Trügerisches Spiel (German Edition)
verbergen, wie nahe sie den Tränen war. »Das brauchst du nicht zu sagen. Ich bleibe doch sowieso hier, weil ich keine andere Möglichkeit habe, wenn ich nicht sterben will.«
Diesmal blickte Jay sie an. »Was hat das eine mit dem anderen zu tun?«
Sie wollte nicht darüber reden, aber er ließ ihr keine Wahl. »Ich verstehe, dass du Leone kriegen willst, wirklich. Und ich bin dankbar, dass du mir hilfst, am Leben zu bleiben. Alles andere ist nicht nötig.« Trotz ihrer Bemühungen, ihre Gefühle zu kontrollieren, füllten sich ihre Augen mit Tränen, als sie Jays undeutbaren Gesichtsausdruck sah.
»Jocelyn, das ist …«
Er wurde von einem Klopfen an der Tür unterbrochen, die gleich darauf aufschwang. »Guten Mor…« Angelas Augen weiteten sich, als sie Jay neben ihr im Bett liegen sah.
Verlegene Hitze stieg in Jocelyns Wangen und sie versuchte, sich von Jay loszumachen, doch sein Griff um ihr Handgelenk wurde fester.
»Morgen, Mom. Wir kommen gleich runter.« Jays Stimme klang so ruhig, als wäre er es gewöhnt, von seiner Mutter mit einer Frau im Bett überrascht zu werden.
Sorgenfalten bildeten sich auf ihrer Stirn, während ihr Blick über ihn glitt. »Was ist denn mit dir passiert? Und wie kommst du hierher, ich dachte, du wärst wieder in San Francisco.«
»Es geht mir gut, Mom. Alles Weitere erzähle ich dir beim Frühstück. Wenn du jetzt bitte …« Er hob seine Augenbrauen.
Mit einem breiten Lächeln zog Angela sich zurück, aber nicht, ohne Jocelyn noch einmal zuzuzwinkern. Als sich die Tür hinter ihr schloss, zog Jocelyn die Decke über den Kopf und stieß einen gedämpften Schrei aus. Sie hatte es so genossen, von Angela bemuttert zu werden, hoffentlich dachte sie jetzt nicht schlecht von ihr.
Jay zog die Decke weg und betrachtete ausgiebig ihr sicher knallrotes Gesicht. »Es gibt nichts, wofür wir uns schämen müssen, Jocelyn.«
»Nein?« Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen. »Wie würdest du eine Frau nennen, die schon nach wenigen Tagen mit einem fast fremden Mann im Bett liegt?«
Jay stieß einen tiefen Seufzer aus. »Erstens war ich es, der heute Nacht zu dir ins Bett geklettert ist, und zweitens ist überhaupt nichts passiert.« Lachfältchen bildeten sich in seinen Augenwinkeln. »Außer einem Kuss, den ich zumindest sehr genossen habe.«
Jocelyn schloss die Augen. »Ich wollte einen guten Eindruck auf deine Eltern machen. Sie haben mich hier so nett aufgenommen, und das Mindeste, was ich tun kann, ist, mich ordentlich zu benehmen, solange ich unter ihrem Dach lebe.« Ihr Körper spannte sich an, als sie seinen Atem auf ihren Lippen spürte.
»Was ich vorhin sagen wollte, bevor wir von meiner Mutter unterbrochen wurden: Ich weiß nicht, wie du auf die Idee kommst, dass ich versuche, dich bei Laune zu halten, indem ich so tue, als würde ich dich mögen. Ich mag dich und das hat nichts mit Leone oder sonst irgendwem zu tun. Ganz im Gegenteil, es wäre einfacher, wenn du mir egal wärst.«
Jocelyn öffnete die Augen und blickte direkt in Jays. Sein Gesicht war so nah, dass sie nur den Kopf ein wenig anzuheben bräuchte, um ihn zu küssen. Doch sie tat es nicht, sondern lag nur stumm da und versuchte zu entscheiden, ob Jay ihr die Wahrheit sagte. Sie konnte es sich kaum vorstellen, aber andererseits, was hätte er davon, sie anzulügen? Schließlich nickte sie zögernd. »Okay.«
»Gut.« Fast so etwas wie Enttäuschung breitete sich in ihr aus, als er sich aufsetzte und ihr den Rücken zudrehte. »Steh besser auf, Mom hat sicher schon jede Menge Aktivitäten für dich geplant.« Ein Lächeln lag in seiner Stimme.
Ihr Brustkorb presste sich zusammen. »Wenn sie sich jetzt überhaupt noch um mich kümmern mag, nach dem, was sie eben gesehen hat.«
Ein tiefer Seufzer drang zu ihr herüber. »Ich weiß ehrlich nicht, wie du auf eine solche Idee kommst. Erstens hat meine Mutter rein gar nichts gesehen, außer, dass wir größtenteils bekleidet in einem Doppelbett lagen, und zweitens wird sie dich ganz sicher nicht schlechter behandeln, nur weil sie jetzt weiß, dass ich dich mag. Im Gegenteil.« Jay blickte sie über die Schulter an. »Vermutlich wird sie schon unsere Hochzeit planen und Namen für die Enkelkinder aussuchen.«
Mit einem lauten Stöhnen zog sich Jocelyn wieder die Decke über den Kopf. Das wurde ja immer schlimmer! Sie würde Jays Eltern nie wieder in die Augen sehen können, wenn sie wusste, dass sie so etwas dachten. Als sie sich schließlich so weit
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