Trügerisches Spiel (German Edition)
möchte gleich aufbrechen.«
»Sie ist wieder entkommen.« Die Stimme drang scheppernd durch den Lautsprecher.
Wütend hieb er mit der Faust auf das Gerät und betrachtete befriedigt die Plastikscherben. Wer stellte überhaupt solch einen Schrott her? Man sollte sie alle verklagen. Genervt nahm er den Telefonhörer in die Hand. »Wie ist das möglich? Und sagen Sie mir nicht, dass eine einfache Sekretärin einen Profi dreimal hintereinander zum Narren halten kann.«
»Nein, natürlich nicht. Sie war nicht in der Wohnung. Wir haben versucht, dem Detective zu folgen, doch er ist uns entwischt. Danach wimmelte es dann vor der Wohnung von Polizisten, und wir mussten uns zurückziehen. Hunter muss die Frau woanders untergebracht haben. Wir sind schon dabei, seine Kontakte zu überwachen.«
Er lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück und rieb mit einer Hand über seine Augen. »Wunderbar. Und was machen Sie, wenn Sie keine Spur von der Frau finden? Ich glaube, ich muss Ihnen nicht noch einmal klarmachen, wie wichtig es für mich ist, dass sie für immer verschwindet.« Schließlich hing seine ganze Zukunft davon ab, dass sie nie darüber aussagte, was sie gesehen hatte. Als sein Gesprächspartner schwieg, vervielfachte sich sein Ärger. »Oder muss ich das? Sie wurden mir als einer der besten in diesem Bereich empfohlen, aber bisher habe ich noch nichts gesehen, das diese Meinung stützt.«
»Woher sollte ich wissen, dass sie hierher zurückkehren würde? Und sich dann auch noch mit diesem verdammten Polizisten zusammentut. Ich habe bisher noch keinerlei Verbindung zwischen den beiden finden können.«
Seine Finger krampften sich um den Hörer. »Ich bezahle Ihnen viel Geld dafür, genau solche Probleme zu erkennen und wenn nötig zu beseitigen. Und zwar, bevor sie so groß werden, dass ich zu härteren Maßnahmen greifen muss oder die Gefahr besteht, dass etwas davon auf mich zurückfällt.« Seine Stimme war mit jedem Wort lauter geworden. »Habe ich mich verständlich ausgedrückt?«
»Ja.«
Mühsam versuchte er sich zu beruhigen. »Gut. Und was genau werden Sie jetzt tun?«
»Ich habe jemanden postiert, der die Wohnung des Detectives überwacht. Genauso den Arbeitsplatz. Mein Kontaktmann wird es mir sofort melden, wenn sich etwas Neues ergibt oder die Frau irgendwo auftaucht.«
»Ich will alles über diesen Detective Hunter wissen, ist das klar?«
»Natürlich. Ich melde mich, sobald ich etwas erfahre.« Die Verbindung brach ab.
Langsam ließ er den Hörer sinken und stützte das Gesicht in die Hände. Wann hatte alles begonnen, so schiefzugehen? Vor einem Jahr im Fahrstuhl des Bürogebäudes? Nein, es hatte bereits früher begonnen. Zuerst war ihm alles so einfach und harmlos erschienen, eine gute Möglichkeit, viel Geld zu verdienen, ohne etwas dafür tun zu müssen. Doch dann hatte sich die Sache verselbständigt, es waren immer mehr und immer riskantere Geschäfte geworden. Bis ihnen jemand auf die Spur gekommen war.
Er hatte damals die Bedrohung ausschalten müssen – und Mord war die sicherste Methode gewesen. Es hätte alles erledigt sein können, aber jetzt kam die Sache wieder hoch und konnte ihn alles kosten, wofür er seit langer Zeit gearbeitet hatte. Das durfte er nicht zulassen. Und wenn er dafür einen Detective aus dem Weg räumen lassen musste, ließ sich das nicht ändern. Nur schien jeder Versuch, die Sache zu vertuschen, eine weitere Beseitigungsaktion nach sich zu ziehen, und machte alles komplizierter. Mit zitternden Fingern goss er sich einen Cognac ein und trank ihn in einem Zug aus. Und wenn schon. Seinen Lebensstil zu bewahren, war ihm noch viel mehr wert.
9
Während der Reise hatte Jocelyn noch mehrmals gefragt, wohin sie überhaupt fuhren, doch Jay hatte ihr nie darauf geantwortet. Sie wusste nur, dass sie inzwischen mehrere Bundesstaaten durchquert hatten und immer noch weiter Richtung Nordosten fuhren. Sie waren jetzt in Montana angekommen, und die Sonne ging langsam unter. Sie war müde, hungrig und langsam ein wenig irritiert, weil er ihr nicht endlich reinen Wein einschenkte. Was hatte er davon, ihr sein Ziel zu verheimlichen? Vor allem fragte sie sich, ob es nicht ein Fehler war, sich so weit von San Francisco zu entfernen. Das hatte sie bereits in Mitchell versucht, und es hatte nicht funktioniert.
»Darf ich jetzt endlich …?«
Zur gleichen Zeit setzte Jay an. »Wir sind …«
Sie blickten sich an und Jay grinste. »Falls du fragen wolltest, wann wir da
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