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Trügerisches Spiel (German Edition)

Trügerisches Spiel (German Edition)

Titel: Trügerisches Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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lassen können.« Jocelyn wandte sich zum Eingang des Imbisses um. »Wollen Sie noch länger Reden halten oder gehen wir hinein?«
    Überrascht sah sie ihn an, als er nur lachte. Sie hatte erwartet, dass er beleidigt oder wütend wäre. Seine Hand an ihrem Ellbogen drückte sanft zu. »Es scheint, als würde es Ihnen schon etwas besser gehen.« Er lächelte »Das freut mich.«
    Erstaunlicherweise hatte sie das kleine Scharmützel tatsächlich etwas belebt. Sie kam zwar immer noch vor Hunger fast um, doch die bleierne Müdigkeit und die allumfassende Angst waren für den Moment verschwunden, und sie konnte klarer denken als seit Tagen. Jay schien tatsächlich gut für sie zu sein. Seit fast einem Jahr war er der einzige Mensch, mit dem sie freiwillig mehr als drei Worte gewechselt hatte. Ganz zu schweigen davon, dass sie seit damals niemanden mehr näher als einen Meter an sich herangelassen hatte. Mit Ausnahme von Matthew, und der war ihretwegen tot. Sie war sich nicht sicher, ob sie nicht lieber ganz schnell in die andere Richtung fliehen sollte.

5
    Nachdem sie ihr Essen bestellt hatten und die Getränke vor ihnen standen, lehnte Jay sich vor und betrachtete Ann aufmerksam. Sie schien etwas lebhafter zu sein als vorher, doch noch immer machte ihm ihre Blässe Sorgen. Sein Blick fiel auf ihre schmalen Hände, deren elegante Finger in kurzen Nägeln endeten. Schließlich hielt er es nicht mehr aus. »Wieso haben Sie sich ausgerechnet an mich gewandt?«
    Ann schürzte die Lippen, während ihre Augen durch den Raum wanderten, bevor sich ihr Blick auf ihn legte. »Ich habe mich gefragt, wem ich hier in San Francisco vertraue – und wer mir nicht so nah ist, dass ich ihn nicht mit hineinziehen kann, ohne Aufsehen zu erregen.«
    Jay runzelte die Stirn. »Aber Sie kennen mich doch gar nicht.«
    »Nicht persönlich, das stimmt.«
    Langsam verlor Jay die Geduld. »Sagen Sie mir jetzt endlich, woher Sie meinen Namen haben, oder muss ich noch länger darauf warten?«
    Sie verschränkte ihre zitternden Finger auf der Tischplatte miteinander und beugte sich leicht vor. »Als ich nicht wusste, an wen ich mich wenden sollte, fiel mir wieder ein, dass meine Freundin Katherine öfter Ihren Namen erwähnt hat.«
    »Hat Katherine auch einen Nachnamen?«
    Anns Augenbrauen schoben sich zusammen. »Wie viele Katherines kennen Sie denn?«
    »Genug. Also?«
    »Katherine Anderson.«
    Jay bemühte sich, keine Reaktion zu zeigen, auch wenn alles in ihm darauf drängte zusammenzuzucken. Vor einigen Jahren waren sie für kurze Zeit miteinander ausgegangen, doch er hatte die Sache schnell beendet, als ihm klar wurde, dass Katherine mehr wollte, als er zu geben bereit war. »Was hat sie Ihnen über mich erzählt?« Nicht, dass er das wirklich wissen wollte.
    »Sie sagte, dass man sich jederzeit auf Sie verlassen kann …«
    »Tatsächlich?«
    »… außer wenn es um Beziehungen geht.« Ein schwaches Lächeln huschte über Anns Gesicht, als sie seinen Gesichtsausdruck wahrnahm. »Was ich brauche, ist jemand, der mich beschützen und herausfinden kann, wer hinter mir her ist, keinen Liebhaber. Daher dachte ich, Sie sind ein geeigneter Kandidat.«
    Nein, offensichtlich brauchte sie keinen Liebhaber mehr, schwangerer ging es kaum. Jay öffnete den Mund und schloss ihn wieder, als ihm bewusst wurde, dass er zurückschlagen wollte. Sein Ruf hatte ihn bisher nie gestört, warum sollte es ihm etwas ausmachen, wenn dieses bemitleidenswerte Bündel Frau glaubte, er wäre nicht beziehungsfähig? Er fand sie noch nicht mal attraktiv … Jay holte tief Luft, als ihm ihr wissender Blick bewusst wurde. Es schien, als hätte sie genau erkannt, was in ihm vorging, und wartete nur auf seinen Ausbruch.
    So ruhig wie es ihm möglich war, setzte Jay das Gespräch fort. »Wer ist hinter Ihnen her und warum?«
    Ann überprüfte, ob jemand in der Nähe war, und beugte sich dann noch weiter vor. »Bevor ich Ihnen das erzähle, muss ich wissen, ob Sie mir helfen werden. Denn wenn Sie es nicht tun, kann ich Ihnen nichts sagen.«
    »Dann drehen wir uns im Kreis, denn ich kann erst entscheiden, ob ich Ihnen helfen kann, wenn ich weiß, worum es überhaupt geht.« Jay schob den Kopf vor, bis seine Nase fast ihre berührte. »Sie haben mich aufgesucht, weil Sie ein Problem haben und Sie sonst niemanden kennen, an den Sie sich wenden könnten. Ich würde sagen, Ihre Optionen sind beschränkt.«
    »Sie haben Recht.« Ann befeuchtete ihre Lippen mit der Zunge. »Haben Sie von

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