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Trugschluss

Trugschluss

Titel: Trugschluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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am Steilhang rechts vorne die finstre Wand des Himmelsfelsens
erhob. Häberle nahm das Gas weg, weil auf der viel zu breiten Ortsdurchfahrt
oftmals die Schutzpolizei ihre Lichtschranke postiert hatte.
    Er erklärte seinem Kollegen, dass dieser
Willing offenbar mal in den Verdacht geraten war, Kontakte zu Terroristen
geknüpft zu haben. Als sie den Stadtrand von Geislingen erreicht hatten,
entschied der Kommissar, dass sie sich beim dortigen Supermarkt ein schnelles
Mittagessen gönnen sollten – ein Hähnchen im Stehen. Der Parkplatz war an
diesem Samstagmittag wie üblich voll belegt. Häberle stellte den Wagen abseits
an einem Zaun ab. Die beiden Männer bahnten sich einen Weg durch die Gänge des
Supermarkts und standen geduldig an der Imbiss-Ausgabe an.
    »Wir müssen uns Unterlagen zu diesem
Brummton besorgen«, meinte Häberle, als er schließlich mit beiden Händen das
heiße Hähnchen zerlegte. Die beiden Kriminalisten hatten gerade noch ein freies
Steh-Tischen ergattern können. »Ich hab das zwar beiläufig mitgekriegt, aber
vielleicht schadet es ja nichts, wenn wir mal prüfen lassen, wie ernst dies von
den Behörden genommen wird«, meinte er.
    Linkohr hatte sich eine Backe mit Fett
verschmiert. »Ich werd nachher die Kollegen anfunken. Sollen die mal
recherchieren.«
    »Mich würde übrigens auch brennend
interessieren, ob dieser Knabe in Hohenstadt seine große Erfindung
abgeschlossen hat.«
    Linkohr schaute seinen Chef von der Seite
fragend an.
    »Perpetuum mobile«, sagte Häberle betont
langsam und wischte sich den Mund mit einer Serviette ab, »ein Ding, das ohne
Energie läuft.« Er lächelte.
    Linkohr kommentierte ohne zu zögern: »Gibt’s
nicht.«
    Häberle antwortete mit einem Werbeslogan: »Geht
nicht – gibt’s nicht.«
    Der Jungkriminalist griff diese Art von
Konversation auf: »Ich bin doch nicht blöd.«
     
    Georg Sander, der Lokaljournalist der  ›Geislinger Zeitung‹ hatte
Wochenenddienst und war wieder mal stinksauer. Das war er an solchen Wochenende
ohnehin grundsätzlich, aber das E-Mail, das er gerade auf den Bildschirm
gekriegt hatte, ließ in den üblich dürren Worten verlautbaren, dass es
vergangenen Abend in Böhmenkirch einen Überfall auf eine Frau gegeben hatte.
Ein maskierter Einbrecher, so las der Redakteur im offiziellen Pressebericht der
Polizeidirektion Göppingen, sei wohl im Schutze von Nacht und Nebel über die
eingeschlagene Terrassentür in die Wohnung eingedrungen, habe die Frau bedroht
und sie geknebelt. Weil dann zufällig ein Bekannter zu Besuch gekommen sei,
habe der Täter unerkannt flüchten müssen. Dann folgten im Text umfangreiche
Zeugenaufrufe, die doppelt so viele Zeilen in Anspruch nahmen, wie die
Schilderung des Geschehens.
    Sander schüttelte ungläubig den Kopf.
Keine Silbe darüber, was der Unbekannte mit seiner Drohung hatte bezwecken
wollen. Typisch Stock, dachte er und meinte damit den Pressesprecher der
Polizei. Er las den Text noch einmal und wurde sich bewusst, dass sich hinter
dieser Angelegenheit mehr verbergen musste. Und dies an einem Wochenende!
Eigentlich hatte er dazu überhaupt keine Zeit. Der Alleindienst, der
glücklicherweise nur alle fünf, sechs Wochen anstand, war nämlich mit
technischen Arbeiten bestückt. Layout, Umbruch, redigieren der Fremdtexte von
freien Mitarbeitern und Vereinsberichterstattern. Knochenarbeit, pflegte er zu
sagen. Wie sollte er da auch noch einen Kriminalfall recherchieren?
    Der Polizeireporter schüttelte ratlos den
Kopf. In diesem Augenblick ertönte das viel zu laut eingestellte Anrufsignal
des Telefons. Sander nahm hektisch ab und meldete sich, während er durch die
große Scheibe auf die Fußgängerzone hinabblickte, wo um diese frühe
Nachmittagszeit bereits die Lichterketten der Weihnachsbeleuchtung brannten und
sich ungewöhnlich viele Passanten tummelten. Vorne vor dem historischen Türmchen
des Alten Rathauses strahlte auch schon der Christbaum.
    »Herr Sander«, hörte er eine Stimme, die
ihm von irgendwo her bekannt vorkam, »gut, dass ich Sie erreiche.« Es war ein
Mann, der ziemlich aufgeregt erschien. »Es ist etwas passiert.« Der Journalist
griff zu seinem Kugelschreiber und einem Notizblatt.
    »Frau Neumann ist überfallen worden«, fuhr
die Stimme fort. Und dann wurde ihm klar, wer der Anrufer sein musste: Dieser
Theologe, mit dem er vor einem Jahr im ›Kornschreiber‹ gewesen war – wegen des
Brummtons. Brobeil hieß er, ja, daran erinnerte er sich.
    Sander ließ sich

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