jocelyn warf die Zeitschrift, in der sie lustlos geblättert hatte, auf den Tisch und stand auf. Unruhig ging sie zum Fenster und blickte hinaus. Die Dächer der Nachbarhäuser flimmerten in der Hitze, die Kronen der Bäume verdeckten beinahe die Straße tief unter ihr. Wenn sie wenigstens hinausgehen könnte! Die künstlich erzeugte Kühle des Hotelzimmers schien ihr die Luft abzudrücken. Sie wollte raus, endlich
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