Trügerisches Spiel (German Edition)
Gürtel, bis es ihr endlich gelang, ihn abzuschnallen. Vorsichtig ließ sie ihn in das Waschbecken gleiten. Nach einem letzten Blick auf die Tür griff sie an den Fensterrahmen und zog sich mühsam daran hinauf. Der Kopf passte durch das Fenster, aber ihre Schultern waren zu breit. Furcht beschleunigte ihren Atem, während sie versuchte, sich hindurchzuquetschen. Es funktionierte nicht. Aus Angst, hilflos im Fensterrahmen stecken zu bleiben, zog sie sich wieder zurück. Schwer atmend kauerte sie auf dem Waschtisch und versuchte, einen Weg zu finden, wie sie doch noch durch das Fenster passen könnte. Ein Kratzen an der Tür machte ihr deutlich, dass ihre Zeit abgelaufen war.
Panisch blickte Jocelyn sich im Raum um, doch da gab es nur die Tür und das Fenster. Wie erstarrt beobachtete sie, wie sich die Klinke senkte. Auch wenn sie abgeschlossen hatte, würde der Mörder höchstens einige Sekunden brauchen, um die Tür aufzubrechen und zu ihr zu gelangen. Sie kletterte eilig vom Waschtisch und sah sich nach etwas um, mit dem sie den Mann bekämpfen konnte. Der Toilettendeckel war aus dünnem Plastik, eignete sich also nicht als Schlagobjekt. Hatte sie in ihrem Rucksack noch das Pfefferspray? Rasch bückte sie sich und bemerkte das Regal unter dem Waschbecken, in dem frische Handtücher lagen.
Ihr Kopf ruckte herum, als der Mörder offensichtlich aufgab, leise zu sein, und an der Klinke rüttelte. In einigen Momenten würde sie tot sein, wenn sie sich nicht endlich etwas einfallen ließ! Es gab nur eine Möglichkeit: sie musste sich verstecken. Jocelyn griff sich ihren Rucksack und kroch unter das Waschbecken. Da es zu auffällig gewesen wäre, wenn sie einfach in der Mitte sitzen blieb, quetschte sie sich hinter das Regal. Eine Spanplatte bedeckte die Rückseite und verdeckte sie damit von vorne, vielleicht hatte sie Glück und der Verbrecher bemerkte sie nicht.
Mit einem lauten Krachen brach der Mörder die Badezimmertür auf. Jocelyn hielt den Atem an und versuchte, die Panik zu unterdrücken, die sie in dem dunklen, engen Spalt überkam. So leise wie möglich steckte sie ihre Hand in den Rucksack und suchte nach dem Pfefferspray oder irgendeiner anderen Waffe.
Das Waschbecken über ihr knackte, als er sich darauf stützte, wahrscheinlich um aus dem Fenster zu sehen. »Verdammtes Miststück!«
Gedämpft, aber doch deutlich waren seine Worte zu verstehen. Unwillkürlich rollte sie sich noch enger zusammen. Wenn er unter den Waschtisch blickte und sie entdeckte, war sie ihm hilflos ausgeliefert. Ein Zittern lief durch ihren Körper, das sie nicht beherrschen konnte. Je länger sie hier eingesperrt war, desto weniger Luft bekam sie. Nur mühsam konnte sie den Drang beherrschen herauszukriechen, egal ob der Verbrecher noch da war oder nicht. Nein, Matthews Opfer durfte nicht umsonst gewesen sein.
Erschrocken zuckte sie zusammen, als der Verbrecher mit Wucht gegen das Regal trat. Die Hand vor den Mund gepresst unterdrückte sie einen Schrei. Mühsam kontrollierte sie ihre Atmung, traute sich aber nicht, sich zu bewegen, falls der Mann nach unten sah.
Nach scheinbar unendlich langer Zeit verließ er endlich das Badezimmer. Die Geräusche aus dem anderen Raum deuteten darauf hin, dass er ihn durchsuchte. Schließlich ertönte ein letzter Knall, dann war es still. Hatte der Verbrecher das Zimmer verlassen? Oder war das nur ein Trick, um sie herauszulocken? Nein, er dachte sicher, dass sie durch das Fenster geflohen war, und würde sie jetzt draußen suchen. Schließlich hielt Jocelyn es nicht mehr aus – sie musste hier raus! Lautlos schob sie das Regal ein wenig nach vorne und blickte hinaus. Das Badezimmer war leer. Jocelyn atmete tief ein und schob ihren Kopf weiter vor. Da die Badezimmertür offen stand, konnte sie in den anderen Raum sehen. Auch er schien leer zu sein.
Ihre verkrampften Muskeln gaben schließlich den Ausschlag. Wenn sie noch weiter hier eingepfercht war, würde sie gar nicht mehr laufen können. So leise wie möglich kroch sie hinter dem Regal hervor und richtete sich langsam auf. Ihr eingeschlafenes Bein gab nach, und sie konnte sich gerade noch am Rand des Waschtisches abstützen.
Nachdem sie sich überzeugt hatte, dass sie tatsächlich allein war, setzte sie ihren Rucksack auf und humpelte ins andere Zimmer. Der Geruch nach Blut erfüllte den Raum, und sie wurde im Geiste wieder zu den schrecklichen Ereignissen in San Francisco zurückkatapultiert. Blut, das sich überall verteilte, der
Weitere Kostenlose Bücher