Trügerisches Spiel (German Edition)
festnageln. Und dann wird er uns sagen, wer sein Auftraggeber war.«
Jocelyn hob ihren Kopf und blickte ihn verwirrt an. »Ich dachte, das wissen wir schon. Leone.«
Jay starrte konzentriert an die Decke, während er noch einmal das Gespräch mit Ferro Revue passieren ließ. Irgendetwas an der ganzen Sache stimmte nicht, nur konnte er nicht den Finger darauf legen. Ferro war seit zwanzig Jahren einer von Leones engsten Vertrauten. Es passte einfach nicht, dass er jetzt überlaufen und seinen Freund an die Polizei verraten sollte. Schon gar nicht auf diese Art und Weise. Wenn, dann wäre das heimlich geschehen und nicht am helllichten Tage, mitten in San Francisco. Und was hatte er damit gemeint, dass Jay auf der falschen Spur war? Vor allem aber der letzte Satz gab Jay zu denken. ›Wir haben nichts mit …‹ Was hatte Ferro sagen wollen? Dass sie nichts damit zu tun hatten? Wenn er den Fahrstuhlmord gemeint hatte, wer sollte sonst der Auftraggeber gewesen sein?
Nein, es waren sich alle einig gewesen, dass nur Leone in Frage kam. Der Mörder hatte schon einmal für den Mafiaboss gearbeitet, warum sollte es diesmal anders gewesen sein? Es war alles völlig logisch, und normalerweise würde er gar nicht weiter darüber nachdenken. Schon allein, weil er Leone mehr als jeden anderen im Gefängnis sehen wollte. Aber da war dieser Hauch von Zweifel, der sich durch Ferros Tod verstärkt hatte. Begonnen hatte es damit, dass er sich gefragt hatte, warum Leone Jocelyn überhaupt töten sollte. Sie konnte nichts gegen ihn aussagen, es wäre also völlig sinnlos gewesen, sie ermorden zu lassen. Trotzdem hatte sie während des Prozesses Drohbriefe bekommen, und es waren Anschläge auf sie verübt worden, sodass sie ins Zeugenschutzprogramm gekommen war. Es musste jemand sein, der mächtig genug war, ihren Aufenthaltsort herauszufinden. Was sicher auf Leone zutraf, nur passte das irgendwie nicht zusammen. Was, wenn jemand ganz anderes dahintersteckte, der offensichtlich die richtigen Kontakte hatte und auch nicht davor zurückschreckte, unschuldige Frauen, US-Marshals oder Polizisten zu töten? Das würde die ganze Situation noch gefährlicher machen, denn dann kannte Jay den Gegner nicht und wusste nicht, wie er reagieren würde.
»Jay?« Sie hatte ihn inzwischen zum wiederholten Male angesprochen, aber er reagierte überhaupt nicht darauf. Irgendetwas beschäftigte ihn, das konnte sie ihm deutlich ansehen.
Endlich drehte er ihr sein Gesicht zu, seine Augen trafen ihre. »Ja?«
Der Ausdruck darin verstärkte ihre Sorge. »Was hast du mir nicht erzählt?«
»Nichts. Es ist nur …« Er rieb über seine Stirn. »Ich hatte den Eindruck, Ferro wollte mir sagen, dass Leone nichts mit den Morden zu tun hatte.«
»Und du glaubst ihm?«
»Das weiß ich eben nicht. Aber welchen Grund hätte er sonst haben können, sich mit mir zu treffen? Er wollte sich offensichtlich nicht von Leone abwenden, wie ich es zuerst gedacht hatte, also warum sollte er das Risiko eingehen, wo er doch wusste …« Jay brach ab und blickte wieder an die Decke.
»Was?« Als er nicht antwortete, beugte sie sich über ihn. »Komm schon, Jay, denkst du nicht, ich sollte alles wissen, was mit Leone zusammenhängt?«
Jay sah ihr nicht in die Augen, als er antwortete. »Ich bin schon seit Jahren hinter Leone her, besonders, nachdem er einen meiner Informanten vor neun Monaten kaltblütig ermorden ließ. Ich würde alles tun, um ihn hinter Gitter zu bringen. Ferro wusste das, und trotzdem hat er sich mit mir getroffen.«
Jocelyn wurde kalt. Er würde alles tun, um Leone zur Strecke zu bringen? Jay hatte sofort zugesagt, ihr zu helfen, als er gehört hatte, wer sie war und wer vermutlich hinter den Anschlägen steckte. Es war völlig legitim, dass er seine eigenen Zwecke verfolgte, während er ihr half, und das hatte er ihr sogar gesagt, nur hatte sie irgendwann nicht mehr daran gedacht. Stattdessen hatte sie sich eingebildet, dass er es ihretwegen tat und er sich genauso zu ihr hingezogen fühlte, wie sie zu ihm. Wie hatte sie so dumm sein können, sich etwas anderes einzubilden?
Eine Hand schloss sich um ihr Handgelenk, als sie sich aufsetzen wollte. »Wo willst du hin?«
»Aufstehen.« Ihre Stimme klang gepresst, aber sie hoffte, dass Jay es nicht merkte.
»Bleib noch.« Sein Daumen strich über ihren Puls. »Ich habe die ganze Zeit im Krankenhaus daran denken müssen, wie gerne ich bei dir wäre.«
Jocelyn schnaubte in dem Versuch, vor Jay zu
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