Trügerisches Spiel (German Edition)
Rollstuhl angewiesen zu sein. Bevor er weitere Fragen stellen konnte, trat ein Mann in weißem Kittel in den Raum, der sich als der behandelnde Arzt vorstellte. Ungeduldig lauschte Jay dessen Erklärungen zu seinen Brandverletzungen zweiten Grades an den Händen und mehreren anderen Stellen an seinem Körper, die allerdings nicht so schwerwiegend waren, und der Prellung an seinem Rücken durch den Balken und den verletzten Wangenknochen. Der Arzt löste die vorhandenen Gurte, und Jay konnte zum ersten Mal ein wenig den Oberkörper heben.
Ein genauerer Blick auf seine dick verbundene linke Hand und die nicht verbundenen, etwas schwächeren Verbrennungen an seiner rechten Hand löste Übelkeit in ihm aus. Glücklicherweise war die rechte Hand kaum betroffen, sodass er auch in Zukunft noch eine Pistole – und alles andere – halten können würde. Dafür sah sie gerade aus wie ein Nadelkissen, weil mehrere Infusionen darin steckten. Um seinen Flüssigkeitsverlust auszugleichen, wie er von dem Arzt erfuhr. Außerdem wurde ihm geraten, viel zu essen und sich zu schonen, damit seine Haut Zeit hatte, zu heilen.
Als er es nicht mehr aushielt, stellte er die Frage, die ihm am wichtigsten war: »Wann kann ich hier raus?«
Eine steile Falte erschien zwischen den Augenbrauen des Arztes. »Das Schlimme waren nicht die Verbrennungen selbst, sondern die Rauchvergiftung und die Kopfverletzung durch den Sturz. Sie lagen zwei Tage im künstlichen Koma, weil wir die Schwellung in den Griff kriegen mussten. Sie müssen noch ein oder zwei Wochen hierbleiben, je nachdem wie die Wunden an Ihrer Hand verheilen. Außerdem müssen wir dafür sorgen, dass Sie genug zu sich nehmen, um Ihren Körper wieder optimal zu versorgen. Danach werden Sie dann in eine Reha-Klinik verlegt, die sich auf die Nachsorge von Brandverletzungen spezialisiert hat.«
Jay presste die Lippen zusammen. Das hatte er befürchtet, aber er konnte sich nicht vorstellen, Jocelyn so lange allein zu lassen. Selbst wenn Clint auf sie aufpasste. Sein Bruder würde nur wenige Tage hierbleiben können, bevor er an die Ostküste zurückmusste. Danach würde sie schutzlos sein. Aber es war klar, dass er das dem Arzt nicht erzählen konnte, sonst würden sie ihn vermutlich ernsthaft anketten.
Der Arzt verabschiedete sich und bereits wenige Sekunden später kam Morris zurück. Seine Mutter küsste seine unverletzte Wange und zog sich zurück, so als wüsste sie, dass er alleine mit seinem Vorgesetzten reden musste.
Morris setzte sich in den Besucherstuhl und verschränkte die Arme über der Brust. »So, jetzt erzählen Sie mir endlich, warum Sie meine Frau angerufen haben und nicht mich direkt. Dann hätte ich viel schneller jemanden dorthin schicken können und das wäre alles nicht passiert.«
Jay drehte sich auf seine Seite, um den Captain besser sehen zu können, und zuckte zusammen, als er gegen seine Hand stieß. »Ich konnte es nicht … riskieren. Es gibt mindestens ein Leck im Department, und ich wollte verhindern, dass die Verbrecher wissen, wo wir sind.« Er verzog den Mund. »Dummerweise … wussten sie es schon vorher und haben … auf uns gewartet oder sind uns gefolgt. Ich wollte vom Lagerhaus aus … anrufen, aber irgendwas hat die Verbindung gestört.« Sein Hals kratzte vom Reden, und er nahm einen Schluck Wasser, das ihm eine Krankenschwester gebracht hatte.
Morris brummte nichts sagend. »Mit dem Leck meinen Sie Mahoney?«
Seine Kehle zog sich zusammen. »Ja. Das habe ich … aber auch erst spät gemerkt, genau genommen … hat mich Leone darauf hingewiesen.«
Morris’ Augenbrauen schossen in die Höhe. »Antonio Leone? Das müssen Sie mir später noch näher erklären.«
»Wurde Daves Tochter wirklich entführt? Ist sie inzwischen gefunden worden?«
»Ich habe Mahoney persönlich befragt, und er hat alles gestanden. Seine Tochter wurde nach der Schule abgefangen und verschleppt und Mahoney damit gezwungen, den Verbrechern alles weiterzutragen, was Sie ihm gesagt haben. Außerdem haben sie ihn die ganze Zeit überwacht und auch sein Telefon angezapft. Er hat keine Möglichkeit gesehen, Sie zu warnen, ohne das Leben seiner Tochter zu gefährden.« Morris rieb über seinen Kopf. »Bisher haben wir Kara noch nicht gefunden.«
Die Enttäuschung, von seinem Partner betrogen worden zu sein, wich dem Mitgefühl. Es musste furchtbar für Dave sein, nicht zu wissen, was mit seiner Tochter geschehen war und ob er sie je wiedersehen würde. Trotzdem wünschte
Weitere Kostenlose Bücher