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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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berichten, was sich
zugetragen hatte, und versprach sofort rauf nach Steinenkirch zu kommen. Jetzt
brauchte er dem Polizei-Pressesprecher nichts mehr aus der Nase zu ziehen.

36
     
    Norbert Willing war wenig erfreut, als er die beiden Kriminalisten
unter der Tür seiner zur Werkstatt umfunktionierten Scheune sah. Er stand auf
einer großen Bockleiter und bückte sich in die aus zwei riesigen Metallscheiben
bestehende Apparatur. Häberle konnte sich noch lebhaft erinnern, diesen Anblick
schon einmal vor sich gehabt zu haben. Nur erschien ihm nun das seltsame Ding
weitaus größer als vor dreieinhalb Jahren. An der Decke und an den Ecken des
großen, viel zu stark beheizten Raumes hatten die Spinnweben deutlich
zugenommen. Doch auch die Zahl der elektronischen Geräte war größer geworden.
Der Kommissar erkannte im grellen Licht vieler Neonröhren einige Vorrichtungen,
in denen modulartige Geräte mit digitalen Anzeigen und einer Unmenge von
glimmenden Kontrolldioden steckten. Es war ungewöhnlich warm.
    Häberle stellte sich und den staunenden
Linkohr kurz vor, ließ die Tür ins Schloss fallen und näherte sich dem
Hausherrn. Dieser wischte sich mit dem Handrücken über die hohe Stirn und stieg
von der Leiter herab. Sein blauer Arbeitsanzug war schmutzig.
    »Ist leider noch nicht so weit, dass ich’s
Ihnen vorführen kann«, sagte er und kam den beiden Kriminalisten entgegen, »musste
umplanen, wie Sie sehen.«
    Der Kommissar nickte anerkennend. »Demnach
ist Ihr Lebenswerk noch nicht vollendet«, stellte er in Anlehnung an das
frühere Gespräch fest.
    Willing, dessen schmaler Haarkranz um den
ansonsten kahlen Kopf noch immer schwarz war, versuchte ein Lächeln: »Gut Ding
will Weile haben.« Dann schaute er die beiden unerwarteten Besucher fragend an.
    »Wir möchten uns kurz mit Ihnen
unterhalten«, sagte Häberle und blickte sich nach einer Sitzgelegenheit um.
Doch im Gewirr von Apparaten und Geräten, Computern und Kabeln, von Halterungen
und Regalen, auf denen kreuz und quer elektronische Bauteile lagen, war kein
Stuhl auszumachen. Willing forderte seine Besucher auf, mit in einen Nebenraum
zu gehen, in dem es ebenfalls viel zu warm war. Um einen alten Holztisch
standen ungeordnet mehrere Plastikstühle herum. An den Wänden hingen Poster mit
Bildern aus der Raumfahrt, dazwischen aber auch jenes riesige Porträt von
Albert Einstein, das ihn mit herausgestreckter Zunge zeigt. Ein doppelglasiges
Sprossenfenster gab den Blick auf die vernebelte Hochfläche frei. Willing
knipste die einzige Glühbirne an, deren Fassung an einem Stück Draht von der
Decke hing.
    Häberle ließ sich vorsichtig auf dem
dünnen Plastikstuhl nieder, der angesichts des Körpergewichts bedrohlich
wackelte. Linkohr nahm neben seinem Chef Platz, Willing saß beiden gegenüber und
kratzte sich auf der Glatze. »Haben Sie endlich was rausgefunden zu der Leiche
von damals?«, fragte er verlegen.
    Häberle wollte nur ungern daran erinnert
werden und runzelte die Stirn. »Nein, absolut nichts. Wir sind wegen etwas
anderem gekommen.«
    Der Mann stutzte. »Wegen etwas anderem?«
    Der Kommissar entschied sich für den
Frontalangriff: »Sie kennen Herrn Neumann und Herrn Brobeil?« Linkohr verfolgte
aufmerksam, was nun geschehen würde.
    Willing zögerte für einen Moment, wischte
sich nochmal Schweiß von der Stirn und antwortete dann: »Ja, natürlich kenn ich
die. Ist etwas mit ihnen passiert?«
    »Sie kennen sich, weil Sie alle etwas mit
dem Brummton zu tun haben?«, fuhr Häberle fort.
    »Sagen Sie jetzt bloß nicht, das sei
endlich ein Thema für die Polizei!«, höhnte Willing unwirsch.
    Häberle schüttelte den Kopf und
verschränkte die Arme. »Wenn er mit einer Straftat zu tun hat, ist er es – so
viel ist klar.«
    Linkohr begann wieder, sich Notizen zu
machen.
    Der Angesprochene verengte die Augenbrauen
und wurde unsicher. »Und – ist denn eine Straftat geschehen?«
    Der Kommissar schilderte, was sich
vergangenen Abend im Hause der Neumanns ereignet hatte. Willing zeigte sich
tief betroffen und konnte erst mit dem Hinweis, dass Lilo nichts Schlimmes
passiert sei, wieder beruhigt werden.
    »Und jetzt hätten wir von Ihnen gerne
gewusst, wer so großes Interesse daran haben könnte, dass Frau Neumann,
beziehungsweise Sie alle, die Nachforschungen nach diesem Brummton-Phänomen
einstellen sollen«, kam Häberle auf den Punkt.
    Willings Interesse schien schlagartig zu
steigen. Er sprang auf und ging die paar Schritte zum Fenster

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