Trügerisches Spiel (German Edition)
Hilfe brauchst, melde dich.«
»Das werde ich, danke.« Jay legte eine Hand auf Chris’ Schulter. »Das Gleiche gilt auch für dich. Ich bin zwar nur Polizist, aber wer weiß.«
Chris neigte den Kopf.
Jay wünschte ihm eine gute Nacht und stieg dann die Stufen ins Dachgeschoss hinauf. Die langen Stunden und die Sorge um Jocelyn machten sich langsam bemerkbar, und er konnte es kaum erwarten, ins Bett zu kriechen. Leise öffnete er die Tür des Gästezimmers und trat ein. Ein schmaler Lichtstreifen drang aus dem angeschlossenen Badezimmer und beleuchtete das Bett. Jay stieß einen lautlosen Seufzer aus, als er sah, dass es ein schmales Doppelbett war und es keine andere Schlafmöglichkeit in dem kleinen Zimmer gab. Inzwischen war er aber so müde, dass er kein Problem damit hatte, sich ein Bett mit Jocelyn zu teilen. Mit ein bisschen Glück würde sie es gar nicht bemerken.
Rasch machte er sich im Bad fertig und zog sich dann bis auf Boxershorts und T-Shirt aus. Vorsichtig kroch er ins Bett und breitete den Zipfel der Bettdecke über sich aus, den Jocelyn nicht für sich beanspruchte. Lange Zeit starrte er an die Schräge über sich, während die Anspannung aus seinem Körper wich. Nur langsam kamen seine Gedanken zur Ruhe, und er glitt in den Schlaf.
Ohne Vorwarnung war Jay plötzlich wieder hellwach. Es dauerte eine Weile, bis er sich orientiert hatte und bemerkte, dass keine Gefahr drohte. Die unterdrückten Laute kamen von Jocelyn, die sich unruhig herumwälzte. Sein erster Impuls war, sie zu wecken, doch er erinnerte sich gerade noch rechtzeitig daran, dass das für seine Weichteile sehr unangenehm werden konnte. Um ihr Knie abzufangen, zog Jay sein Bein an und schaffte damit eine Barriere, bevor er Jocelyn sanft an der Schulter berührte. Sie gab einen verzweifelten Laut von sich, der ihm durch Mark und Bein ging.
Noch nie hatte er es ertragen, wenn jemand litt, erst recht keine Frau. Ohne weiter über die Konsequenzen nachzudenken, schlang er einen Arm um ihre Schultern und zog Jocelyn an sich. Mit einem leisen Seufzer schmiegte sie ihr Gesicht an seinen Hals und presste ihren Körper eng an ihn. Jay erstarrte, als der Duft von ihrem Shampoo in seine Nase stieg. Da sie weiterhin zitterte, brachte er es nicht über sich, sie zurück auf ihre Seite des Betts zu schieben. Zögernd strich er mit den Fingern durch ihre Haare, um sie zu beruhigen. Ihr Atem streifte seinen Hals und verursachte bei ihm eine Gänsehaut. Jay kniff die Augen zusammen, riss sie aber schnell wieder auf, als er merkte, dass ihn das Jocelyns Berührung noch stärker spüren ließ.
Mit einem unterdrückten Stöhnen akzeptierte er, dass er diese Nacht wohl keinen Schlaf mehr finden würde. Trotzdem brachte er es nicht über sich, Jocelyn von sich zu schieben. Er würde ihr diesen Trost bieten, auch wenn es für ihn eine Tortur war. Jay vergrub seine Nase in ihren Haaren und gestand sich ein, dass es eindeutig Schlimmeres gab. Jocelyn fühlte sich gut an, warm und anschmiegsam, mit der Hand, die über seinem Herzen lag, und ihrer Hüfte, die sich an seine drängte. Er musste nur daran denken, dass sie keine seiner üblichen Freundinnen war und dies zu nichts anderem führen würde. Immerhin schien sie sich inzwischen beruhigt zu haben, denn sie zitterte jetzt nicht mehr. Eine seltsame Zufriedenheit breitete sich in Jay aus, während er in den Schlaf hinüberdämmerte.
Langsam wachte Jocelyn auf. Sie hatte überraschend gut geschlafen und fühlte sich erfrischt. Genüsslich schmiegte sie sich noch einmal tiefer in das Kissen und erstarrte. Das war kein Kissen, sondern ein warmer, menschlicher Körper! Jocelyn hatte Mühe, sich daran zu erinnern, wo sie war und wie es dazu kam, dass sie sich mit einem Mann – und am Geschlecht hatte sie keinen Zweifel, denn eines ihrer Beine lag über seinen Oberschenkeln – in einem Bett befand. Nach und nach erinnerte sie sich an die Ereignisse des Vortages und dass Jay sie zu Mel und Chris gebracht hatte, wo sie alleine im Gästebett eingeschlafen war. Jay musste nachts zurückgekommen sein und sich zu ihr gelegt haben. Da sich kein anderes Bett im Raum befand, konnte sie das sogar nachvollziehen.
Im Schlaf musste sie sich an ihn geschmiegt haben, genau genommen umschlang sie ihn mit Armen und Beinen wie eine Weinranke. Verlegene Hitze stieg in ihre Wangen bei der Vorstellung, dass er aufwachen und sie so vorfinden könnte. Zwar lag sein Arm auch um ihre Schultern und seine Finger waren in ihren
Weitere Kostenlose Bücher