Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
Vom Netzwerk:
Charakter dieses Orts
jedenfalls war zerstört, dachte der Kriminalist beiläufig.
    »Die Drohungen wurden zuletzt massiv«,
berichtete Schmidt weiter, »vor kurzem wurde nachts an seinem Auto ein Reifen zerstochen.
Das hat ihn dann endlich bewogen, Anzeige wegen Sachbeschädigung zu stellen.
Dem Kollegen vom Posten Deggingen hat er aber keinen Ton von Bedrohungen
gesagt. Auch nicht, als ihm vorletzte Nacht nun das Auto gestohlen wurde.
Deshalb war’s bei den Kollegen nur eine gewöhnliche Tagesmeldung. Ein
Autodiebstahl halt.«
    »Hat der Dreck am Stecken?«, fragte
Häberle spontan.
    »Nichts, was wir feststellen könnten«,
antwortete Schmidt und fügte hinzu: »Der Chef will übrigens, dass Sie die Sache
übernehmen.«
    Häberle nickte. »Okay, Kollege, bleiben
Sie dran. Falls Bruhn sich meldet, sagen Sie ihm, er soll sich zu einer
Öffentlichkeitsfahndung durchringen. Mit allen Konsequenzen. Foto und so
weiter. Aber natürlich nicht zu viele Details.«
    »Das brauchen Sie dem nicht extra zu sagen«,
meinte die Stimme im Lautsprecher. »Aber ich denke, der Sander wird’s schon
aufblasen.«

37
     
    Es war wirklich ein unwirtliches Wetter. Der Nebel wurde wieder
dichter, das Licht immer diffuser. Als Sander vor Lilos Haus eintraf, schlug ihm
leichter Nieselregen ins Gesicht. Mit wenigen Schritten erreichte der
Journalist die Haustür, unter der ihn bereits die blasse Frau erwartete. Nach
der herzlichen Begrüßung trat er in die angenehm temperierte und adventlich
gestaltete Diele und ging gleich auf die anderen zu, die um den Esszimmertisch
saßen. Nun waren sie also wieder in derselben Runde beieinander, wie ziemlich
genau vor einem Jahr im ›Kornschreiber‹. Sie schüttelten sich die Hände,
während Lilo sich erkundigte, was Sander trinken wolle. Er entschied sich für
ein Pils und nahm auf dem freien Stuhl neben Brobeil Platz. »So führt einen das
Schicksal wieder zusammen«, meinte der Theologe mit ernstem Gesicht.
    »Ich geb zu, ich hab die Sache etwas aus
den Augen verloren«, sagte der Journalist bedauernd.
    »So schnell vergeht die Zeit«, stellte
Winfried Neumann fest und fingerte an seiner randlosen Brille, »ich hab mit
zunehmendem Alter das Gefühl, die Zeit vergeht rasend schnell.«
    Brobeil, dessen Haare noch immer ungekämmt
waren, runzelte die Stirn: »Wir gestalten unsere Zeit selbst.«
    Lilo brachte das Bier und schenkte ein.
Dann setzte sie sich neben ihren Mann. Sanders Blick fiel durch das Fenster auf
die trübe Landschaft hinaus. Es wurde zunehmend dunkler.
    »Wir haben Sie gerufen, weil wir jetzt den
Beweis haben, dass wir auf der richtigen Spur sind«, ergriff der Theologe das
Wort und berichtete, was vergangenen Abend geschehen war. Der Journalist machte
sich Notizen und nahm zwischendurch immer wieder einen Schluck Bier. Als
Brobeil fertig war, zeigte sich Sander überrascht: »Das deutet tatsächlich
darauf hin, dass Sie in ein Wespennest gestochen haben.«
    »Genau«, meinte Lilo eine Spur zu laut und
zu schrill, »endlich sagt es jemand!« Sie stand noch immer deutlich unter dem
Eindruck der gestrigen Geschehnisse. Ihr Mann Winfried lehnte sich gelassen
zurück: »Das Bedauerliche ist nur, dass dieser Kommissar sich nur auf den
Einbruch konzentriert – und alles andere vermutlich nicht allzu ernst nimmt.
Man weiß ja, wie das abläuft.«
    »Welcher Kommissar denn?«, wollte Sander
wissen.
    »Wie hat er geheißen?«, überlegte Brobeil,
»Häberle doch, oder?« Neumann nickte.
    Der Journalist war zufrieden. »Aber ein
fähiger Kriminalist«, sagte er, »der nimmt nichts auf die leichte Schulter. Ich
kenn den schon lang.«
    »Warten wir’s ab«, kommentierte der
Theologe. »Wenigstens sollen Sie wissen, dass wir seit unserem letzten Treffen
auf geradezu dramatische Dinge gestoßen sind.«
    Sander gefiel das zunehmend, obwohl er
noch keine Ahnung hatte, wie er das Thema seinen Kollegen, vor allem aber
Redaktionsleiter Roderich Kraus schmackhaft machen sollte, der gemeinhin für
Übersinnliches und Unerklärliches keinen Draht hatte.
    »Wir müssen tatsächlich vorsichtig sein«,
fuhr Brobeil fort, jedes einzelne Wort abwägend, »denn es deutet vieles darauf
hin, dass wir gewisse Kreise ziemlich nervös gemacht haben.«
    Winfried Neumann nickte bedächtig, seine
Frau heftiger.
    »Vielleicht ist manches, was man im
Internet findet, gar nicht nur Humbug – sondern hat zumindest einen gewissen
realen Hintergrund«, erklärte der Theologe weiter, »natürlich weiß ich genauso
gut

Weitere Kostenlose Bücher